# taz.de -- Kritik am Betreuungsgeld: „Dieses Thema regt mich auf“ | |
> Am Freitag soll das Gesetz zum Betreuungsgeld in erster Lesung im | |
> Bundestag beraten werden. Die Kritik am Konzept und an der zuständigen | |
> Ministerin reißt nicht ab. | |
Bild: Betreuungsgeld macht gemeinsame Ausflüge auch nicht schöner. | |
BERLIN dapd | Wirtschaft und Opposition machen weiter mobil gegen das von | |
Schwarz-Gelb geplante Betreuungsgeld. Der Präsident des Deutschen | |
Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, | |
kritisierte die Bundesregierung ungewohnt heftig: „Dieses Thema regt mich | |
wirklich auf. Die 1,2 Milliarden Euro, die hier künftig ausgegeben werden | |
sollen, sollte man besser nutzen, um die Kinderbetreuung wie versprochen | |
auszubauen“, sagte Driftmann der Wirtschaftswoche. | |
Das Gesetz soll am Freitag in erster Lesung im Bundestag beraten werden. | |
Das Betreuungsgeld setze die falschen Signale, weil es Frauen vom | |
Arbeitsmarkt fernhalte, bekräftigte Driftmann und fügte hinzu: „Dabei | |
brauchen wir mehr Frauen in der Wirtschaft. Eine der größten | |
Herausforderungen für die Unternehmen ist der Fachkräftemangel.“ | |
Die Opposition, die das Betreuungsgeld verhindern will, hegt | |
verfassungsrechtliche Zweifel. Sie fordert, das Gesetz müsse auch im | |
Bundesrat beraten und abgestimmt werden. Die SPD erwägt, notfalls | |
juristisch gegen das Projekt der Bundesregierung vorzugehen. | |
## Union weist Kritik zurück | |
Die Union wies derweil jegliche Kritik am Betreuungsgeld zurück. Der | |
vorliegende Gesetzentwurf sei „gut durchdacht“, sagte der Parlamentarische | |
Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer, der Rheinischen | |
Post. Auch wandte sich der CDU-Politiker gegen den Vorwurf, das | |
Betreuungsgeld werde nun durch den Bundestag durchgepeitscht. „Gerade weil | |
wir schon so lange darüber diskutieren, sollten wir jetzt endlich mal | |
entscheiden“, sagte Grosse-Brömer. | |
Das Bundesfamilienministerium verteidigt das geplante rasche | |
parlamentarische Verfahren. Das Ministerium habe das Gesetz ausführlich | |
geprüft, sagte ein Sprecher von Ministerin Kristina Schröder (CDU). Eine | |
Befassung des Bundesrats sei demnach nicht notwendig. „Wir gehen davon aus, | |
dass die Einwände in sich zusammenfallen.“ | |
## Schwesig attackiert Familienministerin | |
Aber auch in der schwarz-gelben Koalition gibt es Zweifel, ob der | |
Gesetzentwurf zum Betreuungsgeld mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Das | |
Familienministerium warnte jedoch, eine juristische Auseinandersetzung | |
könnte Auswirkungen auch auf die Förderung des Kita-Ausbaus durch den Bund | |
haben. Bei einer rechtlichen Prüfung des Betreuungsgelds würden | |
"Bundeshilfen insgesamt" in den Blick genommen. „Da muss man immer schauen, | |
dass man keine unbeabsichtigten Nebenwirkungen auslöst“, sagte der Sprecher | |
des Familienministeriums. | |
SPD-Vize Manuela Schwesig sagte am Samstag, die „Drohung“ des | |
Familienministeriums zeige, „wie sehr Frau Schröder unter Druck steht“. Die | |
CDU-Politikerin solle „lieber etwas für den Kita-Ausbau tun als mit den | |
Säbeln zu rasseln“, verlangte Schwesig. | |
10 Jun 2012 | |
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