Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Griechenland: Wer soll das beschließen?
> Europa befindet sich im Dilemma: Um die Drachme in Griechenland
> einzuführen, bräuchte es dort eine handlungsfähige Regierung. Gäbe es
> diese, könnte Griechenland im Euro bleiben.
Nun ist es amtlich: Die Eurozone bereitet sich darauf vor, dass
Griechenland aus dem Euro ausscheiden könnte. Wie in Brüssel zugegeben
wurde, gibt es in den Ministerien längst Arbeitsgruppen, die abzuschätzen
versuchen, was wohl passiert, wenn Griechenland zur Drachme zurückkehrt.
Manche Beobachter sehen darin eine Zäsur, einen fertigen Beschluss der
Eurozone. Nach dem Motto: Wo Arbeitsgruppen existieren, da werden Fakten
geschaffen.
Doch damit wird diesen Arbeitsgruppen zu viel Bedeutung eingeräumt. Denn
das Szenario ist nicht neu, dass Griechenland den Euro verlassen könnte.
Mit dieser Option befassen sich die Europäer bereits seit zwei Jahren –
seit deutlich wurde, dass es in der griechischen Gesellschaft keinerlei
Konsens gibt, wie es eigentlich weitergehen soll. Neu ist nur die
Gefühlslage: Früher hielten es fast alle Beobachter für eher
unwahrscheinlich, dass Griechenland den Euro verlässt. Inzwischen rechnen
sehr viele fest damit.
Bei dieser Prognose wird jedoch oft übersehen, dass sie von einer sehr
schwierigen Voraussetzung ausgeht: Irgendwer müsste irgendwann entscheiden,
dass Griechenland nicht mehr zur Eurozone gehört. Aber wer sollte das sein?
Die Griechen wollen im Euro bleiben. Also müssten die restlichen
Eurostaaten beschließen, dass sie keine Lust mehr auf die Griechen haben.
Dies ist rechtlich unmöglich, weil in den EU-Verträgen nicht vorgesehen –
und auch politisch schwierig. Denn man müsste den Griechen ja einen klaren
Vertragsbruch vorwerfen. Verträge kann aber nur eine Regierung brechen. Es
ist jedoch nicht ausgemacht, dass es nach der nächsten Wahl in Griechenland
zu einer stabilen Koalition kommt.
Europa befindet sich in einem Dilemma: Um die Drachme in Griechenland
einzuführen, bräuchte es dort eine handlungsfähige Regierung. Doch wenn es
eine solche Regierung gäbe, könnte Griechenland auch im Euro bleiben.
24 May 2012
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## ARTIKEL ZUM THEMA
Experte zum möglichen Euro-Ausstieg: „Deutschland sitzt in der Falle“
Wenn Griechenland zur Drachme zurückkehren würde, wäre Deutschland der
Hauptverlierer, sagt der Finanzökonom Stephan Schulmeister.
Mittel aus dem Euro-Rettungsschirm: Frischgeld für griechische Banken
Den vier größten Kreditinstituten Griechenlands wurden 18 Milliarden Euro
aus dem EFSF zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig überweist die Bevölkerung
ihr Vermögen weiter ins Ausland.
Griechenland und der Euro: Euroclub bereitet den „Grexit“ vor
Der Austritt Griechenlands aus dem Euroclub rückt näher. In der
Währungsunion soll das Land aber bleiben. Wie das geht, ist unklar. Banken
fürchten den Weltuntergang.
Kommentar Eurogipfel: Punktsieg für Hollande
Die EU plant eine neue Wachstumsstrategie und setzt sich über Merkels
Denkverbote hinweg. Sie selbst mauert und isoliert sich damit selbst.
Kommentar Griechenland: Nazis als einfache Lösung
Bei der Neuwahl am 17. Juni dürfen die Rechten mit dem Einzug ins Parlament
rechnen. Die bürgerlichen Parteien des Landes müssten eine Front gegen
Rechtsradikalismus bilden.
Welches Schicksal droht den Griechen?: Euro, Geuro und Grexit-Szenario
Viele Lösungsansätze werden durchdekliniert. Welcher ist sinnvoll und
machbar? Was passiert beim Rausschmiss aus der Euro-Zone? Geht das
überhaupt? Fragen und Antworten.
Hohe Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen: Jobs dringend gesucht
Beim informellen EU-Gipfel in Brüssel wollen alle die Wirtschaft ankurbeln
– aber keiner weiß, wie. Vor allem Jugendlichen wird keine Perspektive in
der Arbeitswelt geboten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.