# taz.de -- Ideen zur Regierungsbildung in Athen: Technokraten statt Politiker | |
> Als letzten Vorschlag zur Verhinderung eines Staatsbankrotts will der | |
> griechische Präsident eine Regierung aus Experten bilden. Aber Papoulias' | |
> Chancen stehen schlecht. | |
Bild: Verzweifelter Blick: Karolos Papoulias, griechischer Präsident. | |
ATHEN/BRÜSSEL dapd/dpa | Nach dem Scheitern aller bisherigen Bemühungen hat | |
Staatspräsident Karolos Papoulias als letzter Vorschlag die Bildung einer | |
Expertenregierung in Griechenland vorgeschlagen. Er will am Dienstag mit | |
allen Parteichefs darüber beraten. Ausgenommen von den Verhandlungen ist | |
lediglich die rechtsextreme Partei Goldene Morgenröte. | |
Aber schon jetzt drohen die Pläne zu scheitern: Linken-Parteichef Fotis | |
Kouvelis sagte aber nach dem Treffen am Montagabend, er sei kategorisch | |
gegen eine Technokraten-Regierung. „Das wäre eine Niederlage für die | |
Politik.“ Die Kommunisten lehnten eine Teilnahme an den neuen Gesprächen am | |
Dienstag ab. | |
Angesichts des Widerstands von Links hofft Papoulias auf Unterstützung von | |
Rechts. Eine Stunde vor dem Krisentreffen am Dienstag will er deshalb zu | |
einem Einzelgespräch mit dem Chef der Unabhängigen Griechen, Panos | |
Kammenos, zusammenkommen. | |
Die Eurogruppe will Griechenland als Mitglied behalten. „Es ist unser | |
unerschütterlicher Wille, dass Griechenland in der Eurozone“, sagte | |
Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker am späten Montagabend nach Beratungen | |
in Brüssel. Ein Ausstieg sei kein Thema in der Sitzung gewesen. „Keiner hat | |
in dieser Richtung argumentiert.“ | |
## Jetzt nur nicht nachlassen | |
Eine neue Regierung in Athen muss nach dem Willen der Eurostaaten die | |
vereinbarten Spar- und Reformziele einhalten. „Das ist nicht die Zeit, bei | |
den Reformanstrengungen nachzulassen“, sagte der luxemburgische Premier- | |
und Schatzminister. | |
EU-Währungskommissar Olli Rehn pochte darauf, dass Athen seine | |
Haushaltsziele respektiert. „Wir erwarten, dass die Verpflichtungen | |
eingehalten werden.“ Juncker schloss nicht aus, dass unter | |
außergewöhnlichen Umständen Fristen für Athen verschoben werden könnten - | |
dazu müsse es jedoch erst einmal eine Regierung geben. Das Thema | |
Verschiebung sei auch nicht von den Ressortchefs debattiert worden. | |
Schlüsselfigur für eine neue Regierung ist der Vorsitzende des Bündnisses | |
der Radikalen Linken (Syriza), Alexis Tsipras. Ohne die zweitstärkste Kraft | |
im Parlament ist eine stabile Regierung kaum machbar. Wie es aus Kreisen | |
der Radikallinken am Abend hieß, will Tsipras allerdings an den Beratungen | |
über eine Expertenregierung am Dienstag teilnehmen. | |
Seine Partei könnte nach Umfragen im Falle von Neuwahlen damit rechnen, | |
noch vor den Konservativen stärkste Kraft im Parlament zu werden. Jedoch | |
zeichnet sich auch bei Neuwahlen keine Mehrheit ab, die den Reform- und | |
Sparkurs mitträgt. | |
Davon machen Europäer und der Internationale Währungsfonds (IWF) weitere | |
Zahlungen abhängig. Griechenland hat nach Angaben des Finanzministeriums in | |
Athen nur noch Geld bis Mitte Juni. Danach drohen endgültig die Pleite und | |
ein Austritt aus der Euro-Zone. Bleiben auch die für Dienstag geplanten | |
Gespräche erfolglos, dürfte die Staatspleite von Neuwahlen am 10. oder 17. | |
Juni begleitet werden. | |
15 May 2012 | |
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