# taz.de -- Nachruf auf Beastie Boy Adam Yauch: Der Bullshit im Nacken | |
> Am Witz gereift: MCA alias Adam Yauch schuf mit den Beastie Boys Hymnen | |
> zum Austicken und zeigte, wie wandelbar Rap ist. Er verstarb im Alter von | |
> 47 Jahren. | |
Bild: Machte die Beastie Boys erwachsen: MCA in Berlin 2004. | |
Sein erstes Instrument war der Bass. Adam Yauch, im New Yorker Stadtteil | |
Brooklyn in einem jüdischen Elternhaus aufgewachsen, gründete die Beastie | |
Boys als lupenreine Punkband. Ihre Debütsingle erschien 1982: Acht Songs in | |
zehn Minuten, Hardcore-Nihilismus als Antwort auf den Rechtsruck der | |
damaligen Reagan-Regierung. | |
Ein Foto von damals zeigt den Musiker in Bomberjacke und mit | |
Springerstiefeln: perfekte Tarnung. Denn den Beastie Boys saß von Anfang an | |
bullshit im Nacken. Das Frontcover zierten Brathähnchen. Auf der zweiten | |
Single „Cooky Puss“ (1983) vollzog ein mit Drummaschine unterlegter | |
Telefonscherz die Hinwendung zum Rap. Nicht ungewöhnlich für die New Yorker | |
Punkszene, die von Anfang an multikulturell war. | |
Der flächendeckende Erfolg setzte 1986 ein. HipHop wurde auch jenseits der | |
Bronx zum Teil der Jugendkultur. Beim neu gegründeten Label DefJam | |
veröffentlichten die Beastie Boys ihr Debütalbum „Licensed to Ill“, | |
produziert von Rick Rubin. Eine Melange aus Metal und harten Beats, | |
einprägsame Samples, dazu die inzwischen battle-erprobten Quäkstimmen der | |
drei Rapper: Aus Adam Yauch war MCA geworden, Michael Diamond nannte sich | |
Mike D. Adam „Ad Rock“ Horowitz komplettierte die Besetzung. | |
Sie brachten die Hallen auf einer gemeinsamen Tour mit Run DMC zum Kochen. | |
Der Wille zum bullshit wurde durch einen Erlass zur radikalen Party | |
untermauert: Der größte Hit von „Licensed to Ill“ hieß „Fight for your | |
right to Party“, eine bis heute gültige Hymne aller Freunde des Austickens. | |
„Licensed to Ill“ war das erste von vier Beastie Boys Alben, das an die | |
Nummer Eins der Charts kletterte. Bis heute verkaufte das Trio 40 Millionen | |
Exemplare ihrer Alben. Es gelang den Beastie Boys, am Witz zu reifen und | |
sich künstlerische Integrität zu bewahren. Adam Yauch wurde zum | |
künstlerischer Direktor seiner Band. Er realisierte Videoclips, gründete | |
das Magazin Grand Royal und die Filmproduktionsfirma Oscilloscope, die | |
Indie-Filme vertreibt. 2008 führte er für die Basketball-Dokumentation | |
„Gunnin for that #1 Spot“ selbst Regie. | |
Als die Beastie Boys im April dieses Jahres feierlich in die „RocknRoll | |
Hall of Fame“ aufgenommen wurden, fehlte Yauch bereits aus | |
Krankheitsgründen. Am Freitag erlag er im Alter von 47 Jahren einer | |
Krebserkrankung. | |
6 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Julian Weber | |
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