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# taz.de -- Kapitallücke bei der Commerzbank: Es geht auch ohne Staat
> Die Commerzbank will mit einem komplexen Plan ihr gigantisches
> Kapitalloch stopfen. Etwa die Hälfte des Geldes hat sie schon zusammen.
> Ihrer Aktie gibt das Auftrieb.
Bild: Genau nachgerechnet: Die teilverstaatlichte Commerzbank will die Vorgaben…
FRANKFURT/MAIN dpa | Die Commerzbank will erneute Staatshilfe um jeden
Preis vermeiden und ihre gigantische Kapitallücke aus eigener Kraft
schließen. Um 6,3 Milliarden Euro will der bereits teilverstaatlichte
Dax-Konzern sein Kernkapital und damit seinen Risikopuffer für Krisenzeiten
stärken.
Das ist sogar eine Milliarde mehr als die europäische Bankenaufsicht EBA
als Folge des jüngsten Stresstests von der deutschen Nummer zwei verlangt,
teilte die Bank nach einer Vorstandssitzung am Donnerstag mit. Die
Bundesregierung begrüßte die Pläne.
Die Commerzbank-Aktien reagierten mit einem Kurssprung auf die Vorlage des
Kapitalplans. Das zuletzt schwer gebeutelte Papier setzte sich am
Donnerstagvormittag mit einem Plus von mehr als zwölf Prozent an die
Dax-Spitze.
Vorstandschef Martin Blessing hatte immer wieder betont, dass er nicht noch
einmal - wie in der Finanzkrise 2008/2009 - Hilfe vom Staat in Anspruch
nehmen will. Der Bund ist derzeit noch mit 25 Prozent größter
Einzelaktionär der Commerzbank.
## Drei Milliarden hat die Bank bereits gesammelt
"Mit den eingeleiteten Maßnahmen haben wir bereits zum Jahresende 2011
knapp 60 Prozent der EBA-Kapitalanforderung erfüllt", erklärte Blessing am
Donnerstag in einer Mitteilung. Zusätzliches Eigenkapital in Höhe von 3,0
Milliarden Euro habe die Bank bereits zusammen. Weitere 3,3 Milliarden Euro
sollen im ersten Halbjahr 2012 dazukommen.
Die Milliarden kratzt die Commerzbank vor allem durch den Abbau von
Risikogeschäften und das Einbehalten von Gewinnen zusammen. In der Summe
will die Commerzbank so bis zum 30. Juni 2012 auf eine harte
Kernkapitalquote von mehr als 11,0 Prozent kommen. Die EBA verlangt von
Europas Banken zu diesem Stichtag eine Quote von mindestens 9,0 Prozent.
Allerdings bleiben Unwägbarkeiten, ob der komplexe Plan aufgeht. Wie es mit
der Sorgentochter Eurohypo weitergehen soll, die für den Großteil der
Kapitallücke verantwortlich ist, teilte die Commerzbank zunächst nicht mit.
Zudem gilt es als nicht unwahrscheinlich, dass auf die Institute im Falle
Griechenlands weitere Abschreibungen zukommen werden. Bislang preist die
Commerzbank den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen mit 48 Prozent des
Nominalwertes ein.
Bis Ende Juni will die Commerzbank unter anderem Risikoaktiva um weitere
rund 17 Milliarden Euro verringern und so den Kernkapitalbedarf noch mal um
rund 1,5 Milliarden Euro entlasten. Zudem geht die Bank davon aus, dass sie
für die beiden ersten Quartale insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro Gewinn in
den Krisenpuffer stecken kann. Dafür sollen auch die Kosten um rund 150
Millionen Euro gedrückt werden.
## Bankenaufsicht prüft die Pläne
Die Bundesregierung begrüßte das Vorhaben des Frankfurter Geldhauses. "Nun
müssen die vorgelegten Pläne zunächst aufsichtlich geprüft werden", betonte
das Finanzministerium in Berlin. Daher müssten die Prüfungsergebnisse
abgewartet werden, hieß es mit Blick auf Details des Kapitalplans. Die
Pläne werden noch diese Woche der deutschen Aufsicht BaFin zur Prüfung
vorgelegt und anschließend der EBA. Die entscheidet voraussichtlich Mitte
Februar.
Einem Bericht der Financial Times zufolge hat die EBA Zweifel, dass die
Commerzbank tatsächlich ohne neue Staatshilfe auskommt. Es erscheine "fast
unausweichlich", dass die deutsche Nummer zwei erneut darauf zurückgreifen
müsse, sagten hochrangige EBA-Beamte der Zeitung vor der Veröffentlichung
des konkreten Plans der Bank.
19 Jan 2012
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