| # taz.de -- Jan Korte zum Linke-Parteitag: „Wir sind nicht die Linke light“ | |
| > Außergewöhnlich: Zum Parteitag der Linken am Wochenende gibt es einen | |
| > alternativen Leitantrag. Der soll die Streitkultur in der Partei | |
| > wiederbeleben, sagt Linkspartei-Politiker Jan Korte. | |
| Bild: Noch ist alles friedlich: Am Samstag soll hier gestritten werden, wenn es… | |
| taz: Herr Korte, warum unterstützen Sie den alternativen Leitantrag? | |
| Jan Korte: Wir machen ein Diskussionsangebot. Es gibt eben Gemeinsamkeiten | |
| und Differenzen. Der Text des Parteivorstandes wird der dramatischen Lage | |
| der Linken nicht gerecht. | |
| Schroffe Gegensätze zwischen den Anträgen sind aber nicht erkennbar. Wo ist | |
| der Dissens? | |
| Wir sind uns in der Analyse der Eurokrise weitgehend einig. Aber wir sagen: | |
| Diese Partei ist in einer existenziellen Krise. Wir verlieren Mitglieder. | |
| Es fehlt an Streitkultur. Das muss man ungeschönt benennen. Und wir sagen | |
| deutlich: Die Taktik „wir gegen alle“ trägt nicht mehr. Wir wollen | |
| angesichts der katastrophalen Merkel-Regierung mit anderen Parteien ins | |
| Gespräch kommen. Wer das als Anbiederung oder Linke light denunziert, liegt | |
| falsch. | |
| In dem Text ist von „unserer Ratlosigkeit, wie die Wirtschaft verändert | |
| werden muss“, die Rede. Ist das nicht zu vage? | |
| Wir machen viele konkrete Vorschläge, um den barbarischen Auswüchsen des | |
| Kapitalismus zu begegnen. Aber wir müssen wahrnehmen, dass sich viele | |
| hierzulande von der Krise nicht betroffen fühlen. „Wir wissen alles“ ist da | |
| die falsche Antwort. | |
| Sahra Wagenknecht kritisiert, dass der Alternativantrag der Partei „eine | |
| Entweder-oder-Haltung“ aufzwingt. | |
| Das ist genau der Diskussionsstil, den wir nicht brauchen. Was ist falsch | |
| daran, Gemeinsames und Trennendes zu formulieren? Das muss offen diskutiert | |
| werden, frei von Unterstellungen und absurden Verratsvorwürfen. | |
| Gregor Gysi fürchtet, dass die Linkspartei sich spaltet … | |
| Ich sehe diese Gefahr nicht. Wenn sich alle Akteure verantwortlich | |
| verhalten, wird das nicht passieren. | |
| Es geht das Gerücht, dass, wenn Dietmar Bartsch Parteichef wird, linke | |
| Flügelleute die Bundestagsfraktion verlassen wollen. | |
| Gerüchte hört man viele. Allerdings lässt die Qualität der Gerüchte | |
| drastisch nach. Solche Drohungen sind einfach daneben. Der Parteitag | |
| entscheidet. | |
| Also eine leere Drohung? | |
| Damit wird nur Druck aufgebaut, das nervt. Das ist falsch. Wir müssen | |
| solidarisch um eine Lösung ringen und mal dran erinnern, dass Schwarz-Gelb | |
| unser Gegner ist, nicht die eigenen Leute. Da sind Maßstäbe verrutscht. | |
| Es gibt in der Partei auch Spekulationen, dass es bei einem Sieg der | |
| Westlinken auf dem Parteitag im Osten Absetzbewegungen geben wird. | |
| Auch das bringt nichts. Keine Seite darf die andere besiegen. Also: Alle | |
| mal runterkommen. | |
| Bleiben Sie, egal was in Göttingen passiert, Genosse? | |
| Ich bin da stramm traditionalistisch: Man geht aufrecht in die Linkspartei | |
| hinein und in der Waagerechten wieder heraus. | |
| Vielleicht wäre eine Abspaltung eines Teils ja ehrlicher. | |
| Hier nicht. Ich bin 1999 im Westen in die PDS eingetreten. Wir haben dort | |
| Wahlergebnisse von zwei Prozent gefeiert. Volkspartei im Osten, solider | |
| Parteiaufbau im Westen – anders geht es nicht. | |
| 1 Jun 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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