# taz.de -- Einreise in USA wegen Tweets verweigert: #Access denied | |
> US-Behörden verstehen keinen Spaß. Auch nicht auf Twitter. Das erfuhren | |
> nun zwei britische Touristen, deren Tweets ein bisschen zu ernst genommen | |
> wurden. | |
Bild: Wer falsch twittert, muss leider draußen bleiben. | |
Wer schon mal versucht hat, beim Sicherheitscheck am Flughafen einen | |
Terroristenwitz zu machen, der weiß, dass Sicherheitsbehörden keinen Spaß | |
verstehen. Vor allem nicht in den USA. So erging es zwei Touristen, die | |
nach Los Angeles wollten: Sie wurden bei der Einreise verhaftet und für | |
mehrere Stunden verhört – wegen eines Tweets. | |
"Free this week, for quick gossip/prep before I go and destroy America?" – | |
"Hat noch jemand Zeit für Gossip, bevor ich Amerika zerstöre?" zwitscherte | |
der Ire Leigh Van Bryan seinen Freunden wenige Tage vorher. "Destroy" sei | |
Slang für feiern und keinesfalls als Drohung gemeint, erklärte der Ire den | |
Inhalt. Die US-Heimatschutzbehörde (DHS) nahm ihn jedoch beim Wort. | |
Bei ihrer Ankunft in Los Angeles wurden Van Bryan und seine englische | |
Begleiterin von bewaffneten Sicherheitsleuten empfangen, berichtet die | |
[1][Daily Mail]. Weil der DHS sie verdächtigte, Anschläge zu planen, wurden | |
sie für mehrere Stunden am Flughafen festgehalten und verhört. Der Daily | |
Mail gegenüber sagte Van Bryan, er hätte während der Untersuchungshaft mit | |
"mexikanischen Drogendealern" die Zelle teilen müssen. | |
Auch auf Van Bryans Tweet, er wolle "Marylin Monroe ausbuddeln", reagierten | |
die Behörden mit überraschendem Ernst: Die Aussage, die aus der Serie | |
Family Guy stammen soll, führte dazu, dass das Gepäck Van Bryans und seiner | |
Begleiterin stundenlang auf Spaten und Schaufeln untersucht wurde. Nach | |
zwölfstündigem Aufenthalt in Untersuchungshaft wurden die zwei wieder gen | |
Heimat geschickt. Einreisen ließ man sie, trotz mangelnder Beweislage, | |
nicht. | |
## Aufrüstung im digitalen Sektor | |
Die US-amerikanischen Behörden rüsten im digitalen Sektor auf. Nicht nur, | |
dass der Heimatschutz Tweets wörtlich nimmt: Die Behörde muss sich schon | |
länger mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dutzende Websites auf verdächtige | |
Inhalte zu kontrollieren. Der Nachrichtenagentur [2][Reuters] zufolge | |
zirkuliert seit November 2011 ein offizieller Report, demzufolge die | |
Heimatschutzbehörde Websites wie Facebook, Twitter, Youtube und | |
verschiedene "verdächtige" Blogs überwacht. | |
Einigen Aufholbedarf haben die amerikanischen Heimatschützer allerdings | |
noch, was die Netzwelt angeht. Im Vernehmungsprotokoll heißt es, auf Van | |
Bryans "Tweeteraccount" seien die verdächtigen Nachrichten gefunden worden. | |
Und das nicht einmal vom US-Heimatschutz. Ein anonymer Anrufer gab den | |
Hinweis zu den zweideutigen Tweets. | |
Um sich in Zukunft nicht auf Hilfe aus der Bevölkerung zu verlassen, sucht | |
auch das FBI neuerdings einen [3][App-Entwickler], der ihnen helfen soll, | |
soziale Netzwerke besser auszuspionieren. Vor allem eines soll die neue App | |
können: soziale Netzwerke wie Facebook, Myspace und Twitter nach – genau! – | |
verdächtigen Stichwörtern zu durchsuchen. | |
Leigh Van Bryan hat von der Twitter-Transparenz aber genug. Sein Account | |
ist mittlerweile geschützt. | |
1 Feb 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.dailymail.co.uk/news/article-2093796/Emily-Bunting-Leigh-Van-Bry… | |
[2] http://www.reuters.com/article/2012/01/11/us-usa-homelandsecurity-websites-… | |
[3] /US-Bundespolizei-braucht-Unterstuetzung/!86742/ | |
## AUTOREN | |
Katalina Präkelt | |
## TAGS | |
Twitter / X | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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