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# taz.de -- Attentat auf iranischen Atomforscher: Teheran beschuldigt CIA
> Der Iran hat angeblich Beweise für die Unterstützung der Attentäter durch
> den US-amerikansichen Geheimdienst. Gleichzeitig droht Teheran den
> Golf-Staaten.
Bild: Wur auf Obama bei der Trauerfeier für den Atomwissenschaftler Mostafa Ah…
TEHERAN dapd/dpa/rtr | Der Iran kann nach eigenen Angaben beweisen, dass
die USA hinter dem jüngsten Anschlag auf einen iranischen
Atomwissenschaftler stecken. Zugleich hat Teheran seine arabischen Nachbarn
vor einer Aufstockung ihrer Ölfördermengen im Falle eines Iran-Ölembargos
gewarnt. "Die Folgen sind unberechenbar", zitierte die Zeitung Shark am
Sonntag den iranischen Opec-Gouverneur Mohammad Ali Chatibi.
Das iranische Außenministerium habe eine diplomatische Note an Washington
gesandt, in der es den US-Geheimdienst CIA beschuldigt, die Attentäter
unterstützt zu haben, berichtete die iranische Nachrichtenagentur IRNA am
Samstag. Dafür gebe es "Beweise und vertrauenswürdige Informationen".
Ein weiterer Brief ging laut IRNA auch an Großbritannien. Darin wird London
eine "offensichtliche Rolle" bei dem Anschlag auf Mostafa Ahmadi Roschan am
vergangenen Mittwoch vorgeworfen. Die Tötungen von iranischen
Atomwissenschaftlern hätten begonnen, nachdem der britische
Geheimdienstchef John Sawers 2010 geheime Operationen gegen den Iran
angedeutet hatte. Seit 2010 kamen mindestens vier iranische
Atomwissenschaftler bei Explosionen ums Leben.
Gleichzeitig drohte der Iran den USA, Großbritannien und Israel mit
Vergeltung. Das Land prüfe derzeit die Bestrafung der Hintermänner des
Attentats, sagte ein Sprecher der iranischen Streitkräfte, General Massud
Dschasajeri, der halbamtlichen iranischen Nachrichtenagentur ISNA. "Die
Antwort des Iran wird den Unterstützern von staatlichem Terrorismus Qualen
bereiten."
Die USA haben jegliche Verwicklung in den Anschlag bestritten. Das
britische Außenministerium verurteilte nach dem Attentat die Tötung von
Zivilpersonen. Aus Israel kamen hingegen Andeutungen zu möglichen
Geheimdienstoperationen im Iran, jedoch kein Eingeständnis einer direkten
Beteiligung.
## Drohungen an die Golfstaaten
Sollte es zu einem Ölembargo gegen den Iran kommen, sollten die
Golf-Staaten eine kluge Politik betreiben und nicht mit "Abenteurern"
kooperieren, warnte die iranische Regierung. Die EU hat sich im Prinzip auf
ein Ölembargo gegen den Iran geeinigt. Auch die USA haben bereits ihre
Sanktionen ausgeweitet, um die Regierung in Teheran zum Einlenken im
Atomstreit zu bewegen.
Einige Länder kündigten an, sich nach anderen Lieferanten umzuschauen. Die
Islamische Republik ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Opec-Förderer.
Saudi-Arabiens Ölminister Ali al-Naimi betonte, sein Land sei imstande, die
Fördermengen aufzustocken.
China setzt angesichts der wachsenden Spannungen mit dem Iran bei der
Ölversorgung künftig auf eine engere Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien.
"Beide Seiten müssen bestrebt sein, den Handel und die Kooperation
auszuweiten - bei der Förderung und Weiterverarbeitung von Erdöl und
Erdgas", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua Chinas
Ministerpräsidenten Wen Jiabao am Samstag bei einem Treffen mit dem
saudi-arabischen Regierungsmitglied Prinz Najef. China ist der größte
Abnehmer iranischen Öls.
## Inspektoren dürfen ins Land
Erstmals seit Veröffentlichung des umstrittenen Iran-Dossiers der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sollen deren Experten wieder
Atomanlagen im Land begutachten. Die Experten kämen am 28. Januar und
sollten die zweite Anlage des Landes zur Uran-Anreicherung in Fordo
untersuchen. Das kündigte das iranische Außenministerium am Samstag an. Die
USA sind nach Medienangaben zunehmend besorgt wegen eines möglichen
Überraschungsangriffs Israels gegen den Iran.
Präsident Barack Obama, Verteidigungsminister Leon Panetta und andere
hochrangige Regierungsvertreter hätten die israelische Führung deshalb
eindringlich vor den Folgen eines Militärschlags gewarnt, schrieb das Wall
Street Journal am Samstag. Hintergrund ist das umstrittene iranische
Atomprogramm.
Der Besuch der IAEA-Experten war allgemein erwartet worden. Von ihrem
Bericht dürfte abhängen, ob die internationalen Gespräche über das
iranische Atomprogramm wieder in Gang kommen. In der lange geheim
gehaltenen [1][unterirdischen Anlage Fordo], rund 160 Kilometer südlich von
Teheran, soll Uran auf bis zu 20 Prozent angereichert werden. Die Iraner
wollen die Anlage im Februar in Betrieb nehmen.
15 Jan 2012
## LINKS
[1] /Iran-beginnt-erhoehte-Urananreicherung/!85326/
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