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# taz.de -- Commerzbank mit Gewinn: Die Bilanztricks der Staatsbank
> Die Commerzbank macht Gewinn, boomt an der Börse und bleibt trotzdem
> Zahlungen an die Staatskasse schuldig. Attac spricht von einem
> "Hochrisikoinstitut".
Bild: Die Commerzbank schreibt in allen Kernbereichen wieder "schwarze Zahlen".
HAMBURG taz | Die Rettung der Commerzbank bleibt für den Staat ein
Zuschussgeschäft: Der Bankenrettungsfonds Soffin erhält auch in diesem Jahr
keine Dividende. Dabei erzielte das Institut allein im vierten Quartal eine
Gewinn von 316 Millionen Euro. Die Bank schreibe nun in allen Kernbereichen
"schwarze Zahlen", stellte Vorstandsboss Martin Blessing auf der
Bilanzpressekonferenz gestern in Frankfurt am Main erfreut fest.
Die zweitgrößte deutsche Bank ist in diesem Jahr mit einem Kursgewinn von
mehr als 50 Prozent klarer Spitzenreiter unter den großen deutschen
Aktiengesellschaften. Der Grund: Die Commerzbank leidet zwar weiterhin
unter ihrer maroden, verlustbringenden Tochtergesellschaft Eurohypo, die
sich mit US-Krediten verzockt hat; aber das Geschäft mit Privatkunden und
Mittelstand brummt.
Mit großen Schritten voran kam die Großbank bei der Erfüllung der höheren
Eigenkapitalvorschriften, wie sie die EU-Bankenaufsicht EBA für
systemrelevante Banken fordert. Von den 5,3 Milliarden Euro, die ihr nach
den Berechnungen der Aufseher noch Ende September fehlten, müssen durch den
Verkauf riskanter Geschäfte bis Ende Juni nur noch 1,8 Milliarden Euro
aufgebracht werden.
## Erwarteter Gewinn von 1,2 Milliarden Euro
Diese Lücke könnte schon großteils der für das erste Halbjahr erwartete
Gewinn von 1,2 Milliarden Euro schließen. Außerdem wird die wiedergewonnene
Stärke genutzt, um das Eigenkapital durch neue Aktien zu erhöhen. In der
Bilanz verbergen sich zudem milliardenschwere stille Reserven.
So wurde beispielsweise der Wert griechischer Staatsanleihen auf 26 Prozent
abgeschrieben, obwohl nach dem jüngsten EU-Griechenland-Rettungspakt etwa
50 Prozent ausgereicht hätten. Bilanztricks halfen auch, den Staat erneut
leer ausgehen zu lassen. Nach den international üblichen Bilanzregeln IFRS
weist die teilverstaatlichte Commerzbank einen Gewinn von 638 Millionen
Euro nach Steuern aus. Danach wäre an den Bankenrettungsfonds Soffin eine
Dividende von 170 Millionen zu überweisen.
Doch für die Bedienung der Staatseinlage und für die Dividenden an die
anderen Aktionäre ist bei der Commerzbank das deutsche Handelsgesetzbuch
(HGB) maßgeblich. Nach diesem hat die Bank 3,6 Milliarden Euro Verlust
erwirtschaftet. Die Commerzbank bleibe ein "Hochrisikoinstitut", das im
Fall einer Pleite die Gesellschaft erpressen könnte, kritisiert Jutta
Sundermann von Attac.
An dem Geldgiganten hält die Bundesregierung eine Sperrminorität. Trotzdem
sei die Commerzbank mit 338 Unternehmensverbindungen in Steueroasen aktiv.
Damit trage sie zur Schuldenkrise der öffentlichen Hand bei.
23 Feb 2012
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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