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# taz.de -- Tonträger: New Yorker Achse
> Drei neue Alben aus der Stadt der gelben Taxen. Neues von den Beastie
> Boys, Ryan Adams und der ehemaligen Rap-Begleit-Band Chin Chin.
Bild: Ryan Adams - was will das Bürschchen?
## Aus dem Rückspiegel
"You cant beat 2 guitars, bass and drums." So steht es geschrieben auf Lou
Reeds "New York" von 1989. Lang, lang ists her, doch das althergebrachte
Instrumentarium des Rock ist bis heute nicht untergegangen. Hat Ryan Adams
jemals ein Keyboard gebraucht, also wirklich um seiner Klangfarben
eingesetzt? Alles elektronisch gestützte ist auch auf dem neuen Album "Easy
Tiger" wieder da, um das Gitarren-Bass-Schlagzeug-Dogma etwas
aufzupolieren. Die Songs: nicht schlecht. Die Produktion: unfassbar gut
gemacht. Und damit hat es sich auch schon mit dem Netten, das über "Easy
Tiger" zu sagen wäre. Mehr gibt es hier nämlich nicht. Man fragt sich bei
so was halt immer, was die Leute Musiker damit wollen. Diese Songs erzählen
nichts aus dem Leben des Sängers Ryan Adams, geschweige denn, dass sie sich
in Schale werfen würden, um eine Pose, eine Fiktion zu finden. Dafür
behaupten sie in ihrer konventionellen Gemachtheit und im lässigen
Muckertum der Studioband eigentlich nur, dass sie irgendwie erwachsen sind.
Das gilt auch für die Arrangements, in denen ein allzu bekanntes Spiel von
Opulenz und Reduktion gespielt wird. Wenn hie und da sachte eine
Steelguitar aufheult, wenn eindringlich Neil Young in "Tears Of Gold" die
Ehre erwiesen wird und ab und an so richtig lauter Rock rauskommt, dann hat
"Easy Tiger" etwas von einem Rückblick auf all die bisherigen
Schaffensphasen Ryan Adams. Auch keine berauschende Idee für einen
32-Jährigen. (Ryan Adams: "Easy Tiger" , Universal)
## Aus dem Borough
Während Ryan Adams nach 9/11 mit seinem lokalpatriotisch missverstandenen
Liebessong "New York, New York" zum Darling der City mutierte, widmeten die
Beastie Boys 2004 gleich ein ganzes Album den fünf Bezirken der Stadt. "To
The 5 Boroughs" war eine gelungene Rap-Platte, und das klingt jetzt bewusst
nach objektivierendem Kritikerjargon. Zwar liefen Stücke wie "Ch-Check It
Out" zu Recht in allen Clubs, auf allen Partys, doch der große
Überraschungsmoment fehlte. Jetzt wird alles gut: serpentinenartig
umfließen die Instrumental-Tracks von "The Mix-Up" jedes limbische System,
noch jeden präfrontalen Hirnlappen! Der Kern der Beasties spielt Drums
(Mike D), Bass (MCA) und Gitarre (Adrock) und hat die Stücke allesamt für
dieses Album ersonnen - anders als noch auf "The Insound From Way Out", die
aus Instrumentals verschiedener LP-Aufnahmen kompiliert war. Für "The
Mix-Up" haben sich die Beastie Boys mit Keyboarder Money Mark und
Perkussionist Alfredo Ortiz ständige Begleiter zu den Sessions in ihr
Oscilloscope-Studio eingeladen. Dort machten sie sich dann eine
offensichtlich gute Zeit mit Funk-Beats jeden Tempos, einlullenden bis
antörnenden Klangfarbenverschiebungen und pro Stück geschätzten zwanzig
Effektgeräten. "Joint" heißt schließlich "zusammen", und wenn der Bass aus
einer schwarzen Tiefe schiebt, der Moog sirrt und Schlagwerke und Gitarre
all dem ein rhythmisches Muster geben, dann wirkt das auch. (Beastie Boys:
"The Mix-Up", EMI)
## Aus dem Nichts
Cover und Bandname mögen die farbenfrohe Sprache des New Rave sprechen,
doch Chin Chin aus Brooklyn bringen auf ihrem selbst betitelten Debüt ganz
andere Clubmusiken unter. Das Quintett arbeitet aus den Traditionen Jazz,
Disco, House und Funk eine schrullige, ebenso aber glamouröse Tanzmusik
heraus. Dass es lange gedauert hat, bis ihr seltsamer Discokugel-Groove den
Atlantik überqueren konnte, liegt in der ersten Idee, die Keyboarder Wilder
Zoby, Schlagzeuger und Sänger Torbitt Schwartz und Pianist Jeremy Wilms
hatten. Als schlichte Backing-Band für wechselnde Rapper wollte man auf
Partys spielen. Die Ambitionen stiegen, als man bald weit über die Grenzen
des Borough hinaus bekannt war und sich die gemeinsamen Auftritte und
Albumproduktionen mit so illustren Namen wie etwa TV On The Radio, Peanut
Butter Wolf oder El-P häuften. Mit "Chin Chin" erschaffen sie nun lauter
großartige Funk-Stücke wie aus dem Nichts. "Miami" ist ein House-Stomper
mit gewaltiger Hookline, "Curtis" macht den Space Funk frisch, während "Mr.
Sexy Boy" die Schwüle des Südens verströmt. Dazwischen streuen Chin Chin
als studierte Jazzer völlig unerwartete Breaks und Zwischenpassagen, in
denen sie auf einmal polyrythmisch trommeln und lächelnde Trompeten
erklingen lassen. Auf der Bühne stehen sie inzwischen zu zehnt. Hoffentlich
bald auch hier. (Chin Chin: "Chin Chin", Dialect/Alive)
21 Jun 2007
## AUTOREN
Christoph Braun
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