# taz.de -- Comic-Magazin über Verleger Rolf Kauka: Der Zeichentrickser | |
> Das Magazin „Reddition“ widmet seine aktuelle Ausgabe dem genialen | |
> Selbstvermarkter Rolf Kauka. Er wurde als Schöpfer von Fix und Foxi und | |
> Bussi Bär bekannt. | |
Bild: Ein Heft-Titel aus den 60er Jahren – der Hochzeit von Kaukas Verlag. | |
Das deutsche Entenhausen hieß Fuxholzen. Hier lebten Fix und Foxi mit | |
Freunden und Familie – bis 1994 ihre Comicheftreihe, die in den | |
Sechzigerjahren noch wöchentliche Auflagen von 400.000 verzeichnete, | |
eingestellt wurde. Mehrere Wiederbelebungsversuche scheiterten. | |
Trotz einiger Auslandslizenzen blieben Fix und Foxi ein Phänomen, das nur | |
im Kontext der von Bonn regierten BRD funktionierte – genau wie ihr | |
Schöpfer Rolf Kauka, 1917 geboren, dem Idealtypus des | |
Wirtschaftswunderunternehmers entspricht. Geschäftssinn, Skrupellosigkeit, | |
Mut und Charisma zeichneten Kauka aus, in seinen markanten Editorials | |
(„Liebe Freunde …“) präsentierte er sich als der allgegenwärtige kreati… | |
Kopf seines Verlagsimperiums, das er nach Gutsherrenart führte und im | |
Trial-and-Error-Verfahren immer weiter ausbaute – unter anderem gehörten | |
Tom und Biber und das bis heute existierende Bussi Bär zum Kauka-Portfolio. | |
Dabei war Kauka kein begnadeter Zeichner, sondern, ähnlich wie Walt Disney, | |
vor allem ein Entrepreneur und Selbstvermarkter. Seinen Erfolg verdankte er | |
einem arbeitsteiligen Studiosystem, umfangreichem Merchandising und der | |
urheberrechtlichen Ausbeutung seiner Mitarbeiter. Zudem brachte Kauka | |
diverse frankobelgische (heutige) Klassiker, von Gaston bis Lucky Luke, | |
nach Deutschland. | |
Wobei er es mit den Übersetzungen recht frei hielt – so frei, dass aus | |
Asterix und Obelix eine von plumpen Kalter-Krieg-Anspielungen durchsetzte | |
Erzählung über die Germanen „Siggi und Babarras“ wurde. Das passte gut zu | |
dem als konservativ bis deutschnational geltenden Kauka. Seine Comics | |
setzten auf Märchen- und Abenteuerstoffe, sein Fuxholzen verkörperte die | |
bieder-heile Welt der süddeutschen Provinz. | |
Einen extrem detaillierten Einblick in das Schaffen Rolf Kaukas gibt die | |
aktuelle Ausgabe des Comicmagazins Reddition (10 Euro). Die „Zeitschrift | |
für Graphische Literatur“ erscheint seit 1984 meist zweimal pro Jahr, | |
Herausgeber Volker Hamann war 15, als er sie als typisches Comic-Fanzine | |
startete: mit zusammenkopierten Schwarz-Weiß-Seiten und einer Auflage von | |
32 Exemplaren. Stets wird genau ein Thema behandelt, wobei sich die | |
Reddition der Aufarbeitung vergangener Jahrzehnte verschrieben hat, von | |
Will Eisner über die Nouvelle Ligne Claire bis zum italienischen Comic. | |
## Nerdhafte Präzision | |
„Magazin“ beschreibt dabei vor allem die äußere Erscheinungsform der | |
Reddition, mit DIN-A4-Seiten, Vierfarbdruck und vielen Bildern. Inhaltlich | |
handelt es sich eher um ein Fach- und Sachbuch für Freunde speziellen | |
Kulturwissens, was mitunter schwierig ist: Ab und an kippt der Schreibstil | |
von sachlich in trocken, und eine nerdhafte Präzision und Ausführlichkeit | |
bei der Nennung von Personen, Zahlen und Verlagsbeteiligungen steht im | |
Zweifel vor gutem Lesefluss. Auch die Beschränkung auf Fließtexte – es gibt | |
keine Rubriken, keine Bildstrecken, keine kleinen Elemente oder andere | |
Rhythmusgeber – macht das Heft nicht zugänglicher. | |
Das ist schade, denn die umfassende Charakterzeichnung Kaukas ist wirklich | |
lesenswert, genau wie das Insiderwissen über Vorgänge und Verwerfungen im | |
Kauka-Verlag oder die Analyse von Geschäftsmodellen und Marketingpraktiken | |
– etwa der mehrfache Imagewechsel des Wolfs Lupo vom Schnorrer zum Mod zum | |
Hippie und wieder zurück. | |
## Flickenteppichartige Bilderflut | |
Ungewohnt ist auf den ersten Blick auch das Layout: Pro Seite sind mehrere | |
kleine Bilder – Magazinseiten, Anzeigen, Merchandisingartikel und alte | |
Fotos – neben und in den Text eingebunden. Diese Bilderflut wirkt zunächst | |
flickenteppichartig und unruhig, ist aber Konzept: „Wichtig ist für mich, | |
ebenso wie im Comic, die lineare und logische Abstimmung von Text und | |
Bild“, sagt Volker Hamann. Die Artikel sollten „mit sinnvollen und | |
möglichst unbekannten aussagekräftigen Beispielen“ illustriert sein. | |
Was gelingt: Hat sich das Auge erst mal an die kleinteiligen Seiten | |
gewöhnt, sorgen die Zeitdokumente, auch dank ihrer heute eigentümlich | |
erscheinenden Sprache, für die Atmosphäre, die den Texten oftmals fehlt. | |
7 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Michael Brake | |
Michael Brake | |
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Comic | |
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