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# taz.de -- Gebietskonflikt im Südchinesischen Meer: Steine des Anstoßes
> Zwischen den Philippinen und China droht der Streit um ein kleines
> unbewohntes Atoll zu eskalieren. Das Gebiet soll sehr rohstoffreich sein.
Bild: Demonstration in Manila gegen Chinas Anspruch auf das Atoll.
BERLIN taz | In der philippinischen Hauptstadt Manila haben am Freitag
mehrere hundert Menschen vor der Botschaft Chinas demonstriert. Mit
Nationalflaggen protestierten sie gegen Chinas Gebietsansprüche auf ein
Scarborough Riff genanntes unbewohntes Atoll.
Die kaum aus dem Meer ragende Felsgruppe, die von beiden Staaten
beansprucht wird, liegt 100 Seemeilen westlich der philippinischen
Hauptinsel Luzon und 500 Meilen südöstlich der chinesischen Insel Hainan.
Das Gebiet ist fischreich und soll große Öl- und Gasvorkommen haben.
Am 8. April wollte die philippinische Küstenwache dort chinesische
Fischkutter aufbringen, denen aber Schiffe der chinesischen
Fischereiaufsicht zu Hilfe kamen. Seitdem hat China die Zahl seiner
modernen Schiffe in der Region verstärkt.
Die Philippinen, die nur von den USA ausgemusterte Schiffe aus Zeiten des
Korea- und Vietnamkriegs und einige ältere Patrouillenboote haben,
reduzierten dagegen ihre Präsenz und schlugen eine Schlichtung durch den
Internationalen Seegerichtshof in Hamburg vor.
## Manila sucht Washingtons Unterstüzung
Zugleich bemühte Manila sich um Rückendeckung in Washington. Die USA
verbindet mit ihrer früheren Kolonie ein Verteidigungspakt. Doch lässt
Washington offen, ob dieser auch für das kleine Atoll gilt. Kürzlich
trainierten die Streitkräfte beider Länder jedoch bei einem jährlichen
Manöver ausgerechnet die Eroberung kleiner Inseln.
Die Demonstration in Manila blieb am Freitag friedlich. Die Polizei
verhinderte das Abfackeln einer chinesischen Fahne. Parallel demonstrierten
in Peking und Hongkong wenige Chinesen vor den philippinischen
Vertretungen.
Chinas Regierung hatte zuvor ihre Landsleute in Manila aufgefordert, in
ihren Unterkünften zu bleiben. Chinas staatliche Reisebüros hatten am
Donnerstag auch alle Reisen in die Philippinen abgesagt. Das wird dort als
weiterer Versuch gesehen, wirtschaftlichen Druck auszuüben.
Dazu passen aus Sicht Manilas auch Meldungen, in chinesischen Häfen würden
plötzlich 1.200 Container philippinischer Bananen auf angebliche
Krankheitserreger untersucht.
## KP-Blatt droht Manila mit „einer Lektion“
Beide Regierungen bestellten aus Protest bereits die Botschafter des
anderen Landes in ihre Außenministerien ein. In den letzten Tagen ist
insbesondere auf chinesischer Seite die Rhetorik eskaliert.
„Den Philippinen muss für ihren aggressiven Nationalismus eine Lektion
erteilt werden“, drohte das KP-Blatt Global Times am Mittwoch. „Frieden
wird ein Luxus sein, wenn die Spannungen weiter zunehmen.“
China hat mit fast allen Anrainern des Südchinesischen Meeres
Gebietskonflikte, vor allem um die Spratly- und die Paracel-Inseln. Um
letztere streitet sich Peking mit Vietnam, das deshalb ebenfalls kürzlich
ein gemeinsames Marinemanöver mit dem früheren Kriegsgegner USA
durchführte.
Die International Crisis Group stellte im April in einer Studie fest, dass
in China konkurrierende innenpolitische Eigeninteressen zahlreicher
Ministerien, Behörden, Institutionen und Kommunen eine konsistente Politik
behindern. Dies könne zu einer gefährlichen außenpolitischen Zuspitzung
führen, die das Außenministerium kaum entschärfen könne.
11 May 2012
## AUTOREN
Sven Hansen
Sven Hansen
## TAGS
Südchinesisches Meer
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