# taz.de -- Bericht der Vereinten Nationen: Viel sauberes Wasser, aber nicht f�… | |
> Die Anzahl der Menschen, die Zugang zu sauberem Wasser haben, hat sich in | |
> den letzten 20 Jahren um zwei Milliarden erhöht. In Afrika ist die Lage | |
> allerdings nach wie vor desolat. | |
Bild: Frisches Trinkwasser: für die meisten Menschen ein Luxusgut. | |
NEW YORK dpa | Immer mehr Menschen haben sauberes Wasser, doch jeder neunte | |
hat noch immer keinen Zugang. Nach dem am Dienstag in New York | |
veröffentlichten Weltwasserbericht der Vereinten Nationen ist die Zahl der | |
Menschen, die über eine sichere Quelle verfügen, in den vergangenen Jahren | |
drastisch gestiegen. | |
89 Prozent der Weltbevölkerung haben demnach täglich sauberes Wasser. Das | |
heißt allerdings auch, dass elf Prozent jeden Tag Wasser trinken, das krank | |
machen kann. Das ist ein Prozentpunkt mehr als das für 2015 formulierte | |
sogenannte Millenniumsziel vorsah. | |
Der Zugang zu sauberem Wasser ist eines der zentralen Vorhaben, die im Jahr | |
2000 für die folgenden 15 Jahre formuliert wurden. Die Experten hoffen nun, | |
dass der Wert bis zum Zieljahr auf 92 Prozent steigt. Im Jahr 1990 lag er | |
noch bei 76 Prozent. | |
„Heute können wir einen großen Erfolg für die Menschen der Welt melden“, | |
sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. „Eines der ersten Millenniumsziele | |
ist geschafft. Das ist die Leistung derer, die die Millenniumsziele nicht | |
als Traum sehen, sondern als Mittel, um das Leben von Millionen Menschen in | |
der Welt zu verbessern.“ Beim Trinkwasser sind es sogar Milliarden: Heute | |
haben laut UN zwei Milliarden Menschen mehr als noch 1990 Zugang zu | |
sauberem Wasser. | |
## Indien und China machen den Unterschied | |
„Die Welt kann aber noch keinen Sieg feiern, solange elf Prozent der | |
Menschheit - 783 Millionen Menschen - keinen Zugang zu einer sauberen | |
Quelle haben“, sagte Unicef-Direktor Anthony Lake. „Jeden Tag sterben mehr | |
als 3.000 Kinder an Durchfallerkrankungen. Um diese Kinder zu retten, | |
bedarf es noch eines langen Wegs.“ | |
Der Erfolg ist, wie so oft in der Armutsbekämpfung der vergangenen Jahre, | |
vor allem dem Aufschwung in Ost- und Südasien zu verdanken. Jeder zweite | |
der zwei Milliarden Menschen, die nun sauberes Wasser haben, ist ein Inder | |
oder Chinese. | |
Mit zusammen 2,5 Milliarden Einwohnern prägen sie die Statistik immens. In | |
China stieg der Prozentsatz der Menschen mit sicherer Quelle seit 1990 von | |
67 auf 91 Prozent. In Indien sind es fast die gleichen Werte: von 69 auf 92 | |
Prozent. In Schwarzafrika haben hingegen immer noch nur 63 Prozent der | |
Menschen sauberes Wasser zur Verfügung. | |
Deutschland hat längst die Traumquote von 100 Prozent. Demnach ist in allen | |
städtischen und ländlichen Gebieten die Komplettversorgung mit Trinkwasser | |
sicher. Auch bei der Abwasserversorgung gibt es Bestwerte. Das gilt zwar | |
auch für die meisten europäischen Nachbarn, aber längst nicht für alle. | |
## Ziele bei sanitären Anlagen verfehlt | |
In Tschechien zum Beispiel hat sich die Versorgung in den Städten von 100 | |
auf 99 Prozent verschlechtert, auf dem Land sogar auf 97 Prozent. Und auch | |
in den USA bekommen zwar alle Städter, aber nur 94 Prozent der | |
Landbevölkerung Trinkwasser ohne Beanstandungen. | |
Bei den sanitären Anlagen haben die Nationen das selbstgesteckte Ziel | |
verfehlt. Derzeit benutzen 63 Prozent der Weltbevölkerung hygienische | |
Toiletten. Im Jahr 2015 könnten es nach Schätzung der Experten 67 Prozent | |
sein – das Ziel lag aber bei 75 Prozent. Fast jeder siebte, etwa 1,1 | |
Milliarden Menschen, werde Kot und Urin praktisch im Freien los. Das sei | |
eine Quelle für Krankheiten – und unsauberes Trinkwasser. | |
Der Nachbar China konnte den Anteil der Menschen mit vernünftigen Toiletten | |
in 20 Jahren von 24 auf 64 Prozent dramatisch steigern. In Indien konnte | |
der Wert zwar fast verdoppelt werden, nach wie vor nutzen aber zwei von | |
drei Indern keine hygienischen Toiletten. Dies gilt sogar auch für 70 | |
Prozent der Städter. Die Zahl der Inder mit Mobiltelefon ist deutlich | |
größer als derjenigen mit Toilette. | |
6 Mar 2012 | |
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Vereinte Nationen | |
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