| # taz.de -- Syrien nach der UN-Resolution: Das Blutvergießen geht weiter | |
| > Auch nach der Verurteilung des syrischen Regimes durch die UN gehen die | |
| > Kämpfe weiter. Generalsekretär Moon sagte, es sei "fast sicher", dass | |
| > Menschenrechtsverletzungen begangen werden. | |
| Bild: Kein Ende: Zivilisten flüchten vor den Regime-Truppen. | |
| NEW YORK dapd | Auch nach der Verurteilung des syrischen Regimes durch die | |
| UN-Vollversammlung hat sich das Blutvergießen in Syrien fortgesetzt. Wie | |
| das in London ansässige Observatorium für Menschenrechte am Freitag | |
| berichtete, beschossen syrische Panzer die Rebellenhochburg Homs. Granaten | |
| schlügen in den Stadtvierteln Baba Amr, Bajada, Chaldije und Inschaat ein, | |
| hieß es. | |
| Am Donnerstagabend hatte die Vollversammlung mit überwältigender Mehrheit | |
| eine Resolution angenommen, in der sie den Rücktritt von Präsident Baschar | |
| Assad forderte und die brutale Niederschlagung der Protestbewegung durch | |
| syrische Truppen scharf verurteilte. | |
| Bei der Abstimmung am Donnerstag votierten 137 Mitgliedsstaaten für den | |
| Resolutionsentwurf, 12 dagegen. 17 Nationen enthielten sich. In dem aus 193 | |
| Mitgliedsstaaten bestehenden Gremium gibt es kein Veto. Zu den Ländern, die | |
| gegen die Maßnahme stimmten, zählten neben Russland und China auch | |
| Nordkorea, der Iran, Venezuela und Kuba. | |
| Die Resolution stützt einen Plan der Arabischen Liga, wonach Assad die | |
| Macht an seinen Vizepräsidenten übergeben soll. Zudem wird die Bildung | |
| einer nationalen Einheitsregierung innerhalb von zwei Monaten gefordert, um | |
| Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vorzubereiten, die unter | |
| internationaler Beobachtung stehen sollen. Bindend ist der Beschluss | |
| allerdings nicht. | |
| Außenminister Guido Westerwelle lobte die Annahme der Resolution als | |
| "klares Zeichen der Solidarität mit dem syrischen Volk und der Verurteilung | |
| der Gewalt" des Assad-Regimes. "Dass so viele Staaten aus der Region die | |
| Resolution unterstützen, ist ein klares Zeichen auch an diejenigen, die | |
| bisher abseitsstehen, sich nunmehr konstruktiv an den Lösungsbemühungen der | |
| Arabischen Liga zu beteiligen", sagte Westerwelle am Donnerstag in Lima. | |
| Nun müsse die Gewalt enden und ein friedlicher Wandel eingeleitet werden. | |
| ## "Fast sicher" Menschenrechtsverletzungen | |
| ## | |
| UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Resolution und warf dem | |
| Assad-Regime vor, "fast sicher" Menschenrechtsverletzungen zu begehen. | |
| Stadtviertel würden wahllos angegriffen und Krankenhäuser als Folterzentren | |
| genutzt, erklärte er in Wien. Kinder im Alter von nur zehn Jahren würden | |
| ins Gefängnis gesteckt und missbraucht. Ban forderte das syrische Regime | |
| auf, die Gewalt gegen Zivilisten zu beenden, die zwischen die Fronten von | |
| Regierungstruppen und Assads Gegnern geraten seien. | |
| Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, erklärte nach | |
| der Abstimmung: "Heute hat die UN-Vollversammlung eine klare Botschaft an | |
| das syrische Volk gesendet: Die Welt ist auf eurer Seite." | |
| China verteidigte indes sein Nein zu der Resolution. Die chinesische | |
| Regierung werde weder für Präsident Baschar Assad noch für die Rebellen im | |
| Land Partei ergreifen, sagte Außenamtssprecher Liu Weimin am Freitag in | |
| Peking. | |
| In der Resolution wird die syrische Regierung zu einem Ende der Gewalt | |
| aufgefordert und die Freilassung aller Häftlinge angemahnt, die während des | |
| seit elf Monaten andauernden Aufstands in Syrien festgenommen wurden. Zudem | |
| wird der Abzug von Truppen aus den Städten und die Gewährleistung | |
| friedlicher Demonstrationen gefordert. Beobachtern der Arabischen Liga und | |
| internationalen Medienvertretern solle uneingeschränkter Zugang | |
| gewährleistet werden. | |
| 17 Feb 2012 | |
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