# taz.de -- Hausprojekt in Mitte: Schokohasen für den Schokoladen | |
> Bis Ende März wollen Eigentümer, Senat und Bewohner eine dauerhafte | |
> Lösung für das Haus finden. Solange wird nicht geräumt. | |
Bild: Der Protest hat gewirkt: Jetzt gibt es zumindest einen Aufschub für den … | |
Der Schokoladen ist gerettet - fünf Tage vor seiner geplanten Räumung. "Ich | |
glaube nicht, dass die Verhandlungen noch scheitern", sagte Hauseigentümer | |
Markus Friedrich am Freitag der taz. Zuvor hatten Friedrich, der Senat und | |
der Schokoladen eine "Friedenspflicht" unterzeichnet: Die für Mittwoch | |
geplante Räumung des Kulturprojekts wird bis zum 31. März ausgesetzt. | |
Die Zeit soll genutzt werden, um "eine Lösung für den dauerhaften Verbleib | |
des Schokoladens in der Ackerstraße 169" zu erreichen, teilte | |
Baustaatssekretär Ephraim Gothe (SPD) mit. Die Beteiligten hätten sich | |
verständigt, "alle störenden Aktivitäten zu unterlassen". Nachdem sich vor | |
zwei Wochen der Gerichtsvollzieher für kommenden Mittwoch angekündigt | |
hatte, verhandelte Gothe über eine Rettung. Nun der Erfolg: Zu "93 Prozent" | |
habe man sich auf ein Grundstückstausch geeinigt, sagte Friedrich. Die | |
Macher des Schokoladen reagierten erleichert. "Hier herrscht große Freude", | |
sagte Sprecherin Anja Gerlich. | |
Nach taz-Informationen soll Friedrich den Großteil eines landeseigenen, | |
brachen Grundstücks nur wenige Hausnummern vom Schokoladen entfernt | |
erwerben. Die Schokoladen-Leute kaufen im Gegenzug mithilfe der Schweizer | |
Edith-Maryon-Stiftung ihr Haus. Der Deal war bereits vor einem Jahr von | |
Gothe, damals noch Baustadtrat in Mitte, ins Spiel gebracht worden - noch | |
erfolglos. "Eine Einigung steht kurz bevor", sagte auch Ulrich Kriese von | |
der Maryon-Stiftung. Die hat schon andere Projekte in Berlin gerettet: das | |
ExRotaprint im Wedding oder das Hausprojekt Rigaer Straße 78. | |
Mit der Schokoladen-Rettung würde ein 18-jähriger Clinch zwischen Friedrich | |
und dem Verein zu Ende gehen. Schon 1993, kurz nachdem der Fliesenhändler | |
das Haus erworben hatte, verteilte Friedrich erste Kündigungen. Im Januar | |
gewann er schließlich einen letzten Rechtsstreit und beauftragte die | |
Räumung. Der Schokoladen ist eines der letzten Besetzerrelikte der frühen | |
90er-Jahre in Mitte. Er beherbergt eine Konzertbühne, ein Theater, Ateliers | |
und den "Club der polnischen Versager". | |
Die Grünen begrüßten die Rettung. Der Senat müsse nun für einen | |
"vernünftigen" Abschluss des Deals sorgen, um "ein Stück nichtkommerzieller | |
Kultur zu bewahren". Die Piraten forderten, selbstverwaltete Kulturprojekte | |
nicht mehr als "Spekulationsobjekte" zu betrachten. | |
Gegen die Räumung waren breite Proteste geplant, am Samstag etwa ein | |
24-Stunden-Konzertmarathon zum Abschied. "Der wird nun einen anderen Tenor | |
haben", freute sich Mitbetreiberin Gerlich. An einer Demo am gleichen Tag | |
vor das Haus von Friedrich in Potsdam werde festgehalten, teilten die | |
Veranstalter mit. Abgesagt sind die Proteste gegen die Räumung am Mittwoch. | |
"Wer dennoch kommt", so Gerlich, "mit dem werden wir bei einem Freibier | |
feiern." | |
17 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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