# taz.de -- Wulff und Geerkens: Die gemeinsame Anwaltskanzlei | |
> Eine neue Verbindung zwischen Bundespräsident Wulff und dem Geschäftsmann | |
> Geerkens: Wulff soll für eine Kanzlei tätig gewesen sein, deren Mandant | |
> und Vermieter Geerkens war. | |
Bild: Unauffällig: Wulff ganz vorne, Geerkens ganz hinten. | |
BERLIN dpa | Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen | |
Landtag, Stefan Wenzel, hat Bundespräsident Christian Wulff erneut der Lüge | |
bezichtigt. "Es wird immer offensichtlicher, dass Wulff nicht nur die halbe | |
Wahrheit gesagt hat, sondern den Landtag nach Strich und Faden hinters | |
Licht geführt hat", sagte Wenzel der Frankfurter Rundschau. | |
Zuvor hatte tagesschau.de berichtet, dass der Osnabrücker Geschäftsmann | |
Egon Geerkens Mandant und Vermieter einer Rechtsanwaltskanzlei war, für die | |
Wulff über Jahre tätig war. | |
Die Kanzlei entgegnete allerdings, dass Wulff schon seit 1994 nicht mehr | |
für sie tätig gewesen sei, auch wenn sein Name weiter im Briefkopf | |
auftauchte. Zu einem möglichen Mandatsverhältnis zu Geerkens könne die | |
Kanzlei aber keine Angaben machen. | |
Das heutige Staatsoberhaupt hatte 2008 - damals noch als niedersächsischer | |
Ministerpräsident - 500.000 Euro Privatkredit von der Unternehmergattin | |
Edith Geerkens erhalten. Im Landtag in Hannover hatte Wulff 2010 dieses | |
Darlehen aber nicht angegeben, als er nach geschäftlichen Beziehungen zu | |
Egon Geerkens gefragt wurde - und solche verneint. | |
Wulffs Verbindung mit Geerkens über die Rechtsanwaltskanzlei zeige "eine | |
weitere geschäftliche Beziehung, die dem Landtag verschwiegen wurde", | |
kritisierte Grünen-Fraktionschef Wenzel. Er hoffe, dass nun auch | |
CDU-Politiker im Bund erkennen, dass es mit Wulff so nicht weitergehe. | |
"Jeder Beamte, der solche Geschäftsbeziehungen verschweigt, muss mit dem | |
Verlust seines Arbeitsverhältnisses rechnen", sagte Wenzel. | |
Der Grünen-Politiker hatte Wulff in der Debatte über Beteiligungen der | |
Landesregierung an dem umstrittenen Promi-Treff Nord-Süd-Dialog heftig | |
kritisiert. "Wulff ist ein Lügner, und er sollte seinen Hut nehmen, bevor | |
er Recht und Gesetz und Anstand noch mehr in den Dreck zieht", hatte der | |
Grünen-Fraktionschef gesagt. Der Vorwurf hat jedoch keine juristischen | |
Konsequenzen. | |
## Anfangsverdacht der Vorteilsannahme | |
Der Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim kritisierte die Zurückhaltung der | |
Staatsanwaltschaft im Fall Wulff. "Während sie gegen den früheren Sprecher | |
Olaf Glaeseker ermittelt, wird der Verdacht gegen den Bundespräsidenten in | |
Abrede gestellt. Das ist sehr merkwürdig", sagte von Arnim der Passauer | |
Neuen Presse. "Beim Bundespräsidenten liegt nach allem, was man weiß, | |
mindestens der Anfangsverdacht einer strafbaren Vorteilsannahme vor." | |
Nach Informationen der Frankfurter Rundschau wird sich die | |
Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart mit dem BW-Bank-Kredit von Wulff | |
befassen müssen. Es seien zwei Beschwerden gegen den Beschluss der | |
Staatsanwaltschaft Stuttgart eingegangen, kein Ermittlungsverfahren gegen | |
Verantwortliche der Bank und den Bundespräsidenten wegen des Verdachts der | |
Untreue oder der Vorteilsannahme einzuleiten, sagte Staatsanwältin Claudia | |
Krauth dem Blatt. Die Generalstaatsanwaltschaft müsse innerhalb von vier | |
Wochen prüfen, ob die Beschwerden begründet seien. | |
31 Jan 2012 | |
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