# taz.de -- Migranten protestieren: Integrationsbeirat wird geschrumpft | |
> Stellvertreter der gewählten MigrantInnen sollen nicht mehr in dem | |
> Gremium mitmachen. Die Betroffenen reagieren mit Unverständnis. | |
Bild: "Wir in Berlin versuchen, aktiv Ressentiments zu bekämpfen" | |
Anfang Mai wurde der Landesbeirat für Integration neu gewählt – erstmals | |
schafften es mehrheitlich RepräsentantInnen muslimischer Organisationen als | |
Vertreter der Berliner MigrantInnen in den Beirat. Nun steht dem | |
Beratungsgremium eine weitere Veränderung ins Haus: Nach einem Schreiben | |
der Senatsverwaltung für Integration, das der taz vorliegt, sollen künftig | |
die StellvertreterInnen der gewählten MigrantInnen nicht mehr an den | |
Sitzungen des Beirats teilnehmen dürfen. | |
Sieben Mitglieder des 2003 gegründeten integrationspolitischen | |
Beratungsgremiums, dem ansonsten VertreterInnen der Senats- und | |
Bezirksverwaltungen sowie anderer gesellschaftlicher Gruppen angehören, | |
werden von Berliner MigrantInnenorganisationen durch Wahl bestimmt. Alle | |
sieben haben ebenfalls gewählte StellvertreterInnen, die bisher – als nicht | |
stimmberechtigte Mitglieder – ebenfalls regulär an den Sitzungen des | |
Beirats teilnahmen. | |
Nun heißt es in einem Anschreiben des Integrationsbeauftragten des Senats, | |
Günter Pinieng, an die StellvertreterInnen, dass „lediglich das | |
stimmberechtigte Mitglied berechtigt ist, an den Sitzungen teilzunehmen“. | |
Nur wenn das stimmberechtigte Mitglied verhindert sei, könnten die | |
Stellvertreter teilnehmen. Dies sei den neuen Vorgaben aus dem Gesetz für | |
Partizipation und Integration geschuldet. Mit dem Ende 2011 beschlossenen | |
Gesetz wurde der Integrationsbeirat juristisch verankert. | |
Da der Beirat nun auf gesetzlicher Basis arbeite, müsse auch dessen Satzung | |
„rechtssicher aufgebaut“ werden, sagte Piening auf Nachfrage der taz. Die | |
rechtliche Prüfung durch die Senatsverwaltung habe ergeben, dass eine | |
Teilnahme der Stellvertreter nicht möglich sei. Durch die rechtliche | |
Fundierung habe der Beirat einerseits mehr Einfluss. Dies schaffe aber auch | |
„neue Zwänge“, so Piening. | |
Sie sehe keinen Nutzen in der neuen Regelung, sagt dagegen Claudia Hahn, im | |
letzten wie im künftigen Beirat stellvertretende Migrantenvertreterin: „Je | |
weniger Migrantenvertreter es in den Sitzungen gibt, desto kleiner ist die | |
vertretene gesellschaftliche Vielfalt.“ Zudem müsse die ehrenamtliche | |
Arbeit der Migranten in dem Gremium und seinen diversen | |
Arbeitsgemeinschaften künftig von weniger Menschen geleistet werden: „Das | |
ist, ganz entgegen der Absicht des neuen Partizipationsgesetzes, eine | |
Einschränkung von Partizipation.“ | |
Tatsächlich definiert das Integrationsgesetz in Paragraf 6 zwar klar die | |
stimmberechtigten Mitglieder des Beirats, schließt aber die Teilnahme | |
anderer nicht ausdrücklich aus. Laut Absatz 1 kann der Beirat die Aufnahme | |
weiterer beratender Mitglieder sogar selbst beschließen. | |
29 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Der Integrationsbeauftragte spricht: "Es herrscht eine Kultur der Abwehr" | |
Der Integrationsbeauftragte Günter Piening verabschiedet sich mit einer | |
sehr gemischten Bilanz aus seinem Amt. | |
Teilhabe: Mit einer Stimme | |
Der neu gewählte Integrationsbeirat tagt heute zum ersten Mal. Gewählt | |
wurden viele muslimische Mitglieder - dies allerdings vor dem Hintergrund | |
eines Machtkampfs. | |
Kostenlose Ressource Ehrenamt: Arbeit für 0,00 Euro | |
Die Trennung zwischen männlichen „Ehrenamts-Beamten“ und weiblicher | |
Wohlfahrtspflege zieht sich durch die Geschichte - bis heute. Ein Besuch | |
bei der Historikerin Gisela Notz. | |
Integrationspolitik: "Ich bin nicht von Beruf Migrantin!" | |
Ihre Erfahrungen als Kind türkischer Einwanderer haben sie zur | |
pragmatischen Politikerin gemacht, sagt Integrationssenatorin Dilek Kolat | |
(SPD). |