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# taz.de -- 100 Millionen Euro extra: Bremer Uni soll exzellent werden
> Aus Norddeutschland schafft es nur Bremens Reformuniversität unter die
> elf deutschen Hochschul-Leuchttürme.
Bild: Treibende Kraft hinter dem Erfolg: Gegen manche Widerstände hat Rektor W…
BREMEN taz | Der Rektor der Universität Bremen, der Sozialwissenschaftler
Wilfried Müller, ist ein Mann mit hanseatischem Humor. Pünktlich um 15 Uhr,
als die Live-Übertragung von der Pressekonferenz des Stifterverbandes der
deutschen Wissenschaft an die Bremer Uni nicht klappte, nahm er sich am
Freitag das Mikrofon und erzählte die Geschichte von Bubi Scholz, dem
erfolgreichen Boxer der Mittelgewichtsklasse.
Was der Bremer Rektor nicht wusste: Der Stifterverband hatte seine
Pressekonferenz um eine halbe Stunde verschoben. „Es ist keine Schande für
die deutsche Wissenschaftslandschaft“, kam Müller dann zur Sache, „wenn die
Universität Bremen in allen drei Kategorien gewonnen hat.“
Damit war es raus: Bremen soll eine der elf „Exzellenz-Universitäten“ im
Land werden. Da Göttingen zugleich aus dem Exzellenz-Cluster herausfliegt,
ist Bremen nun der einzige norddeutsche Standort, der in dieser Form
herausgehoben werden soll.
„Wunder von der Weser“ nannte Müller diesen Erfolg, um sogleich
einzuräumen: „Wie immer haben wir auch ein bisschen Glück gehabt.“ Für d…
Fotografen musste die Hochschulspitze dann die Arme in die Luft recken,
grinsen und johlen.
Die Universität Bremen war aus der Vorauswahl der wissenschaftlichen
Kommission mit „grün“ herausgekommen und gehörte also nicht zu den „gel…
Zweifelsfällen, über die die Politik am letzten Tag des Auswahlverfahrens
mitentscheiden durfte. Über fünf Jahre jeweils 20 Millionen Euro
zusätzliches Geld bedeutet diese Auszeichnung, aber wichtiger als das Geld
ist das Renommee, das der Titel bringt.
Das sagt auch Achim Wiesner, der Wissenschaftsplaner der Bremer
Universität. Der 42-jährige Politologe hat die Anträge koordiniert, die
Bremen im Bewerbungsverfahren eingereicht hat. Die treibende Kraft war
allerdings der Rektor persönlich, das sagen Beteiligte aus dem engeren
Umfeld. Er motivierte immer wieder, machte Mut: „Der Müller“, ist zu höre…
„hat die Leute zusammengetrieben.“
Die Hälfte der Summe, also 50 Millionen Euro für fünf Jahre, bekommt die
Universität für ihr „Zukunftskonzept“. Dieses Geld soll in sechs
Schwerpunkte investiert werden: „Wir stecken das Geld nur in Menschen, in
gute Leute“, sagt Chefplaner Wiesner. „Wir wollen junge
Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus aller Welt anziehen.
Sie sollen an der Uni Bremen einen Ort für ihre Forschungen finden“,
erklärt Rolf Drechsler, Konrektor für Forschung und wissenschaftlichen
Nachwuchs. Gefördert werden fächerübergreifende Qualifikationen, etwa die
Verbindung von Materialwissenschaft und Informatik.
Geld bekommt auch die sozialwissenschaftliche „Bremen International
Graduate School of Social Sciences“ (BIGSSS), die schon bei der letzten
Exzellenz-Initiative ausgezeichnet worden war. Zur Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses hat der Wissenschaftsrat fast 50 solcher
Graduierten-Kollegs in die Förderung aufgenommen; sie sollen Doktoranden
unabhängiger machen vom klassischen Modell „Doktorvater“.
Ebenfalls schon zum zweiten Mal erfolgreich war das meereswissenschaftliche
Forschungsinstitut Marum („The Ocean in the Earth System“). Das Institut um
Gerold Wefer erforscht die globale Rolle des Ozeans sowie die
Wechselwirkung zwischen geologischen und biologischen Prozessen im Meer.
Diese Forschungen sind auch für die Prognosen über den Klimawandel wichtig.
Marum bekommt für fünf Jahre insgesamt 39 Millionen Euro, die
Graduiertenschule 9 Millionen.
Im Jahr 2006 war die Universität Bremen in die Endrunde beim
Exzellenzwettbewerb gekommen, hatte aber nur zwei „Cluster“ gewonnen, nicht
die für den vollen Erfolg erforderlichen drei. Das brachte damals schon
Geld und eine Imagesteigerung – und offenbar den Ehrgeiz, noch besser
abzuschneiden.
## Inland SEITE 6
15 Jun 2012
## AUTOREN
Klaus Wolschner
Klaus Wolschner
## TAGS
Exzellenzinitiative
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