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# taz.de -- Vor der Wahl in Frankreich: Kein Stich für Sarkozy am 1. Mai
> Die Gewerkschaften mobilisieren deutlich mehr Anhänger am Tag der Arbeit
> als der Präsident. Am Mittwoch liefern sich Sarkozy und Hollande ein
> letztes TV-Duell.
Bild: Tochter und Vater Le Pen wissen, wie man die Nation rettet: keinen der Ka…
PARIS taz | Wenige Tage vor der entscheidenden Runde der
Präsidentschaftswahlen war es für den Kandidaten Nicolas Sarkozy
ausgeschlossen, den Tag der Arbeit den Gewerkschaften und Linksparteien als
Forum ihrer Proteste und Regierungskritik zu überlassen. Als
Machtdemonstration seiner Anhänger mit Tausenden von Trikoloren
organisierte er auf dem Pariser Trocadéro eine Gegenveranstaltung zu den
Umzügen der Gewerkschaften.
Sarkozy gab sich erneut als Präsident der „wahren Arbeit“ und der Franzosen
aus, die „hart schuften und leiden, aber nichts verlangen“. Seine
sozialistischen Gegner disqualifizierte er als Partei der
„Fürsorgeempfänger“. Dennoch gelang es ihm nicht annähernd, so viel Leute
zu mobilisieren wie die Gewerkschaften und die Linke in Paris.
Die französischen Gewerkschaftsverbände haben sich gegen die politische
Instrumentalisierung ihres 1. Mai verwehrt. Der Chef der größten
Gewerkschaft CFDT François Chérèque sagte, Sarkozys Angriffe auf die
Gewerkschaften seien „unerträglich“ und trügen zur Spaltung bei. Chérèq…
meinte aber, es sei nicht an den Gewerkschaften Wahlempfehlungen abzugeben.
Der Vorsitzende der kommunistischen CGT, Bernard Thibault dagegen ruft
offen dazu auf, Sarkozy abzuwählen. „Dégage Sarko!“ (Weg mit Sarkozy) und
ähnliche Slogans waren oft an den 1.-Mai-Demonstrationen in 300 Städten des
Landes zu hören und zu lesen.
Seit Jahren schon organisiert der rechtsextreme Front National (FN) am 1.
Mai einen Marsch zu Ehren der Nationalheiligen Jeanne d‘Arc. Doch stand
nicht die Symbolfigur des Nationalismus im Mittelpunkt der Rede von
Parteichefin Marie Le Pen vor der Pariser Opera als vielmehr die Wahl am
kommenden Sonntag, die zwischen Nicolas Sarkozy und dem Sozialisten
François Hollande ausgefochten wird. Die beiden Finalisten hätten sich
beide längst „disqualifiziert“.
## Vergebliche Liebesmüh
Sie werde deshalb keine Wahlempfehlung aussprechen und die Entscheidung
jedem Franzosen selbst überlassen. Sie selbst werde aber einen „weißen
Zettel“ in die Urne legen, sagte sie am Ende ihrer Rede vor etwa 6.000
Anhängern. Für sie sind Sarkozy und Hollande gleichermaßen für Frankreichs
Niedergang und Souveränitätsverlust verantwortlich, beide seien nicht mehr
als Handlanger oder untergeordnete „Vizegouverneure“ der Europäischen
Zentralbank und des IWF. Sie machte sich zudem über Sarkozys inständiges
Werben um die FN-Wähler lustig, die sie als vergebliche Liebesmüh
bezeichnete. Le Pen forderte ihre Anhänger und alle rechten Wähler auf, bei
der Parlamentswahl im Juni nur für den Front National zu stimmen.
Der Sozialist François Hollande hielt sich aus dem Streit zwischen den
Gewerkschaften und dem Präsidenten heraus. Er nahm an keiner der
Kundgebungen zum Tag der Arbeit teil, sondern an einer Gedenkfeier für
Ex-Premier Pierre Bérégovoy, der sich am 1. Mai 1993 das Leben genommen
hatte. Am Mittwochabend triffen die politischen Widersacher dann im letzten
Fensehduell aufeinander.
1 May 2012
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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