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# taz.de -- Kommentar Mubarak: Corpsgeist im Innenministerium
> Das Urteil gegen Husni Mubarak und sein Gefolge zeigt, wie mächtig die
> Netzwerke des alten Regimes noch immer sind. Ein neuer politischer
> Protest muss her.
Die meisten Ägypter betrachten das Urteil gegen Husni Mubarak als
unheilbringendes Gesamtkunstwerk. Denn in dem Verfahren ging es nicht nur
um den gestürzten Diktator, sondern auch um die beiden Söhne Mubaraks und
sechs der höchstrangigsten einstigen Polizeioffiziere des Landes, die im
gleichen Atemzug mit Mubaraks "lebenslänglich" allesamt freigesprochen
wurden.
Nur der einstige Innenminister soll ebenfalls bis zum Ende seines Lebens
hinter Gitter. Grundlage für den Freispruch der Offiziere ist die schlechte
Arbeit der Staatsanwaltschaft und die Nichtkooperation des
Innenministeriums im Beweisverfahren.
So sind handfeste Beweise für die Schießbefehlskette, die beim Aufstand
gegen Mubarak 840 Demonstranten das Leben gekostet hat, auf wundersame
Weise verschwunden, im Innenministerium pinkelt vor lauter Corpsgeist kein
Offizier den anderen an. Und weil die Ägypter nicht auf den Kopf gefallen
sind, sind sie nach dem Urteil im ganzen Land zu Hunderttausenden von Nord
bis Süd auf die Straße gegangen.
Das dürfte nicht ausreichen, um die Netzwerke des alten Regimes endlich aus
den Angeln zu heben, das mit ihrem Präsidentschaftskandidaten Ahmad Schafik
möglicherweise schon bald wieder an der Spitze des Staates Einzug hält. Mit
"Gefällt-mir"-Klicks auf Facebook und Twitter-Tweets wurde vor der
Revolution gegen das Regime mobilisiert. Doch zu dessen Sturz reichte das
nicht aus.
Dazu braucht es die Straße. Nun ist die Straße nicht genug, um die
Netzwerke des alten Regimes in den Institutionen, im Sicherheitsapparat und
im Militär endgültig ins Abseits zu drängen. Dazu müssen die Ägypter
schnell daran arbeiten, den berechtigten Ärger auf der Straße auch
politisch zu kanalisieren. Das ist die erste Demokratielektion im neuen
Ägypten.
3 Jun 2012
## AUTOREN
Karim Gawhary
Karim El-Gawhary
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