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# taz.de -- Justizbehinderung in Kambodscha: Richter kritisiert Rote-Khmer-Trib…
> Ein Schweizer Jurist wirft der Regierung Blockade und Einflussnahme vor.
> So konnte der Richter Verantwortliche nicht belangen. Er erstattet
> Anzeige.
Bild: Der Ex-Aussenminister der Roten Khmer, Ieng Sary (li.) sagte gegen einen …
PHNOM PENH dpa/taz | Ein Schweizer Richter hat sich mit schweren Vorwürfen
an seine kambodschanischen Kollegen vom Rote-Khmer-Tribunal in Kambodscha
verabschiedet.
Er habe in einem „höchst feindselig gesinnten Umfeld“ arbeiten müssen und
sei ständig behindert worden, schrieb der Untersuchungsrichter Laurent
Kasper-Ansermet am Freitag. Die Gründe dafür seien politischer Natur
gewesen. Er habe mehrere Mitarbeiter des Tribunals wegen unrechtmäßiger
Einmischung angezeigt.
Das Tribunal aus kambodschanischen und ausländischen Richtern soll die
Hauptverantwortlichen des Terrorregimes der Roten Khmer zur Verantwortung
ziehen. Die Roten Khmer wüteten 1975 bis 1979 in Kambodscha. Sie wollten
eine maoistische Bauerngesellschaft verwirklichen und trieben die Menschen
aus den Städten aufs Land.
Das Regime wurde schnell paranoid, verdächtigte Hunderttausende als
feindselige Agenten und richtete Arbeitslager und Hinrichtungsstätten ein.
Rund zwei Millionen Menschen kamen um, durch Zwangsarbeit, Hungersnöte und
Massenhinrichtungen.
Das Tribunal nach UN- und kambodschanischem Recht hat bislang nur einen
Drahtzieher des Regimes verurteilt, den Chef des Foltergefängnisses Tuol
Sleng, Kaing Guek Eav. Er erhielt eine lebenslängliche Haftstrafe. Drei
weiteren Angeklagten wird gerade der Prozess gemacht.
## Die Regierung widersetzt sich und will keine weiteren Prozesse
Kasper-Ansermet wollte mindestens zwei weitere damalige Verantwortliche
belangen, doch widersetzt sich Kambodschas Regierung dem seit langem. Er
warf dem einheimischen Untersuchungsrichter vor, seine Untersuchungen zu
behindern.
Die Regierung hat schon oft gesagt, dass sie keine weiteren Prozesse wolle.
Am Freitag appellierte der scheidende Richter erneut an die Vereinten
Nationen und die Regierung in Phnom Penh, sich zu verständigen, um „den Ruf
und die Würde“ des Tribunal wiederherzustellen.
Im Oktober 2011 war bereits Kasper-Ansermets deutscher Vorgänger Siegfried
Blunk zurückgetreten. Auch er hatte sich über permanenten Druck seitens der
kambodschanischen Regierung und ihre Versuche der Einflussnahme beschwert.
Nach seinem Rücktritt hatten Menschenrechtsorganisationen die Vereinten
Nationen aufgefordert, Blunks Vorwürfe zu untersuchen und beim Tribunal
einzugreifen. Deutschland hat das Tribunal seit 2005 mit mindestens 7,8
Millionen Euro unterstützt.
4 May 2012
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Nachruf
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