| # taz.de -- Krebs durch Infektionen: Viren lauern überall | |
| > Laut einer Studie wird jede sechste Krebserkrankung durch Viren oder | |
| > Bakterien verursacht. Gerade deswegen komme der Infektionsvorsorge eine | |
| > wichtige Rolle zu. | |
| Bild: Die für Gebärmutterhalskrebs verantwortlichen Humanen Papillomviren kö… | |
| Noch hat Krebs generell das Image einer nicht ansteckenden Krankheit. Aber | |
| heute wissen wir: Bei jährlich weltweit 2 Millionen Krebs-Neuerkrankungen, | |
| also bei jeder sechsten, das heißt bei 16 Prozent, handelt es sich um | |
| Folgen von Infektionen. Als solche wären sie teils völlig vermeidbar, teils | |
| frühzeitig bekämpfbar gewesen. Zu diesem Schluss kommt eine in dieser Woche | |
| im Fachmagazin Lancet Oncology veröffentlichte Studie. | |
| Vier verschiedene Haupttypen von Erregern verursachten den Löwenanteil, | |
| nämlich 1,9 Millionen dieser Fälle: das für Magenschleimhautentzündungen | |
| und sich daraus entwickelnden Magenkrebs verantwortliche Bakterium | |
| Helicobacter pylori, die den Gebärmutterhalskrebs verursachenden humanen | |
| Papillomviren (HPV) sowie die leberschädigenden Erreger von Hepatitis B | |
| (HBV) und Hepatitis C (HCV). | |
| Der Rest geht auf relativ seltene Ereignisse zurück, so kann das Human | |
| Herpes Virus Typ 8 in Verbindung mit einer Immunschwäche das gefürchtete | |
| Kaposi-Sarkom hervorrufen. Die Leiter der Studie, Catherine de Martel und | |
| Martyn Plummer, von der zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörenden | |
| International Agency for Research on Cancer (IARC), in Lyon, werteten mit | |
| ihrem Team Daten über 27 Krebsarten aus 184 Ländern aus. | |
| Dabei lag der Prozentsatz der speziell durch Infektionen hervorgerufenen in | |
| Relation zur Gesamtheit aller Krebserkrankungen in Entwicklungsländern im | |
| Durchschnitt dreimal so hoch (22,9 gegenüber 7,4 Prozent) wie in Europa, | |
| den USA und Japan. Sie verursachten 1,5 Millionen von weltweit 7,5 | |
| Millionen Krebs-Todesfällen im Erhebungszeitraum, dem Jahr 2008. | |
| ## Verschmutztes Wasser | |
| „Infektionen sind eine der Hauptursachen von Krebs weltweit“, | |
| schlussfolgern die AutorInnen in ihrer Studie: „Im Gesundheitswesen bereits | |
| bekannte Methoden zur Verhütung von Infektionen wie Impfungen, | |
| Sicherheitsstandards bei Injektionen und antibakterielle Maßnahmen könnten | |
| die Krebsrate weltweit wesentlich beeinflussen.“ | |
| So gibt es gegen den meist mit der Nahrung oder verschmutztem Wasser | |
| aufgenommenen Magenkrebserreger Helicobacter pylori bisher recht wirksame | |
| Antibiotikacocktails. Allerdings entwickelt das Bakterium auch schon | |
| einzelne Resistenzen gegenüber bestimmten Mitteln. | |
| Schwieriger sieht es aus bei den für den Gebärmutterhalskrebs | |
| verantwortlichen Humanen Papillomviren, abgekürzt: HPV. 118 Typen sind | |
| beschrieben, 30 davon befallen Schleimhäute im Bereich der Genitalien. Sie | |
| werden übertragen durch Geschlechtsverkehr oder infizierte Gegenstände, zum | |
| Beispiel Saunabänke. | |
| ## Wirksamer Impfstoff | |
| Mädchen und Frauen können sich mit einer einzigen Impfung gegen die beiden | |
| häufigsten HPV-Erreger schützen, die etwa 70 Prozent aller | |
| Gebärmutterhalskrebsfälle verursachen. Einen wirksamen Impfstoff gibt es | |
| auch gegen den Hepatitis-B-Erreger (HBV). | |
| In einem Nachwort zur Studie fordert Goodarz Danaei, Epidemiologe von der | |
| Harvard School of Public Health, Boston, in Ländern mit einer hohen Rate | |
| entsprechender Erkrankungen Vorsorgeprogramme zu organisieren, zumal die | |
| Impfungen nicht teuer seien. | |
| 11 May 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Kerneck | |
| ## TAGS | |
| Bremen | |
| Befragung | |
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