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# taz.de -- Altmaiers erster Auftritt: „Weltrettungsmodus“ ausgeschaltet
> Erst vergisst er ihn, dann stichelt der neue Umweltminister Altmaier in
> seiner ersten Pressekonferenz gegen Vorgänger Norbert Röttgen. Eher vage
> bleibt er dagegen beim Inhalt.
Bild: Im Fokus: Umweltminister Peter Altmaier bei seiner ersten Pressekonferenz…
BERLIN taz | Ob das wirklich ein Versehen war? Bei der Aufzählung seiner
Amtsvorgänger, an deren Arbeit er anknüpfen wolle, ließ der neue
Bundesumweltminister Peter Altmaier bei seiner ersten Pressekonferenz am
Donnerstag in Berlin ausgerechnet seinen glücklosen Vorgänger Norbert
Röttgen (beide CDU) aus.
Nachdem er über sein Lieblingsmedium, den [1][Kurznachrichtendienst
Twitter], auf den Fauxpas aufmerksam gemacht wurde, holte er die Würdigung
des von der Kanzlerin aus dem Amt entlassenen zwar schnell nach. Doch eine
Distanzierung vom umstrittenen Vorgänger war dennoch bei vielen Aussagen
spürbar.
Während Röttgens Auftritte oft als abgehoben wahrgenommen wurden, betonte
Altmaier, er wolle „nicht jeden Tag im Weltrettungsmodus“ auftreten und
lege Wert darauf, die Energiewende so zu erklären, „dass normale Menschen
sie verstehen“. Während die Führungsebene des Hauses unter Röttgen als
abgeschottet und kontrollsüchtig galt, erklärte Altmaier ausdrücklich, er
strebe „ein möglichst hohes Maß an Transparenz“ an und wolle „intensive
Gespräche mit Umweltverbänden“ führen.
Und auch die Begründung für seinen am Freitag geplanten [2][Besuch des
maroden Atommüll-Endlagers Asse], nämlich dass es „sehr wichtig“ sei
wichtig, sich als Umweltminister dort „sehr früh“ selbst ein Bild zu
machen, konnte nur als Kritik an Röttgen verstanden werden: Der war erst
erst nach zweieinhalb Jahren in dem einsturzgefährdeten Bergwerk
aufgetaucht und hatte mit Unkenntnis geglänzt.
Beim Thema Asse wurde Altmaier auch inhaltlich konkreter: Zu den kürzlich
bekannt gewordenen Szenarien des Bundesamts für Strahlenschutz, wonach eine
Bergung des Atommülls möglicherweis erst 2036 beginnen soll, sagte er, dass
er eine Beschleunigung dieses Prozesses anstrebe.
## Solarförderung? EU-Klimaziele?
Eher langsamer könnten hingegen die Verhandlungen mit Opposition und
Bundesländern über einen Neustart der Endlagersuche verlaufen: Während
Röttgen bisher angekündigt hatte, dass nur noch ein weiteres Treffen
notwendig sei, um vor der Sommerpause einen gemeinsamen Gesetzentwurf
vorzulegen, wollte Altmaier sich auf die Zahl der Sitzungen und einen
konkreten Zeitplan nicht festlegen. Streit gab es zuletzt noch darum, wie
der umstrittene Standort Gorleben behandelt wird und welche Rolle das
Bundesamt für Strahlenschutz im weiteren Prozess behandelt wird.
Auch bei weiteren drängenden Fragen, etwa nach einem möglichen Kompromiss
zur Solarförderung oder der Verschärfung der EU-Klimaziele, blieb Altmaier
noch vage. Konkrete Inhalte und Zeitpläne will er noch vor der Sommerpaus
in einem Zehn-Punkte-Plan präsentieren.
Keinen Zweifel ließ Altmaier derweil an der Umsetzung der Energiewende
aufkommen: Die Umstellung auf erneuerbare Energien sei „richtig und
notwendig“, Solarenergie habe „langfristig das größte Potenzial“,
Klimaschutz für ihn persönlich „ein Herzensanliegen“ und der Abschied von
der Kernenergie „definitiv und endgültig“.
Personelle Konsequenzen hat diese Überzeugung allerdings nicht: Leiter der
Abteilung für Reaktorsicherheit bleibt auch unter Altmaier der ehemalige
Atomlobbyist Gerald Hennenhöfer, der früher den Betreiber der Asse vertrat
und im Auftrag der Energiekonzerne für möglichst lange Atomlaufzeiten
kämfte.
31 May 2012
## LINKS
[1] http://twitter.com/#!/search/realtime/@peteraltmaier
[2] /Notfallplan-fuer-Atommuelllager-/!94322/
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
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