| # taz.de -- Portrait Lai Changxing: Chinas König der Schmuggler | |
| > Er schmuggelte Öl, Autos und Zigaretten im Wert von 3,3 Milliarden Euro. | |
| > Erst sollte der Chinese Lai Changxing hingerichtet werden. Nun muss er | |
| > lebenslang hinter Gitter. | |
| Bild: Er ging nur drei Jahre zur Schule. Danach war er Automechaniker, Schmuggl… | |
| Mindestens 14 Personen sind im Zusammenhang mit seinen Schmuggelaktivitäten | |
| längst hingerichtet worden. | |
| Doch das Urteil, das am Freitag über Lai Changxing als Schlüsselfigur in | |
| einem der größten Korruptionsskandale der neueren chinesischen Geschichte | |
| vom Volksgericht der Hafenstadt Xiamen gefällt wurde, lautete „nur“ | |
| lebenslängliche Haft. Dabei forderte Chinas damaliger Ministerpräsident Zhu | |
| Rongji, der Ende der 90er Jahre gegen Lai vorgehen ließ, mehrfach dessen | |
| Hinrichtung. | |
| Doch der heute 54-jährige Lai, der laut Chinas KP-Agentur Xinhua von 1995 | |
| bis 1999 vor allem Öl, Autos und Zigaretten im Wert von umgerechnet 3,3 | |
| Milliarden Euro ins Land schmuggeln ließ, verdankt das für chinesische | |
| Verhältnisse milde Urteil der Hartnäckigkeit der kanadischen Regierung und | |
| Justiz. | |
| 1999 floh Lai über Hongkong nach Kanada und beantragte dort Asyl. Die Folge | |
| war ein jahrelanger Rechtsstreit über die von Peking geforderte | |
| Auslieferung. Kanada willigte schließlich ein, nachdem China zugesagt | |
| hatte, Lai weder hinzurichten noch zu foltern. Im Juli 2011 wurde er | |
| ausgeliefert. | |
| Der in seiner Heimat „Dickerchen Lai“ genannte Schmugglerkönig war als | |
| eines von acht Kindern einer armen Bauernfamilie nur drei Jahre lang zur | |
| Schule gegangen. Mit Freunden betrieb er später eine Autowerkstatt. Ein | |
| Bekannter aus Hongkong adoptierte ihn, womit er an einen Pass der damals | |
| noch britischen Kolonie kam. Das ermöglichte ihm zu reisen und den Einstieg | |
| ins Import-Export-Geschäft. | |
| In Xiamen baute Lai einen Konzern auf, der in den nächsten Jahren mehrere | |
| hundert Zöllner, Polizisten, Beamte und Parteikader bestochen haben soll. | |
| Dabei half ihm sein „Rotes Haus“, ein sechsstöckiges Edelbordell. Nach | |
| seiner Flucht wollten es die Behörden zur Abschreckung für eine Art | |
| Ausstellung über Korruption nutzen. Doch es wurde so populär, dass man es | |
| bald wieder schloss. | |
| Lais Fall ist zweifellos spektakulär. Doch fragen sich viele, ob der | |
| aktuelle Skandal um Expolitbüromitglied Bo Xilai, dessen Frau im Rahmen | |
| illegaler Geschäfte mutmaßlich einen britischen Geschäftsmann ermorden | |
| ließ, nicht noch schlimmer ist. | |
| 18 May 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven Hansen | |
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