# taz.de -- Bildungs- und Teilhabepaket: Geldsegen dank armer Kinder | |
> Hamburg hat 15 Millionen Euro vom Bildungspaket des Bundes übrig. Das | |
> Geld fließt in den Haushalt der Stadt. Sozialsenator will Eltern besser | |
> informieren. | |
Bild: Sollte auch für bedürftige Kinder möglich sein: Geige lernen. | |
Genau ein Jahr ist es her, dass Sozialsenator Detlef Scheele und | |
Schulsenator Ties Rabe (beide SPD) ihr Konzept zur Umsetzung des „Bildungs- | |
und Teilhabepaket“ (BUT) des Bundes vorstellten. Die beiden zogen am | |
Donnerstag „positive Bilanz“ und sprachen von einem Erfolg, dank | |
„unbürokratischer Verfahren“. Doch von den 45 Millionen Euro, die Hamburg | |
in 2011 aus Berlin für rund 50.000 arme Kinder erhielt, blieb jeder dritte | |
Euro übrig. Diese übrigen 15 Millionen Euro fließen in den Haushalt der | |
Stadt. | |
Der größte Flop ist das Programm zur soziokulturellen Teilhabe. Für rund | |
43.000 Kinder, deren Eltern Hartz IV, Wohngeld oder Kinderzuschlag | |
erhalten, sollte es möglich sein, für einen Monatsbeitrag von zehn Euro | |
einen Sport- oder Kulturkurs zu buchen. Nötig ist in Hamburg dafür kein | |
Gutschein. Es reicht der Hartz-IV-Bescheid der Eltern. Doch von den dafür | |
veranschlagten 6,1 Millionen Euro wurden mit nur 300.000 Euro nicht mal | |
fünf Prozent ausgegeben. Senator Scheele rechnete positiver. Es hätten mit | |
7.472 Kindern 17,3 Prozent das Angebot in Anspruch genommen. Das sei zwar | |
„enttäuschend“, aber besser als der Bundesschnitt von 16 Prozent. | |
Der Senator will nun die Eltern besser informieren, für ein halbes Jahr | |
eine Hotline schalten und auch die Jobcenter und Familienhelfer anweisen, | |
dieses Thema anzusprechen. Theoretisch sollen Kinder dank dieses Angebots | |
sogar Geige oder Ballett lernen. Doch von den wenigen Teilnehmern nutzen | |
die meisten die zehn Euro für den Sportverein. Das entsprechende Programm | |
„Kids in die Clubs“ gab es allerdings schon vor dem BUT, die Teilnehmerzahl | |
ist von 3.400 auf 5.400 gestiegen. Nur rund 2.000 Kinder nutzen ein | |
kulturelles Angebot. | |
Schulsenator Rabe äußerte die Hoffnung, mit dem Ausbau der Ganztagsschulen | |
werde es leichter, solche Angebote zu vermitteln. In seinem Ressort wurde | |
in Folge des BUT ein Nachhilfeunterricht für alle Schüler aufgelegt. | |
Bedingung ist, dass sie in einem Hauptfach auf Fünf stehen. Hier nahmen | |
hamburgweit zehn Prozent aller Kinder teil. Von bedürftigen Kindern sind es | |
elf Prozent. Das Verfahren sei unbürokratisch, lobte Rabe. Eine | |
vollständige Ausschöpfung der BUT-Mittel sei im Schulbereich in 2011 nicht | |
möglich gewesen, da das Angebot erst im Herbst startete. | |
Doch auch bei den anderen BUT-Leistungen wie kostenlosem Mittagsessen, Geld | |
für Kita- und Schulausflüge oder Schulbedarf blieb Geld übrig. Und noch mal | |
3,4 Millionen Euro spart Hamburg, weil weniger Verwaltungspersonal als | |
geplant benötigt wurde. Nur bei der Unterstützung für Klassenfahrten wurden | |
300.000 Euro mehr ausgegeben. Aber hier gilt: Diese Leistung hat Hamburg | |
früher aus Landesmitteln erbracht. Die Stadt macht trotzdem ein Plus. | |
Die Bilanz sorgt für Diskussion. CDU, GAL und Linke kündigten an, sie | |
würden im Parlament nachhaken. Die 15 Millionen dürften nicht „im Haushalt | |
verfrühstückt werden“, sagt GAL-Politikerin Katharina Fegebank. „Es muss | |
bei den bedürftigen Kindern ankommen.“ | |
29 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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