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# taz.de -- Kommentar Krise in Italien: Alle Wege führen nach Berlin
> Auf den ersten Blick ist Mario Montis Löschtrupp gescheitert: Sieben
> Monate nach der Wahl brennt die Hütte lichterloh. Doch gelöst werden muss
> die Krise in Berlin.
Bild: Neuer Chef der Lega Nord: Roberto Maroni.
Vor sieben Monaten musste Silvio Berlusconi als Regierungschef den Hut
nehmen, gescheitert am Misstrauen der Märkte. Der Indikator damals: ein
Spread – also die Zinsspanne für Staatsanleihen gegenüber Deutschland –,
der die 500-Punkte-Marke überschritten hatte. Berlusconis Platz nahm Mario
Monti ein – mit überschaubarem Erfolg. Am Montag, gerade war das
Rettungspaket für Spaniens Banken beschlossen, schoss der Spread Italiens
auf 470 Punkte hoch. Auf den ersten Blick ist auch Montis Löschtrupp
gescheitert: Die Hütte brennt lichterloh.
Das Problem der italienischen „Techniker“-Regierung ist schlicht: Sie hat
zu viel und zu wenig zugleich getan. Zu viel, weil sie mit drakonischen
Sparmaßnahmen jenem Haushaltsgleichgewicht näherkommen will, das Brüssel
und Berlin einfordern. Die Folgen: Italiens Konjunktur bricht weg, die
Industrie muss massive Einbrüche hinnehmen, in der Folge sinken auch die
Steuereinnahmen. Zu schwach hingegen sind die strukturellen Interventionen.
Die staatliche Bürokratie ist schwerfällig wie gehabt, Staatsgelder in
Infrastrukturprojekten wie im Gesundheitswesen werden verschwendet, die
Justiz arbeitet im Schneckentempo. An dieser Front allerdings sind die
Probleme für Monti fast unüberwindlich: Hier geht es um Baustellen, auf
denen die Arbeit erst nach Jahren wirklich Früchte trägt.
Und selbst wenn reformiert wird: Reagieren die Märkte dann positiv? Italien
solle den Kündigungsschutz kräftig lockern, muss Monti sich vorhalten
lassen. Ebendies hat Spanien getan – und sieht sich weiterhin der Attacke
der Märkte ausgesetzt. Montis Problem ist nicht die zerstrittene Mehrheit
im Parlament, die ihn stützt.
Sein Problem ist auch nicht der wachsende Gegenwind aus dem
Unternehmerverband, über den er klagt. Und Italiens Problem ist nicht, ob
diese Regierung noch fünf oder zehn Monate amtiert. Gelöst werden muss die
Krise in Berlin: mit einer umfassenden Bestandsgarantie für den Euro.
12 Jun 2012
## AUTOREN
Michael Braun
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