# taz.de -- Alle Ergebnisse des Koalitionsgipfels: Beschlossene Einigkeit | |
> Schwarz-Gelb handelt und beschließt. Von Warnschussarrest bis zur | |
> Sterbehilfe: sämtliche Verhandlungergebnisse des Koalitionstreffens im | |
> Überblick. | |
Bild: Neues come together von Schwarz Gelb. | |
BERLIN dpa | Union und FDP einigten sich am Sonntagabend in diversen | |
innenpolitischen Fragen. Damit will Schwarz-Gelb zwei Wochen nach dem Krach | |
um die Kandidatur von Joachim Gauck für das Bundespräsidentenamt | |
Handlungsfähigkeit demonstrieren. Eine Übersicht der Ergebnisse. | |
WARNSCHUSSARREST/JUGENDSTRAFRECHT: Union und FDP wollen - wie im | |
Koalitionsvertrag vereinbart - nach langem Streit einen Warnschussarrest | |
für junge Straftäter einführen. Er soll bei einer zur Bewährung | |
ausgesetzten Jugendstrafe angeordnet werden können und maximal vier Wochen | |
dauern. Jungen Tätern soll vor Augen geführt werden, was es bedeutet, | |
hinter Gittern zu sitzen. | |
SORGERECHT: Unverheiratete Eltern kommen bald einfacher und schneller an | |
das gemeinsame Sorgerecht. Bisher gab es ein gemeinsames Sorgerecht für | |
Unverheiratete nur, wenn die Mutter einverstanden war. Dieses | |
unüberwindbare Vetorecht der Mutter wurde vom Europäischen Gerichtshof für | |
Menschenrechte und vom Bundesverfassungsgericht beanstandet. Die | |
Neuregelung wird die Rechte lediger Väter stärken. | |
WIRTSCHAFTSPOLITIK: Mit der 8. Novelle des Gesetzes gegen | |
Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) bekommt das Kartellamt mehr Macht, um die | |
Rechte mittelständischer Betriebe gegen große Konzerne besser zu schützen. | |
Bei Missbrauch sollen Konzerne notfalls entflechtet, also zerschlagen | |
werden können. Bei Strom und Gas wird die Preismissbrauchsvorschrift gegen | |
marktbeherrschende Konzerne um fünf Jahre bis 2017 verlängert, ebenso das | |
Verbot für den Verkauf von Lebensmitteln unter dem Einstandspreis. | |
VERLAGE: Das Kartellamt soll künftig Pressefusionen erst ab einer | |
Umsatzschwelle von 62,5 Millionen Euro prüfen (bisher: 25 Millionen). Auch | |
die sogenannte Bagatellmarktklausel wird von 750 000 auf 1,875 Millionen | |
Euro angehoben. | |
FINANZPRODUKTE: Die Stiftung Warentest soll künftig im Auftrag des Staates | |
Finanzprodukte prüfen und bewerten. Dafür soll die Organisation jährlich | |
1,5 Millionen Euro extra erhalten und eine Art Gütesiegel für | |
Finanzprodukte entwickeln. | |
BILDUNG: Union und FDP streben noch in dieser Wahlperiode eine | |
Grundgesetzänderung an, um das erst 2009 festgeschriebene | |
Kooperationsverbot von Bund und Ländern in der Bildungspolitik, | |
insbesondere bei Hochschulen, teilweise zu lockern. Dazu muss die Regierung | |
sich aber mit den Ländern einigen. | |
ENERGIEWENDE: Die Koalitionsspitzen bekräftigten die Ziele der | |
Energiewende. Auch gaben sie endgültig grünes Licht für die Aufstockung der | |
Mittel zur Gebäudesanierung auf jährlich 1,5 Milliarden Euro von 2012 bis | |
2014. Die erneute Kürzung der Solarförderung soll ab 1. April gelten. | |
KRONZEUGENREGELUNG: Union und FDP wollen die Kronzeugenregelung begrenzen. | |
Ein Kronzeuge soll künftig nur noch dann einen Strafnachlass erhalten | |
können, wenn sich seine Angaben auf eine Tat beziehen, die mit seiner | |
eigenen Tat im Zusammenhang steht. Bisher ist die Regelung weiter gefasst. | |
STERBEHILFE: Geschäfte mit der Sterbehilfe sollen in Deutschland unter | |
Strafe gestellt werden. Dazu soll ein neuer Tatbestand im Strafgesetzbuch | |
geschaffen werden, der die gewerbsmäßige Förderung der Selbsttötung unter | |
Strafe stellt. | |
PRESSEFREIHEIT: Journalisten sollen nicht mehr wegen Beihilfe zum | |
Geheimnisverrat strafrechtlich verfolgt werden können, wenn sie ihnen | |
zugespieltes Material veröffentlichen. Allein in den vergangenen zehn Jahre | |
ermittelten Staatsanwälte in mehr als 150 Fällen. | |
LEISTUNGSSCHUTZRECHT/URHEBERRECHT: Die Koalition will das Urheberrecht im | |
Internet stärken. Suchmaschinenbetreiber mit Nachrichten-Angeboten wie | |
Google News schütten für ihre Veröffentlichung von Presseartikeln eine | |
Abgabe an die Verlage aus, an der die Autoren und Kreativen beteiligt | |
werden. Privatleute betrifft das nicht, weil die private Nutzung von | |
Presseerzeugnissen im Internet kostenlos bleibt. Auch für Firmen bleiben | |
Papierausdrucke und das Lesen von Nachrichten am Bildschirm unentgeltlich. | |
DEMOGRAFIE: Deutschland verliert bis zum Jahr 2060 bis zu 17 Millionen | |
Einwohner. Der Osten ist besonders betroffen. Die Koalition will unter | |
Federführung des Bundesinnenministeriums eine "Demografie-Strategie" | |
erarbeiten. Die Arbeitschancen von Frauen und Älteren, die Ausbildung und | |
die Zuwanderung sollen besser werden. Auf dem Land soll es überall | |
schnelles Internet geben, Existenzgründer stärker gefördert werden. | |
5 Mar 2012 | |
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