| # taz.de -- Urteil zu Ferienwohnungen: Laute Touristen, weniger Miete | |
| > Wenn Berlinbesucher in Apartments zu laut feiern und Müll im Treppenhaus | |
| > hinterlassen, dürfen ihre Nachbarn die Miete mindern. Das hat der | |
| > Bundesgerichtshof entschieden. | |
| Bild: Urteil weist FeWo-Vermieter in die Schranken | |
| Wenn Bewohner von Ferienwohnungen zu laut werden, dürfen Nachbarn ihre | |
| Miete mindern. Das hat am Mittwoch der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden. | |
| Im konkreten Fall hatten Bewohner eines großen Wohnkomplexes in Mitte ihre | |
| Mieten um zunächst 15 und später um 20 Prozent gesenkt. Sie fühlten sich | |
| sich durch Lärm und Müll der überwiegend jungen Feriengäste gestört. Das | |
| Urteil hat keinen Einfluss auf die Frage, ob private Wohnungen | |
| grundsätzlich als Ferienwohnungen vermietet werden dürfen. | |
| Seit Jahren wird die wachsende Zahl von Ferienwohnungen in Berlin | |
| diskutiert, zuletzt auch im Wahlkampf. Kritisiert wird vor allem, dass die | |
| Ferienapartments die Wohnungsknappheit in der Stadt verstärken und die | |
| Mieten noch schneller steigen lassen. Doch auch vom Lärm, den einige | |
| Besucher in den Wohnungen machen, sind die Anwohner zunehmend genervt. Bei | |
| übermäßiger Lärmbelästigung sei eine Mietkürzung rechtens, so nun der BGH. | |
| Geklagt hatten die Bewohner eines Hauses in der Wilhelmstraße, die 1999 in | |
| ihre Wohnungen eingezogen waren. Seit 2007 werden in dem Haus möblierte | |
| Apartments an Touristen vermietet. Weil die Feriengäste mehrfach im Monat | |
| auch nachts noch bei ihnen klingelten, laute Partys veranstalteten und | |
| immer wieder Müll im Treppenhaus zurückließen, reduzierten einige Mieter | |
| die Warmmieten von 1.000 Euro um 15 bzw. 20 Prozent. Der Hauseigentümer | |
| kündigte ihnen daraufhin und klagte auf Räumung. | |
| Zunächst hatte das Amtsgericht Berlin die Klage abgewiesen. Das Landgericht | |
| gab der Klage in der nächsten Instanz jedoch statt, weil es die übermäßigen | |
| Störungen nicht ausreichend belegt sah. Diese Entscheidung hat der BGH nun | |
| kassiert. Zwar berechtige allein die Vermietung an Touristen noch keine | |
| Mietkürzung. Regelmäßige Störungen durch Lärm und Schmutz könnten aber zu | |
| einem erheblichen Mangel der Wohnung führen. Um wie viel die Miete | |
| gemindert werden darf, muss das Landgericht Berlin nun neu verhandeln. | |
| Der Berliner Mieterverein begrüßt das BGH-Urteil, weil es das Ausmaß der | |
| Beeinträchtigung durch Ferienwohnungen klarer stelle, sagte dessen | |
| Geschäftsführer Reiner Wild der taz. Das eigentliche Problem – der Lärm und | |
| die ständig wechselnden Nachbarn – werde dadurch aber nicht gelöst. „Die | |
| Mieter wollen ja keine Mietminderung, sondern eine gute Nachbarschaft“, | |
| sagte Wild. Er fordert deshalb ein endgültiges Ende der kommerziellen | |
| Nutzung von Ferienwohnungen. Dazu müsse der Berliner Senat die | |
| Zweckentfremdung von Privatwohnungen verbieten, wie es bis 2002 in Berlin | |
| bereits der Fall war. | |
| Im Haus von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) ist derzeit eine | |
| solche Vorlage in Arbeit. Allerdings ist noch ungewiss, wann diese im Senat | |
| zur Lesung vorgelegt wird, sagte dessen Sprecherin Daniela Augenstein. | |
| Zudem war der Koalitionspartner CDU bislang gegen eine solche Verordnung. | |
| Im Koalitionsvertrag war deswegen nur vereinbart worden, ein | |
| Zweckentfremdungsverbot zu „überprüfen“. | |
| 29 Feb 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Johannes Kulms | |
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