# taz.de -- Kommentar zum Tacheles-Abschluss: Jetzt wirds todlangweilig | |
> Seit Donnerstag ist klar: Nur noch ein Wunder kann das Kunsthaus in Mitte | |
> retten. Damit wird die Oranienburger Straße endgültig zur Ödnis. | |
Bild: Blick auf das Tacheles: Wie lang ist das Jetzt? | |
Man weiß nicht, was schlimmer ist: der Einmarsch der Zwangsverwalter samt | |
Security-Anhang ins Tacheles – oder das Schweigen der Politik danach. Es | |
ist ein kräftezehrender Überlebenskampf, den die Off-Künstler seit Jahren | |
führen. Und spätestens seit Donnerstag ist klar: Er wird nicht mehr zu | |
gewinnen sein. | |
Dass selbst nach der Beinahräumung kaum ein Protesthall von Initiativen und | |
Parteien ertönt, ist ein düsteres Omen für die Tachelianer. Auch als | |
zuletzt der Zwangsverwalter den Tordurchgang zumauerte, als Künstler nach | |
und nach von einem Anwalt aus dem Haus gekauft wurden, blieb das außerhalb | |
der Kunstruine unkommentiert. Und der Senat reiht sich in das Schweigen | |
ein. Längst wird dort mit einem neuen Kulturort geplant – ohne die jetzigen | |
Nutzer. Für Rot-Schwarz scheint das eine kommode Angelegenheit. | |
## Auch Rot-Schwarz schweigt | |
Dabei dürfte es kaum einen Ort in dieser Stadt geben, wo mehr gemauschelt | |
wird, als das Tacheles: Anwälte, die nicht preisgeben, für wen sie | |
zehntausende Euro an Auszugsprämien zahlen. Sicherheitsleute, die Bilder | |
von Künstlern einfach wegsperren. Und nun auch festlegen, wer das Haus | |
betreten darf – und wer nicht. | |
Die Politik interessiert das alles nicht mehr, ebenso wenig wie das heute | |
wohl besiegelte Ende des Kunsthauses. Ein blauäugiges Spiel: Denn eine | |
Garantie, dass ein neues Tacheles nicht zu einer ähnlich langweiligen | |
Angelegenheit wie der große Rest der Oranienburger Straße wird, gibt es | |
nicht. Im Gegenteil: Alles spricht dafür. | |
22 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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