# taz.de -- Dänen-Ampel: Kiel zwischen Reformen und Ruin | |
> Das Albig-Kabinett für Schleswig-Holstein steht. Und während | |
> Gewerkschaften und Flüchtlingsinitiativen die Koalition begrüßen, sieht | |
> die Opposition den Niedergang des Landes kommen. | |
Bild: Drei Parteien, ein Vertrag: Ralf Stegner (SPD), Anke Spoorendonk (SSW) un… | |
HAMBURG taz | Die Dänen-Ampel ist angeschaltet. Nachdem Ralf Stegner (SPD), | |
Eka von Kalben (Grüne) und Anke Spoorendonk (SSW) am Sonntag die Inhalte | |
des Koalitionsvertrags vorgestellt und dabei immer wieder das hervorragende | |
Klima während der Koalitionsverhandlungen gelobt hatten, gilt die | |
Bestätigung des neuen schleswig-holsteinischen Regierungsbündnisses durch | |
die Parteitage der drei Partner am kommenden Wochenende nur noch als | |
Formsache. | |
Geschlossen sind auch die letzten drei Personallücken im zukünftigen | |
Kabinett, das der designierte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am | |
Mittwoch auch offiziell präsentieren wird: Für die SPD wird die Pinneberger | |
Bürgermeisterin Kristin Alheit das Sozialressort übernehmen und der | |
Rendsburger Bürgermeister Andreas Breitner das Innenministerium führen. Aus | |
der Staatskanzlei von Mecklenburg-Vorpommern eisten Stegner und Albig deren | |
Chef los: Der Diplom-Politologe Reinhard Meyer soll sich fortan um die | |
Wirtschaft des Landes kümmern. | |
Besonders der Ex-Polizist Breitner, der das Innenministerium bereits aus | |
seiner Zeit als persönlicher Referent seines Amtsvorgängers Klaus Buß genau | |
kennt, gilt als kommender Mann der schleswig-holsteinischen SPD. Der | |
45-Jährige ist seit 2007 auch stellvertretender Landesvorsitzender der | |
Sozialdemokraten – ihm obliegt es nun, wichtige innenpolitische | |
Vereinbarungen der Koalition umzusetzen, wie etwa die Kennzeichnung von | |
Polizisten auf Großeinsätzen, um sie bei möglichen Übergriffen | |
identifizieren zu können. | |
Neben den Koalitionären selbst begrüßen auch Flüchtlingsverbände und | |
Gewerkschaften den Koalitionsvertrag. So sieht der schleswig-holsteinische | |
Flüchtlingsrat „viele Schritte in die richtige integrationspolitische | |
Richtung“ in dem Koalitionspapier, das sich unter anderem auf eine | |
Schließung des Abschiebeknasts in Rendsburg festlegt. | |
Uwe Polkaehn, Chef des DGB Nord, erkennt in den Vereinbarungen gar | |
„Konzepte zur sozialen und ökologischen Erneuerung in allen Teilen des | |
Landes“. Polkaehn begrüßt, „dass die schwarz-gelben Kürzungen beim | |
Blindengeld und in den Frauenhäusern zurückgenommen werden“, und lobt, | |
„dass das Land im Bundesrat für den gesetzlichen Mindestlohn eintreten wird | |
und bei öffentlichen Auftragsvergaben die tariftreue Entlohnung der | |
Arbeitnehmer zur Voraussetzung“ mache. | |
Bei der Opposition im Kieler Landtag löst vor allem der Kompromiss, den | |
Ausbau der Ostseeautobahn A 20 zunächst nur bis zum Anschluss an die A 7 | |
bei Bad Bramstedt, nicht aber weiter nach Westen voranzutreiben, | |
Kopfschütteln aus. Für den CDU-Landeschef Jost de Jager kappt die neue | |
Landesregierung so „eine lebenswichtige Verbindung in die wirtschaftlichen | |
Zentren Deutschlands“ und hänge „damit den Wirtschaftsraum Westküste ab�… | |
Insgesamt sei die Dänen-Ampel „keine Koalition der neuen Horizonte, sondern | |
der düsteren Aussichten“. | |
Als „Koalition des Ruins“ brandmarkt FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki das | |
neue Dreigestirn. Durch „Verzögerung und Verhinderung von | |
Infrastrukturmaßnahmen wird Schleswig-Holstein an Wirtschaftskraft und | |
Wohlstand einbüßen“, prophezeit der Liberale die Folgen des A | |
20-Planungsstopps. | |
Dass die von schwarz-gelb beschlossene Streichung von Lehrerstellen | |
aufgrund rückläufiger Schülerzahlen zumindest teilweise zurückgenommen | |
werden soll, ist für Kubicki „ein Produkt rot-grüner Mengenlehre, nicht | |
jedoch eines von an Fakten orientierten Überlegungen“. Auch dass Gymnasien, | |
die sich für den neunjährigen Weg zum Abitur entschieden hätten, zwar | |
Bestandsschutz genießen sollen, neue G 9-Gymnasien aber nicht mehr | |
genehmigt würden, könne „nicht logisch erklärt werden“, so Kubicki. | |
4 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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