# taz.de -- Verwirrung über Kämpfe in Libyen: Grüne Fahnen in Bani Walid? | |
> Ehemalige Rebellen umstellen die Wüstentadt, die Gaddafi-Anhänger | |
> angeblich zurückerobert haben. Es gibt Proteste gegen den Übergangsrat. | |
Bild: Rebellen hissen ihre Flagge beim Vormarsch auf Bani Walid im September 20… | |
TRIPOLIS/BERLIN dpa/taz |Nach einem Wiederaufflammen der Kämpfe in der | |
einstigen Gaddafi-Hochburg Bani Walid haben ehemalige Rebellen die Stadt am | |
Dienstag umstellt. Der Vorsitzende des Übergangsrates der Stadt sagte im | |
libyschen Fernsehen, die Angreifer, die am Montag einen Stützpunkt der | |
"Revolutionäre" in Bani Walid angegriffen und unter ihre Kontrolle gebracht | |
hätten, gehörten zu den "Überbleibseln des Gaddafi-Regimes". Sie hätten | |
während des Krieges im vergangenen Jahr mit Seif al-Islam, einem der Söhne | |
des im Oktober getöteten Machthabers Muammar al-Gaddafi, gekämpft. | |
Ein Reporter des Nachrichtensenders Al-Arabija meldete, in den vergangenen | |
Stunden seien ehemalige Revolutionstruppen aus Bengasi und anderen Städten | |
nach Bani Walid gefahren. Sie hätten gesagt, sie wollten "die Stadt ein | |
zweites Mal befreien". Bis zum Abend seien jedoch keine Schüsse gefallen. | |
Der Innenminister der Übergangsregierung, Fausi Abdel Aal, hatte zuvor in | |
einer Fernsehansprache gesagt, wer mit dem alten Regime sympathisiere, habe | |
keine Gnade zu erwarten. Am Montag waren bei dem Angriff in Bani Walid nach | |
seinen Angaben fünf "Revolutionäre" getötet und 20 Menschen verletzt | |
worden. Bani Walid hatte neben Gaddafis Heimatstadt Sirte im vergangenen | |
Herbst zu den letzten Bastionen des alten Regimes gezählt. | |
Zuvor hatten Nachrichtenagenturen gemeldet, Bani Walid sei von Anhängern | |
Gaddafis eingenommen worden. Dabei seien fünf Personen getötet worden. | |
Auslöser der Kämpfe sei den Meldungen zufolge die Festnahme von | |
Gaddafi-Anhängern. Daraufhin hätten diese einen Stützpunkt der ehemaligen | |
Rebellen gestürmt, die Kontrolle über die Stadt übernommen und grüne Fahnen | |
gehisst. Wie Reuters hingegen am Dienstag aus Bani Walid berichtete, | |
wollten lokale Würdenträger ihre eigene Stadtverwaltung bilden. Sie lehnten | |
jeden Einfluss aus Tripolis ab und seien keine Anhänger Gaddafis. Der | |
Berichterstatter konnte keine grünen Fahnen in der Stadt entdecken. | |
## Regierungsgebäude in Bengasi gestürmt | |
Der Vorfall in Bani Walid erfolgte kurz nach heftigen Protesten gegen den | |
herrschenden Nationalen Übergangsrat (TNC) in Bengasi. Dort, im Geburtsort | |
der libyschen Revolution am 17. Februar vergangenen Jahres, hatten | |
Demonstranten am Samstag den Sitz des TNC gestürmt und die Fassade des | |
Gebäudes in Brand gesetzt. Die Protestierenden werfen dem TNC mangelnde | |
Transparenz und die Zusammenarbeit mit ehemaligen Gaddafi-Mitarbeitern vor. | |
Daraufhin kündigte der Vizepräsident des Übergangsrats, Abdel Hafes Ghoga, | |
am Sonntag seinen Rücktritt an. Er stand besonders in der Kritik. Ghoga | |
erklärte gegenüber al-Dschasira, sein Rücktritt erfolge zum Wohl der Nation | |
und sei zu diesem Zeitpunkt notwendig. Er fügte hinzu, der nationale | |
Konsens während des Aufstands habe nach Kriegsende nicht gehalten. | |
Stattdessen habe sich eine Atmosphäre des Hasses ausgebreitet. | |
Während der Übergangsrat am Sonntag in Bengasi an einem unbekannten Ort | |
tagte, warnte dessen Vorsitzender, Mustafa Abdul Dschalil, am Abend | |
gegenüber einem libyschen Fernsehsender vor neuer Gewalt. "Wir treten nicht | |
zurück, weil dies zu einem Bürgerkrieg führen würde", sagte Dschalil laut | |
afp.In Bengasi und anderen Städten Libyens kommt es seit Wochen immer | |
wieder zu Demonstrationen und Sit-Ins gegen den Übergangsrat. B.S. | |
24 Jan 2012 | |
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