# taz.de -- Kommentar Neonazi-Aufmarsch: Gute Taktik, früh beerdigt | |
> Es war noch nie die Stärke der Hamburger Polizei, deeskalierend | |
> einzugreifen - das gilt es zu hinterfragen. Besonders eine Situation | |
> hätte gewaltfrei gemeistert werden müssen. | |
Bild: Opfer von Polizeigewalt: Occupy-Aktivist Stephan beim Anti-Nazi-Protest. | |
Die Opposition in der Bürgerschaft hat Recht. Es gibt vieles zu | |
hinterfragen, was das Agieren der Polizei beim Neonazi-Aufmarsch am | |
vergangenen Samstag betrifft. Die wichtigste Frage ist, warum die Polizei | |
den Neonazis von sich aus eine Alternativroute durch ein Wohnquartier | |
vorschlägt, obwohl die angemeldete Route zumindest bis zur Seumestraße frei | |
war. | |
Interessant ist aber auch die Frage, warum die Polizeiführung die politisch | |
vorgegebene Deeskalationsstrategie so früh aufgegeben hat. Da reichen | |
mediale Entschuldigungen nicht aus, rabiat seien die Polizisten aus anderen | |
Bundesländern gewesen. | |
Schon morgens, bei der Attacke der Kavallerie gegen eine gewaltfreie | |
Blockade waren Hamburger Reiter dabei. Und dann die Räumung der Kreuzung | |
Peterskampweg/Marienthaler Straße: Sicher, die Polizei steckte in einem | |
Dilemma, nachdem sie Nazis in die Sackgasse gelotst hatte. Wegen tausender | |
Menschen konnte sie weder vor und noch zurück. | |
Doch gerade diese Situation hätte gewaltlos gemeistert werden können, hätte | |
man den Blockierern mitgeteilt, dass der Nazi-Aufmarsch beendet sei und nur | |
noch um die Ecke zum Bahnhof Hasselbrook gebracht würde. Dann hätten die | |
Menschen freiwillig die Kreuzung freigemacht. Aber Deeskalationsstrategien | |
waren noch nie die Stärke der Hamburger Polizeiführung. | |
4 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Peter Müller | |
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