# taz.de -- Gesetz gegen Abofallen im Netz beschlossen: Warnknopf gegen Abzocke | |
> Häufig werden Einkäufer im Netz mit kostenlosen Angeboten geködert und | |
> dann mit Rechnungen überhäuft. Das soll ein neues Gesetz beenden. Doch | |
> Verbraucherschützer sind skeptisch. | |
Bild: Nicht immer einfach: Unbekümmert im Netz einkaufen. | |
BERLIN afp | Verbraucher erhalten bald einen besseren Schutz vor | |
Kostenfallen im Internet. Mit breiter Mehrheit verabschiedete der Bundestag | |
am Freitag in Berlin ein Gesetz, laut dem Unternehmen bei | |
Online-Bestellungen ihre Kunden mit einem Warnbutton auf die Kosten | |
hinweisen müssen. Doch Verbraucherschützer warnen: Neue, windige | |
Geschäftsmodelle im Internet ließen womöglich nicht lange auf sich warten. | |
Bislang haben unseriöse Internetunternehmen ein relativ leichtes Spiel: Mit | |
Gratis-Angeboten locken sie ihre Kunden auf ihre Webseite. Um die | |
vermeintlich kostenlosen Dienste zu nutzen, muss der Verbraucher aber seine | |
persönlichen Daten angeben. Am Ende bekommt er für seine Gutgläubigkeit die | |
Rechnung: Per E-Mail oder Post verlangen die Anbieter zum Teil immense | |
Summen für den angeblich abgeschlossenen Kaufvertrag oder das angebliche | |
Abonnement. | |
5,4 Millionen Internet-Nutzer in Deutschland sind einer Studie zufolge so | |
oder so ähnlich Betrügern auf den Leim gegangen. Die Verbraucherzentralen | |
schätzen die Zahl der bundesweit bei ihnen eingehenden Beschwerden auf rund | |
22.000 pro Monat. | |
Die neue Regelung soll diese Auswüchse angehen und verhindern, dass | |
Internetnutzer von vermeintlich günstigen oder kostenlosen Angeboten | |
getäuscht werden: Unübersehbar müssen Anbieter ihre Kunden deshalb künftig | |
über den Gesamtpreis ihrer Bestellung informieren, und zwar vor dem | |
Abschicken der Bestellung. Per Klick auf eine deutlich gekennzeichnete | |
Schaltfläche muss der Kunde bestätigen, dass er weiß, dass seine Bestellung | |
Geld kostet. Nur wenn ein solcher „Warnknopf“ gedrückt wurde, kommt ein | |
rechtsverbindlicher Kaufvertrag zustande. | |
## Klare Regeln für den Rechtsverkehr | |
Der Bundesregierung zufolge soll die Neugestaltung Schutz gewähren und das | |
Vertrauen der Verbraucher in den Handel im Netz stärken. „Das Internet ist | |
zum festen Bestandteil unseres Alltages geworden“, erklärten die | |
rechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Andrea Voßhoff, und der | |
zuständige Berichterstatter Marco Wanderwitz. Deswegen sei es wichtig, dort | |
klare Regeln für den Rechtsverkehr zu schaffen. | |
Diese Regeln seien schon längst überfällig gewesen, kritisierte die SPD. | |
Nun kämen sie für Millionen geprellter Verbraucher zu spät. Schon Ende 2010 | |
hätten die Sozialdemokraten einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. | |
Damals sei das Vorhaben aber noch an der Regierung gescheitert. Der | |
jetzigen Gesetzesinitiative der Bundesregierung gaben am Freitag neben | |
Union und FDP auch SPD und Grüne ihr Einverständnis. Die Abgeordneten der | |
Linke enthielten sich. | |
Auch wenn das Gesetz damit auf breite Zustimmung unter den Parlamentariern | |
stieß und dazu auch bei Verbraucherschützern Anklang fand, so bedeutet es | |
nicht das Ende aller Internetbetrügereien. „Bisher haben die Anbieter immer | |
wieder neue windige Geschäftsmodelle entwickelt“, warnte die Referentin für | |
Wirtschaftsrecht beim Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), Jutta | |
Gurkmann. Das neue Gesetz müsse sich erst bewähren und zeigen, ob wirklich | |
alle Schlupflöcher geschlossen wurden. | |
Eine Gruppe, die mit Internetbetrügern in enger Verbindung steht, lässt das | |
Gesetz sogar noch weitestgehend außen vor: Abofallen gingen „Hand in Hand | |
mit unseriösen Inkassogebaren“, mahnt der VZBV. Inkasso-Firmen widmet sich | |
das Gesetz aber nur am Rande. Der Problematik, so versprach es die | |
Regierungskoalition, werde sie sich „in Kürze“ widmen. | |
2 Mar 2012 | |
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Bundesgerichtshof | |
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