# taz.de -- Boni der Investmentbanker: Millionengehälter trotz Krise | |
> Boni-Zeit an der Wallstreet: Die großen US-Investmentbanken präsentieren | |
> ihre Bilanzen für 2011. Die Top-Banker kriegen weiterhin Millionen. | |
Bild: Synonym für "Krise? Wo denn?": Wall Street. | |
BERLIN taz | Es sind eigentlich nur noch zwei eigenständige große | |
Investmentbanken in New York übrig geblieben: Morgan Stanley und Goldman | |
Sachs. Der Rest ist entweder bankrott oder bei Großbanken wie der Bank of | |
America oder der Deutschen Bank untergeschlüpft. | |
Diese Woche präsentierten nun die beiden übrig Gebliebenen ihre Bilanzen. | |
Das Investmentgeschäft lief mau im Jahr 2011. Zu wenig neue Firmen gingen | |
an die Börse, es gab kaum Übernahmeschlachten. Da musste die | |
Vermögensverwaltung für reiche Anleger ebenso aushelfen, wie der Handel und | |
die Spekulation mit Staatsanleihen. Die Zahlen waren also nicht so golden | |
wie im Jahr 2010, aber immer noch einträglich - vor allem für die | |
Beschäftigten. | |
Am Donnerstag stellte der Vorstandschef von Morgan Stanley, James Gorman, | |
die Zahlen für 2011 vor. Was der Einzelne verdient ist schwer abzuschätzen, | |
vor allem weil Gorman die Millionenboni für die Topleute jetzt über | |
mindestens zwei Jahre streckt. | |
So stieg die Gesamtsumme an Gratifikationen für Morgan Stanley auf 16,4 | |
Milliarden Dollar, bei einem Umsatz von 32,4 Milliarden also gut die | |
Hälfte. Die Firma hat knapp 62.000 Angestellte, für jeden bleiben im | |
Durchschnitt also etwa 265.000 Dollar zusätzlich zum Festgehalt. | |
## Nicht viel geändert | |
Dieser Durchschnitt sagt aber wenig über die Einnahmen der "Fat cats" aus, | |
der fetten Kater an der Spitze. Hier kann man sich an die Zahlen für den | |
Konkurrenten Goldman Sachs aus der Bilanz für das Vorjahr 2010 halten. Nach | |
der Finanzkrise verlangen die britischen Aufsichtsbehörden für den | |
sogenannten "Code staff" - also die Top-Risikonehmer bei den | |
Investmentbankern - eine besondere Angabe. | |
Bei Goldman Sachs gab es 2010 demnach 95 Code-staff-Leute. Die bekamen im | |
Schnitt 6,2 Millionen Dollar Bopnus in bar plus noch mal in etwa den | |
gleichen Wert an Aktien der Firma. Da ist man dann schon bei 12 Millionen | |
Dollar. Pro Jahr und Nase. Da hat sich also seit dem Fastzusammenbruch der | |
Branche im Jahr 2008 nicht viel geändert. | |
Goldman-Sachs-Vorstandschef Lloyd Blankfein legte am Mittwoch die Bilanz | |
für 2011 vor. Die 33.000 Angestellten kriegen immer noch 42 Prozent des | |
Umsatzes. Goldman Sachs rechnet Festgehalt, Bonus, Aktiengeschenke und | |
sonstige Vergünstigungen zusammen und kommt dafür auf 12,2 Milliarden | |
Dollar, 367.000 pro Jahr und Kopf, 15 Prozent weniger als im Jahr 2010. | |
Allerdings hat sich der Gewinn (nach Bonuszahlungen versteht sich) auf 4,4 | |
Milliarden halbiert und der Umsatz ist um 26 Prozent auf 28,8 Milliarden | |
gesunken. Die Erfolgsbelohnungen sinken also weit weniger als Gewinn und | |
Umsatz. | |
Man muss allerdings nicht einer reinen Investmentbank angehören, um gut zu | |
verdienen: Die profitabelste US-Bank JP Morgan Chase hat in der vergangenen | |
Woche die Zahlungen an die 26.000 Banker ihrer Investmentsparte für das | |
Jahr 2011 auf durchschnittlich 341.500 Dollar pro Kopf angegeben. Was die | |
Topleute verdient haben, werden Spezialisten in den kommenden Monaten aus | |
den dann eingereichten Detailunterlagen herausfummeln müssen. Die Deutsche | |
Bank liefert ihre Zahlen Anfang Februar. | |
20 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Reiner Metzger | |
Reiner Metzger | |
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