# taz.de -- Kommentar Steuerabkommen: Wirksamkeit durch Standardisierung | |
> Ein Abkommen sei besser als gar keins, heißt es. Unsinn! Das | |
> Steuerabkommen verhindert die beste Lösung. Darum ist es gut, dass SPD | |
> und Grüne standhaft bleiben. | |
Keine Frage, die Schweiz hat sich ein wenig bewegt. Nach der Drohung der | |
rot-grün regierten Bundesländer, das umstrittene Steuerabkommen scheitern | |
zu lassen, sind die Steuersätze leicht erhöht worden, die Schweiz muss | |
etwas mehr Auskünfte erteilen, und beim Tod eines Steuerflüchtlings soll | |
Erbschaftsteuer fällig werden. Entsprechend groß ist nun der Druck auf SPD | |
und Grüne, der nachgebesserten Vereinbarung zuzustimmen. Schließlich sei | |
dies Abkommen allemal besser als gar keins. | |
Doch diese Behauptung ist Unsinn. Das bilaterale Abkommen, das den | |
Steuerflüchtlingen weiterhin Anonymität gewährt und damit das Schweizer | |
Bankgeheimnis bewahrt, ist grundsätzlich falsch. Durch minimale Änderungen | |
wird es nicht richtig. Der Deal ist nicht die bestmögliche Lösung; er | |
verhindert genau diese. | |
Denn ein wirksames Vorgehen gegen Schwarzgeld und Steuerflucht kommt nicht | |
ohne einen standardisierten, automatischen Informationsaustausch über | |
Kapitalflüsse aus. Diese Lösung verfolgt die EU mit ihrer Zinsrichtlinie, | |
die derzeit erweitert und auf Drittstaaten ausgedehnt werden soll. Das ist | |
keineswegs unmöglich: Wie die Schweiz mit entsprechendem Druck zur Aufgabe | |
ihres Bankgeheimnisses gezwungen werden kann, haben die USA gezeigt. | |
Doch genau ein solches koordiniertes Vorgehen der EU will die Schweiz mit | |
dem bilateralen Abkommen unmöglich machen. Wenn einzelne Staaten nun in der | |
Hoffnung auf eigene Steuereinnahmen der Schweiz weiterhin Anonymität | |
zusagen, sinken die Chancen erheblich, dass die EU den automatischen | |
Informationsaustausch durchsetzen kann. | |
Darum ist es erfreulich, dass SPD und Grüne bisher standhaft bleiben. Die | |
laufenden Landtagswahlkämpfe spielen dabei sicher eine Rolle – aber | |
hoffentlich nicht die einzige. | |
6 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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