# taz.de -- Streit um Salafisten: Politiker wollen mehr Härte | |
> Nach den Ausschreitungen mit Beteiligung von Salafisten fordert ein | |
> FDP-Politiker ihre Ausbürgerung. Die Linke hält den Vorschlag für | |
> rechtspopulistisch. | |
Bild: Konsequenteres Vorgehen gefordert: Polizisten fixieren einen Salafisten a… | |
BERLIN taz | „Wer seine Staatsbürgerschaft durch Täuschung erlangt hat, | |
kann ausgebürgert werden – selbst dann, wenn er dadurch staatenlos wird“, | |
räumt Memet Kilic, integrationspolitischer Sprecher der Grünen, ein. | |
Deutsche Gerichte hätten das bestätigt. „Aber bei deutschen Konvertiten, | |
die schon immer Deutsche waren, wird das nicht funktionieren“, sagte er der | |
taz. | |
Er reagierte damit auf einen Vorstoß des integrationspolitischen Sprechers | |
der FDP, Serkan Tören. „Salafisten, die gewaltsam gegen unsere | |
freiheitlich-demokratische Grundordnung vorgehen, müssen ausgebürgert | |
werden“, hatte Tören nach den Ausschreitungen in Bonn gefordert. Wer in | |
Deutschland eingebürgert worden sei, habe sich zu den Werten des | |
Grundgesetzes bekannt. „Für wen diese Erklärung nur ein Lippenbekenntnis | |
war, der verwirkt sein Recht, Deutscher zu sein“, sagte Tören. | |
„Solcherlei Forderungen sind weit entfernt von unseren rechtsstaatlichen | |
Grundsätzen“, findet dagegen Sevim Dagdelen, die migrationspolitische | |
Sprecherin der Linken-Fraktion. „Wer eine Straftat begeht, wird auch | |
strafrechtlich verfolgt. Der Vorschlag aus der FDP ist rechtspopulistisch | |
und kommt Forderungen und Positionen der extremen Rechten wie der NPD | |
gleich“, sagte sie der taz. | |
Seit Salafisten am Wochenende in Bonn zum Teil mit Steinen und Messern auf | |
Polizisten losgegangen waren, die eine Demonstration der rechtsextremen | |
Gruppe „Pro NRW“ vor ihrer Moschee beschützten, hat sich der Streit um den | |
Umgang mit den Islamisten verschärft. Ähnliche Ausschreitungen gab es zuvor | |
auch in Solingen. | |
## Auch SPD fordert „konsequente Strafverfolgung“ | |
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte daraufhin vor | |
„Religionskriegen“ gewarnt und gedroht, salafistische Vereine zu verbieten. | |
Er werde „jede Möglichkeit prüfen“, sagte Friedrich dazu in der ARD. | |
Unterstützung erhielt er dafür aus Union und SPD. Thomas Oppermann, der | |
parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, forderte „eine | |
konsequente Strafverfolgung und eine harte Bestrafung solcher Übergriffe“ | |
und schloss „auch Vereinsverbote“ nicht aus. | |
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann warnte sogar vor Anschlägen durch | |
Salafisten. Und sein niedersächsischer Kollege Uwe Schünemann (CDU) | |
forderte, „notfalls“ die Grundrechte von Salafisten wie die Meinungs- und | |
Versammlungsfreiheit einzuschränken. | |
Auch Memet Kilic warnt davor, die Salafisten zu verharmlosen. „Das ist eine | |
gefährliche Bewegung, die sich gegen die freiheitlich-demokratische | |
Gesellschaft richtet, die Übergänge zum Dschihadismus sind fließend“, sagte | |
er der taz. Er fordert vor allem eine gesellschaftliche und politische | |
Auseinandersetzung, „wie es sie mit dem Rechtsextremismus gibt“. Er selbst | |
will am 23. Mai, dem Geburtstag des Grundgesetzes, in seinem Wahlkreis die | |
deutsche Verfassung verteilen. | |
10 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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