# taz.de -- Forschungsprojekt: Gegen Hormone im Wasser | |
> Keime, Bakterien und Rückstände von Medikamenten sollen künftig besser | |
> gefiltert werden können. | |
Bild: Hormonbelastet? Sieht man nicht. | |
Hormone, Antibiotika oder Röntgenkontrastmittel - rund ein Gramm | |
medizinischen Wirkstoffs schlucken gesetzlich versicherte Patienten pro | |
Tag. Was privat verordnet oder ohne Rezept eingenommen wird, kommt noch | |
dazu. Rückstände dessen, was Verbraucher an Medikamenten einnehmen, finden | |
sich auch im Trinkwasser wieder. Ein Forschungsprojekt an der Technischen | |
Universität (TU) soll nun klären, wie solche Rückstände, Keime und | |
Bakterien besser aus dem Wasser gefiltert werden können. | |
Martin R. Jekel, Leiter des Fachgebiets Wasserreinhaltung an der TU, geht | |
davon aus, dass sich Probleme mit Rückständen in den kommenden Jahrzehnten | |
verschärfen: "In den nächsten 20, 30 Jahren ist zu erwarten, dass es | |
aufgrund des Klimawandels zu längeren Trockenperioden kommt." Das würde | |
dazu führen, dass in der Natur weniger Wasser vorhanden sei, um gereinigtes | |
Abwasser aufzunehmen. Darüber hinaus spiele die demografische Entwicklung | |
eine Rolle. "Dadurch, dass die Bevölkerung älter wird, ist ein Anstieg von | |
20 Prozent beim Verbrauch von Arzneimitteln zu erwarten", sagt Jekel. Beide | |
Phänomene zusammen würden zu einer höheren Konzentration an Rückständen | |
führen. Derzeit liegen diese laut den Berliner Wasserbetrieben bei einem | |
Millionstel Gramm pro Liter. | |
Neben der Erforschung der technischen Seite wollen die Wissenschaftler auch | |
herausfinden, wie Verbraucher mit Wasser umgehen. "Wir vermuten, dass sich | |
das Nutzungsverhalten je nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund | |
unterscheidet", sagt Nina Baur, Leiterin des Fachgebiets Methoden an der | |
TU. Im Zuge dessen wolle man auch ermitteln, in welchem Umfang Medikamente | |
über die Toilette oder im Ausguss entsorgt werden. Das Umweltbundesamt geht | |
von bis zu tausend Tonnen Medikamenten jährlich aus. Man müsse überlegen, | |
ob schon eine Verhaltensänderung der Verbraucher dazu beitragen könne, die | |
Rückstände zu reduzieren, so Baur. | |
Für Georg Grunwald von den Berliner Wasserbetrieben ist die Sache klar: | |
"Wir müssen versuchen, Wirkstoffe, die sich im Wasser schlecht abbauen | |
lassen, grundsätzlich zu vermeiden." Man müsse untersuchen, ob diese durch | |
andere, besser abbaubare Stoffe ersetzbar seien. | |
Das fordert auch das Umweltbundesamt (UBA). Ärzte und Apotheker sollten - | |
wenn es der Therapie nicht schadet - einen Wirkstoff wählen können, der die | |
Umwelt weniger belastet. Darüber hinaus müssten bundesweit einheitliche | |
Entsorgungswege für Arzneimittel aufgebaut werden, um die sachgemäße | |
Entsorgung zu vereinfachen. | |
Das Forschungsvorhaben ist auf drei Jahre angelegt, 4,4 Millionen Euro | |
stehen dafür zur Verfügung. Hauptfinanzierer sind das | |
Bundesforschungsministerium mit drei Millionen und die Berliner | |
Wasserbetriebe mit 1,1 Millionen Euro. | |
24 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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