# taz.de -- Kinderbetreuung von Großeltern: Lieber in die Kita statt zur Oma | |
> Ministerin Schröder will die „Großelternzeit“ erweitern. Doch die Praxis | |
> zeigt, dass schon heute nur wenige Eltern auf Betreuung durch Großeltern | |
> zurück greifen. | |
Bild: Kommt vor, aber nicht sehr oft: Enkelbetreuung durch Oma und Opa. | |
BERLIN taz | Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) möchte es | |
künftig erwerbstätigen Omas und Opas erleichtern, in „Großelternzeit“ zu | |
gehen, um auf die Enkel aufzupassen. Der Verband Alleinerziehender Mütter | |
und Väter (VAMV) sieht dieses Vorhaben jedoch kritisch. | |
„Was gut klingt, ist leider nicht sachgerecht. Denn damit wird das Problem | |
der Kinderbetreuung weiterhin privatisiert“, sagt Antje Asmus, Referentin | |
beim VAMV. „Wir brauchen aber einen zügigeren Ausbau von Kitaplätzen und | |
Ganztagsschulen.“ | |
Durch die geplante Erweiterung der Großelternzeit will es Ministerin | |
Schröder künftig ermöglichen, dass erwerbstätige Großmütter oder -väter | |
ihre Berufstätigkeit unterbrechen können, auch ohne dass ein Härtefall | |
vorliegt. Sie bekommen für diese Zeit aber keine Lohnersatzleistung, | |
sondern behalten nur das Recht, nach Ende der „Großelternzeit“ wieder in | |
ihren Job zurückzukehren. | |
Schon seit dem Jahre 2009 können Großeltern eine unbezahlte Auszeit nehmen, | |
um sich um die Enkel zu kümmern. Das gilt aber nur für Härtefälle, nämlich | |
dann, wenn Mutter oder Vater bei Geburt des Kindes noch minderjährig sind | |
und das Enkelkind im Haus der Großeltern wohnt. Mit der neuen Regelung ohne | |
diese Vorbedingungen wolle man die Großelternzeit „nicht mehr abhängig von | |
einem Notstand machen“, erklärte Christoph Steegmans, Sprecher des | |
Familienministeriums. | |
Asmus vom VAMV meint jedoch, die Regelung würden am Ende wahrscheinlich vor | |
allem berufstätige Großmütter in Anspruch nehmen, die durch die Auszeit | |
dann ihre oft ohnehin geringe Rente weiter schmälerten. | |
Nach Daten aus dem am Mittwoch vorgestellten 8. Familienbericht greifen nur | |
etwa ein Drittel der Paare und 36 Prozent der Alleinerziehenden auf die | |
Betreuung durch Großmütter oder -väter zurück. Meist handelt es sich aber | |
nur um einige Stunden in der Woche. Von den Alleinerziehenden, bei denen | |
die Großeltern mithelfen, erreicht der Umfang der Betreuung nur in jedem | |
dritten Fall ein Volumen von mehr als 20 Stunden in der Woche. Dabei dürfte | |
es sich meist um nicht erwerbstätige Großmütter handeln. | |
15 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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