# taz.de -- Debatte nach Ausschreitungen: Politiker fordern Salafisten-Verbot | |
> Nach den Ausschreitungen zwischen Salafisten und Polizei fordern Union | |
> und FDP konsequentes Vorgehen gegen die Gruppe. Einzelne salafistische | |
> Vereine müssten verboten werden. | |
Bild: Einige fordern ein noch härteres Vorgehen. | |
BERLIN afp | Nach den Ausschreitungen unter Beteiligung von Salafisten in | |
Nordrhein-Westfalen mehren sich die Rufe nach einem harten Vorgehen gegen | |
die islamistische Gruppierung. Unionspolitiker verlangten Verbote | |
salafistischer Vereine, FDP-Vertreter forderten konsequente strafrechtliche | |
Verfolgung – unter anderem auch Abschiebungen | |
Bei Ausschreitungen zwischen Salafisten und der Polizei waren am Samstag in | |
Bonn 29 Beamte verletzt worden, zwei durch Messerstiche schwer. Auslöser | |
war eine Demonstration der rechtsextremen Splitterpartei „Pro NRW“, bei der | |
islamfeindliche Karikaturen gezeigt wurden. | |
Zur konsequenten Anwendung des Rechts gehörten auch „Verbote salafistischer | |
Vereine“, sagte der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang | |
Bosbach (CDU), der Tageszeitung Die Welt. Unions-Fraktionsvizechef Günter | |
Krings (CDU) unterstützte die Forderung. „Wir müssen einzelne salafistische | |
Vereine verbieten“, sagte er der Zeitung. | |
Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) sagte der Bild-Zeitung, wer | |
versuche, religiöse Ansichten über Straßenschlachten mit der Polizei und | |
Andersdenkenden durchzusetzen, sei „eine Gefahr für das friedliche | |
Zusammenleben“ in Deutschland. „Eine wehrhafte Demokratie darf sich deshalb | |
nicht scheuen, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen.“ Dazu | |
gehörten „strafrechtliche Konsequenzen ebenso wie eine Abschiebung, ein | |
Einreiseverbot oder das Verbot von Versammlungen.“ | |
## Kein Verbot der Karikaturen | |
Von einem Verbot, die umstrittenen Mohammed-Karikaturen zu zeigen, hält der | |
FDP-Politiker hingegen nichts. „Damit würden wir nicht nur das gewaltsame | |
Vorgehen einiger Salafisten belohnen, wir würden vor allem Axt an die | |
Meinungsfreiheit anlegen und somit der Demokratie schaden.“, sagte Hahn. | |
Bosbach sagte der Welt, „Pro NRW“ gehe es nicht um eine | |
gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit den Salafisten, „sondern um | |
eine gezielte Provokation“. | |
Laut Verfassungsschutz gibt es derzeit etwa 3.800 Salafisten in | |
Deutschland. Demnach ist Salafismus die derzeit dynamischste islamistische | |
Bewegung in Deutschland und auf internationaler Ebene. Am Dienstag wurden | |
bei einer weiteren islamfeindlichen Demonstration von „Pro NRW“ in Köln | |
zehn bewaffnete und zum Teil auch vermummte Salafisten festgenommen. Anders | |
als in Bonn verlief die Demonstration aber weitgehend friedlich. | |
9 May 2012 | |
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