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# taz.de -- Kommentar Eurogipfel: Punktsieg für Hollande
> Die EU plant eine neue Wachstumsstrategie und setzt sich über Merkels
> Denkverbote hinweg. Sie selbst mauert und isoliert sich damit selbst.
Bild: Brachte den 2. September als mögliches Datum für einen Parteitag ins Ge…
Europa nimmt vom einseitigen Sparkurs Abschied. Dies ist die gute Nachricht
vom EU-Sondergipfel aus Brüssel. Nach sechsstündiger Diskussion waren sich
die 27 Staats- und Regierungschefs einig, dass die EU neue Wachstumsimpulse
braucht, um die schwere Krise zu überwinden. Frankreichs neuer Präsident
Francois Hollande hat damit einen ersten Punktsieg errungen - denn er hatte
das Wachstum auf die Agenda gesetzt.
Die schlechte Nachricht ist, dass die EU gespaltener denn je ist. Man war
sich zwar einig über das Ziel, doch nicht über die Mittel. Hollande wünscht
sich zur Ankurbelung der Konjunktur ein ganzes Arsenal von Maßnahmen und
kennt dabei keine Tabus. Sogar die umstrittenen Gemeinschaftsanleihen, die
so genannten Eurobonds, brachte er wieder ins Gespräch.
Indessen mauert die Kanzlerin. In Brüssel antwortete Angela Merkel auf
Hollandes Ideen mit einem dreifachen Nein: keine Eurobonds, keine
schuldenfinanzierten Wachstumsprogramme, und keine anderen Experimente.
Obwohl sich die Eurokrise täglich zuspitzt, tat sie immer noch so, als sei
Europa mit ihrem Fiskalpakt auf gutem Kurs und als reichten ein paar
Strukturreformen, um das Wachstum zu fördern.
## Protest gegen Deutschland
Mit dieser Blockadehaltung isoliert sich Merkel zunehmend selbst. Beim
Gipfel hatte sie nur eine Handvoll Länder – Österreich, die Niederlande,
Schweden – hinter sich. Die meisten EU-Staaten setzen hingegen wie
Hollande auf neue Ideen. Sie wollen es nicht länger hinnehmen, dass sich
Deutschland auf den Kapitalmärkten zum Nulltarif Geld leihen kann, während
Spanien und Italien Rekordzinsen zahlen müssen.
Diese Ungleichgewichte zerstören Europa, schimpfte Parlamentspräsident
Martin Schulz. Tatsächlich birgt die Zinsdifferenz erheblichen Sprengstoff.
Deutschland profitiert von der Eurokrise, während Südeuropa langsam aber
sicher krepiert. Man muss schon sehr borniert sein, um in dieser Lage
Denkverbote erlassen zu wollen. Doch genau das hat Merkel beim EU-Gipfel
versucht – und ist gescheitert.
Durchsetzen konnte sie sich hingegen mit ihrer harten Linie zu
Griechenland. Athen soll nur im Euro bleiben, wenn es die Sparauflagen auf
Punkt und Komma erfüllt. Dabei fordern sogar die EU-freundlichen
Traditionsparteien Pasok und die Nea Dimokratia Nachverhandlungen. Merkels
Botschaft läuft daher auf einen Rausschmiß hinaus. Er könnte, wenn sich die
Europäer nicht gut vorbereiten, den Anfang vom Ende des Euro einläuten.
Doch die 27 machen weniger den je den Eindruck, als hätten sie die Lage im
Griff.
24 May 2012
## AUTOREN
Eric Bonse
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