# taz.de -- Regierungsbildung gescheitert: Athen vor Neuwahl | |
> Auch der letzte Versuch zur Bildung einer Regierung ist gescheitert. Am | |
> Mittwoch soll eine Interimsregierung und der Termin für die Neuwahl | |
> bekannt gegeben werden. | |
Bild: Die Griechen und Griechinnen müssen erneut an die Wahlurnen gehen. | |
ATHEN taz | Nach acht Tagen fieberhafter Verhandlungen steht fest: Eine | |
Neuwahl ist unausweichlich in Griechenland. Mehrere Krisensitzungen unter | |
Vorsitz des Staatspräsidenten konnten zu keinem Ergebnis führen. | |
Auch die Idee einer Regierung aus Experten konnte sich nicht durchsetzen. | |
Jeder Parteichef weiß nun zu berichten: Er habe alles getan, was in seiner | |
Macht stand, um eine Neuwahl zu verhindern und stabile Verhältnisse zum | |
Wohl des Landes herbeizuführen. Und schuld seien natürlich nur die Anderen. | |
Fast stereotyp klingen diese Berichte der Parteiführer und so mancher | |
Wähler glaubt, dahinter eine versteckte Drohung zu erkennen: „Entweder ihr | |
lasst euch von meiner Partei retten, oder das Land geht zugrunde“. | |
Griechenlands Staatspräsident Karolos Papoulias hat nach dem endgültigen | |
Scheitern für den Mittwoch eine weitere, letzte Sitzung mit den Parteichefs | |
anberaumt. Doch dort wird es nicht mehr um die Bildung einer neuen | |
Regierung gehen, sondern nur noch um die Neuwahl. | |
Diese ist für den 10. oder 17. Juni geplant. Bis dahin wird eine | |
Interimsregierung die Geschicke Griechenlands steuern. Bei der Neuwahl hat | |
der linke Parteienblock Syriza gute Chancen, zur stärksten Partei zu | |
werden. | |
Deren Chef Chef Alexis Tsipras will zwar den Euro unbedingt in Griechenland | |
beibehalten. Der linke Populist lehnt aber die vereinbarten | |
Sparanstrengungen strikt ab. | |
Zum Hauptdarsteller der vergangen Tage avancierte dagegen der | |
Rechtspopulist Panos Kammenos, Chef der „Unabhängigen Griechen“, die bei | |
der letzten Wahl mit antieuropäischer Stimmungsmache über 10 Prozent der | |
Stimmen und 33 Parlamentssitze bekamen. | |
Wie das Präsidialamt am Dienstag mitteilte, hat Kammenos zunächst sein | |
Einverständnis zu einer Mehrparteienregierung signalisiert, anschließend | |
aber in einem informellen Brief hochgesteckte Bedingungen diktiert, etwa | |
dass die „Unabhängigen Griechen“ den Verteidigungsminister im neuen | |
Kabinett stellen und alle Politiker Griechenlands sich auf „Gefahren für | |
die nationale Sicherheit des Landes“ gefasst machen. | |
Der Rechtspopulist widersprach dieser Meldung und sprach von einer | |
Provokation, ja sogar von Urkundenfälschung. Der Staatspräsident als | |
hemmungsloser Fälscher? | |
## Eine Provokation | |
Mitarbeiter von Kammenos erklärten Journalisten hinter vorgehaltener Hand, | |
in Wahrheit habe der konservative Parteiführer Antonis Samaras hinter der | |
Provokation gesteckt. Jedenfalls ließ sich Kammenos nach wenigen Stunden | |
besänftigen und kam dann doch zum letzten Krisengespräch beim | |
Staatspräsidenten. | |
Dafür hatte die Generalsekretärin der Kommunistischen Partei Griechenlands | |
(KKE) Aleka Papariga keine Lust mehr und sagte den Termin beim | |
Staatspräsidenten kurzfristig mit der Begründung ab, die kommunistische | |
Partei sei grundsätzlich gegen die anvisierte Expertenregierung. | |
Sie hat nicht viel verpasst. | |
15 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Jannis Papadimitriou | |
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