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# taz.de -- Internet-Blackout in Australien: Land ohne Netz
> Millionen Australier müssen während der Hauptgeschäftszeit ohne Internet
> auskommen. Der zugrunde liegende Fehler zeigt auch ein
> Datenschutzproblem.
Bild: Ohne Internet, dafür im Freien - Arbeitsplatz in Melbourne.
BERLIN taz | Am frühen Donnerstag nachmittag brach für Millionen Kunden des
größten australischen Telekommunikationsunternehmens Telstra die Verbindung
mit dem Internet zusammen. Ursache ist nach übereinstimmenden Berichten
australischer Medien ein Fehler im Datenaustausch mit Telstras
Konkurrenzunternehmen Dodo.
Die Versendung von Datenpaketen erfolgt im Netz zwischen den verschiedenen
Internetanbietern über das [1][Border Gateway Protocol (BGP)], das die
Kommunikation zwischen der Vielzahl von Netzen, die das gesamte Internet
ausmachen, regeln soll, in Einzelfällen aber Probleme bei der Erfüllung
genau dieser Aufgabe macht.
Dodo-Manager [2][Larry Kestleman erklärte], dass anscheinend eine
unscheinbarer Hardwarefehler an einem der für den Datenaustausch gedachten
Router, einem der vielen Herzen die das Netz schlagen lassen, aufgetreten
ist. Die Folge war die Umleitung des kompletten Datenverkehrs von Telstra
ins nicht-australische Internet über das, dem Ansturm nicht gewachsene,
Dodo-Netzwerk.
## Entführungen des Internet
Dieses wiederholt auftretende Problem ist bereits in dem auch von deutschen
Anbietern benutzten BGP angelegt. So bietet das Protokoll keine
Lastenverteilung an. Das heißt, ein Datenpaket wird immer nur über einen
der möglichen Wege durchs Netz verschickt. Erklärt der Router eines
Netzwerkes sich nun verantwortlich für die Verteilung von Anfragen von oder
an bestimmte Internetadressen, kann er den Datenverkehr zu großen Teilen
oder sogar komplett an sich ziehen und es kommt zu einer Überlastung.
Derartige unbeabsichtigte "Entführungen" des Internet treten immer wieder
auf. Größere Beispiele waren die fehlerhafte Konfigurationen eines
[3][chinesischen Routers im April 2010], bei der große Teile Asiens
Verbindungsprobleme hatten und die Lahmlegung des Zugangs zu [4][Youtube im
Februar 2008] durch eine etwas zu weit ausgefallene Sperrung des
Streamingdienstes durch pakistanische Behörden.
## Das Datenschutzproblem an den Herzen des Netzes
Was diese Fehler zeigen ist, dass eine solche Umleitung des Datenverkehrs
in großen Mengen möglich ist. So ist durchaus ein Szenario denkbar, bei der
unter Verwendung des Border Gateway Protocol Anfragen beabsichtigt über
einen bestimmten Router geleitet werden. Die Kontrolle über diesen Router
würde dann das Abhören des Datenverkehrs ermöglichen.
Nutzer, die Anonymierungsdienste wie [5][Tor] verwenden, müssen sich keine
großen Sorgen um ihre Anonymität machen. Der Datenverkehr wird über so
viele Knotenpunkte abgewickelt, dass Herkunft oder Ziel eines anonym
versandten Datenpaketes nur dann von Dritten in Erfahrung gebracht werden
können, wenn diese eine Vielzahl dieser Knoten unter ihrer Kontrolle haben.
Genauso werden verschlüsselte Daten durch die Verwundbarkeit der Router im
Netz nicht gefährdet.
Das schlimmste was passieren kann, sind Ausfälle wie der in Australien, die
aber in aller Regel zügig behoben werden können. Die Unbequemlichkeit, zur
Hauptgeschäftszeit ohne Internet auskommen zu müssen ist sicher zu
verschmerzen. Das zeigen auch die, inzwischen wieder online sichtbaren,
Kommentare australischer Nutzer auf Facebook und Twitter. Die steigenden
Anforderungen an den Schutz der Nutzerdaten jedoch werden durch den
Blackout erneut herausgestellt.
23 Feb 2012
## LINKS
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Border_Gateway_Protocol
[2] http://www.brisbanetimes.com.au/technology/technology-news/dodo-takes-blame…
[3] http://www.heise.de/security/meldung/Chinesischer-Provider-entfuehrt-kurzze…
[4] http://www.ripe.net/internet-coordination/news/industry-developments/youtub…
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Tor_(Netzwerk)
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
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