# taz.de -- Kommentar Syrien und Russland: Das Scheitern war absehbar | |
> Die syrische Opposition hat die Einladung des Kreml bereits abgesagt. Von | |
> Russland wäre als Vermittler zwischen den syrischen Kriegsparteien aber | |
> ohnehin nicht viel zu erwarten. | |
Bild: Kofi Annan konnte Assad nicht einmal dazu bewegen, humanitäre Hilfe ins … | |
Russland unternimmt noch einmal einen Versuch, die syrischen Kriegsparteien | |
an einen Tisch zu holen. Der Kreml bietet sich als Vermittler an. Die | |
Zusage der Assad-Partei zu Gesprächen liegt vor, doch die Rebellen haben | |
bereits abgelehnt. Russland hat sich damit in eine schwierige Lage | |
manövriert. | |
Durch die Blockade der UN-Resolution, das Assad-Regime in seine Grenzen zu | |
weisen, machte sich Russland nicht nur bei der syrischen Opposition, der | |
Arabischen Liga und im Westen unbeliebt. Deutlicher als früher ergriff | |
Moskau die Partei eines wankenden Diktators. | |
Scheitert der Vermittlungsversuch, was absehbar ist, dann verliert Russland | |
den letzten und wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten. Käme die syrische | |
Opposition an die Macht, würde sie wohl kaum noch russische Waffen kaufen. | |
Schwerer wiegt, dass Russland als Großmacht auch aus dieser Region | |
verdrängt wird. Die internationale Rolle des Landes schrumpft, kaum gibt es | |
noch einen Grund für seine Teilnahme am Nahost-Quartett. | |
Schuld daran ist der enge Blick einer sowjetisch sozialisierten Elite, die | |
die geopolitischen Verschiebungen nicht einzuordnen versteht. Sie glaubt, | |
nur weil die USA ihre Stellung als einzige verbliebene Weltmacht verlieren, | |
würde Russland wieder Macht gewinnen. | |
Damit übersieht Moskau jedoch, dass es in der multipolaren Welt inzwischen | |
regionale Spieler gibt, die den russischen Einfluss mindern. Gegen die | |
Forderung der Arabischen Liga, in Syrien einzugreifen, findet Russland kein | |
sinnvolles Argument. Das Sperrmandat im UN-Sicherheitsrat wirkt da nur noch | |
verzweifelt. | |
Das Dilemma besteht darin, dass der Kreml sich auf die USA und den Westen | |
als fiktiven Gegenspieler fixiert. Noch immer folgt die russische | |
Außenpolitik dem Reflex: Die Gegner des Westens sind unsere Freunde. Selbst | |
wenn sie - wie im Falle des Iran - für Russland eine viel unmittelbarere | |
Bedrohung darstellen mögen als für den Westen. Moskau denkt nicht | |
strategisch. Nicht zuletzt spielen auch emotionale Motive mit. | |
Seit Jahren warnt der Kreml sein Volk vor einer potenziellen Aggression aus | |
dem Westen. Das wirkt autosuggestiv, besonders im Moment eines Umbruchs im | |
eigenen Haus. Der Strang für den irakischen Diktator Saddam Hussein und das | |
Messer für Gaddafi in Libyen hinterließen Spuren. Diese Gemengelage lässt | |
von Russland als Vermittler nicht viel erwarten. | |
30 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Klaus-Helge Donath | |
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