# taz.de -- Eskalation der Gewalt in Syrien: Jetzt sollen auch die Kurden in de… | |
> Die Luftangriffe des Regimes nehmen zu. Die Rebellen rufen die Kurden an | |
> die Waffen. Homsianer rufen um Hilfe. Ein russischer Waffenfrachter wird | |
> vor Schottland aufgebracht. | |
Bild: Die Menschen im syrischen Kafersousah können nicht mehr als Plakate male… | |
BERLIN/BEIRUT taz | Die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) haben am | |
Dienstag ihre „kurdischen Brüder“ dazu aufgerufen, zu den Waffen zu greifen | |
und gleichzeitig versprochen, die Unterdrückung der Kurden in einem neuen, | |
demokratischen Syrien zu beenden. Die im Nordosten Syriens lebenden Kurden | |
versuchten im Jahr 2004 den ersten Aufstand gegen das Regime al-Assad. Sie | |
trainieren im Nordirak seitdem den bewaffneten Kampf gegen Präsident | |
Baschar al-Assad. | |
Der Ruf nach Aufstand aller bewaffneten Gruppen kommt nicht von ungefähr, | |
denn seit mehreren Tagen attackiert die syrische Luftwaffe nicht nur mit | |
Kampfhubschraubern, sondern fliegt auch kleinere Luftangriffe mit | |
russischen Suchoi-Maschinen, wie Kämpfer der FSA in ihrem Rückzugslager in | |
Nordlibanon am Wochenende im Gespräch mit der taz berichteten. Diese | |
Maschinen sind das russische Gegenstück zu den amerikanischen M-15 Eagle, | |
die aktuell eingesetzten Modelle sind wahrscheinlich vom Typ Su-27S. | |
Denn russiche Kampfflugzeuge, im NATO-Code „Flanker“ genannten Maschinen | |
können Luft-Boden-Raketen zur Unterstützung der Bodentruppen als | |
Frontflieger einsetzen. Die Elite des syrischen Militärs, die Luftwaffe, | |
ist bis heute fast ausschliesslich in alawitischer Hand. | |
Wer nicht mehr ertragen kann, was dem syrischen Volk angetan wird, kann | |
über die von der taz in [1][Berlin und Beirut überprüften | |
Nicht-Regierungsorganisation „Adopt-a-Revolution]" zumindest für das | |
Überleben der Menschen im friedlichen Widerstand spenden. | |
## Kleine Ortschaften werden mit Frontfliegern bombardiert | |
Der Nachrichtensender al-Arabia zitierte heute Aktivisten aus der Region | |
Daraa im Süden Syriens, die die Bombardierung der kleinen Ortschaft Maaraba | |
aus der Luft bestätigten. | |
Unterdessen erhöht das angrenzende Königreich Jordanien, das in den Augen | |
des syrischen Regime als Scherge der USA und Israels gilt, seine | |
Aufmerksamkeit an den Grenzen zu Syrien. So soll eine Infiltrierung und ein | |
Überschwappen der Gewalt durch den Zuzug von syrischen Loyalisten | |
verhindert werden. Die USA haben nach dem 11. September 2001 | |
High-Tech-Kontrollmaßnahmen an der Grenze installiert. Zudem gibt es in | |
Jordanien, deren Einwohner fast ausschließlich Sunniten sind, keine | |
Unterstützung des schiitisch-alawitischen Regimes. | |
Anders ist es im Libanon: die als zu Recht notorisch faul und unnütz | |
verrufenen Soldaten und Grenzbeamten der Libanesischen Armee (Lebanese | |
Armed Forced, LAF) sind bestechlich, zudem haben auch Kräfte im Libanon | |
Interesse an einer Weiterführung des syrischen Krieges, besonders im | |
nordlibanesischen Tripoli. | |
## 1000 Homsianer Familien rufen um Hilfe - doch niemand kommt | |
Unterdessen ruft die Bevölkerung in der belagerten syrischen Stadt Homs | |
nach einer Intervention der UNO. Wasser, Nahrungsmittel, Medizin seien nach | |
wochenlanger Artilleriebelagerung nicht mehr vorhanden. Die staatliche | |
syrische Nachrichtenagentur Sana sprach von „bewaffneten Kämpfern“, die | |
menschliche Schutzschilde benutzten, um die Regierungstruppen an einer | |
Evakuierung der eingeschlossen Bevölkerung zu hindern. | |
Sana ist ungefähr zwischen der DDR-Propagandasendung „Der Schwarze Kanal" | |
und dem „Neuen Deutschland" im Oktober 1989 zu verorten. Nach allem, was | |
die taz aus Homs erfahren kann, kann glaubwürdig gesagt werden, dass genau | |
für solche Fälle, der Belagerung, der Abschlachtung und dem Völkernmord, | |
die UN verantwortlich ist. | |
Die Vereinten Nationen sehen in der Syrien-Krise nicht mehr viel Zeit für | |
eine Lösung. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte der stellvertretende | |
UN-Generalsekretär Oscar Fernandez-Taranco am Dienstag im UN-Sicherheitsrat | |
in New York. „Wir könnten an den Punkt kommen, an dem alles zu spät ist und | |
es keinen Ausweg mehr gibt.“ | |
Die UN-Führung sei „extrem besorgt“ über die Gewalt und fordere ein Ende | |
des Tötens und freien Zugang für humanitäre Organisationen. Nach seinen | |
Angaben brauchen eine Million Syrer dringend Hilfe. Die Hauptverantwortung | |
für die Gewalt liege klar beim Regime in Damaskus, sagte Fernandez-Taranco. | |
Allerdings sei auch die Opposition in der Pflicht, wenn eine politische | |
Lösung gefunden werden solle. | |
Derweil meldeten britische Behörden, dass ein russisches Schiff, beladen | |
mit Kampfhubschraubern für Syrien, gestoppt worden sei. Der Frachter | |
„Alaed“ habe daraufhin seinen Versicherungsschutz verloren, da er gegen ein | |
EU-Embargo verstieß. | |
## UN stellt fest, dass sie bald noch weniger tun kann | |
Die Vereinten Nationen sehen in der Syrien-Krise nicht mehr viel Zeit für | |
eine Lösung. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte der stellvertretende | |
UN-Generalsekretär Oscar Fernandez-Taranco am Dienstag im UN-Sicherheitsrat | |
in New York. Wir könnten an den Punkt kommen, an dem alles zu spät ist und | |
es keinen Ausweg mehr gibt." | |
Die UN-Führung sei „extrem besorgt“ über die Gewalt und fordere ein Ende | |
des Tötens und freien Zugang für humanitäre Organisationen. Nach seinen | |
Angaben brauchen eine Million Syrer dringend Hilfe. Die Hauptverantwortung | |
für die Gewalt liege klar beim Regime in Damaskus, sagte Fernandez-Taranco. | |
Allerdings sei auch die Opposition in der Pflicht, wenn eine politische | |
Lösung gefunden werden solle. | |
Immerhin ein UN-Mann macht etwas. Nämlich klar sprechen. Der Leiter der | |
UN-Beobachtermission in Syrien, Generalmajor Robert Mood, hatte am Sonntag | |
gefordert, dass die Konfliktparteien eine Evakuierung von Frauen, Kindern | |
und Kranken aus der Stadt und anderen umkämpften Gebieten ermöglichen. | |
Unterdessen gingen die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen in | |
Homs laut Aktivisten am Dienstag unvermindert weiter. | |
Auf dem G-20-Gipfel in Mexiko näherten sich unterdessen die USA und | |
Russland in der Syrien-Frage an und plädierten beide demonstrativ für einen | |
politischen Prozess zur Beilegung des Konflikts. US-Präsident Barack Obama | |
erklärte nach einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin | |
am Montag, er stimme mit diesem im Hinblick auf Syrien darin überein, dass | |
„wir ein Ende der Gewalt brauchen und einen politischen Prozess, um einen | |
Bürgerkrieg zu verhindern“. | |
Putin erklärte, er und Obama seien sich bei vielen Fragen bezüglich Syrien | |
einig. „Wir teilen die Überzeugung, dass das syrische Volk die Möglichkeit | |
haben sollte, unabhängig und demokratisch über die eigene Zukunft zu | |
entscheiden“, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Zuletzt hatten | |
die USA Russland immer wieder vorgeworfen, die Regierung in Damaskus zu | |
stützen. (mit afp/dpa/AFP Libanon) | |
19 Jun 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.adoptrevolution.org/ | |
## AUTOREN | |
Jasna Zajcek | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Türkischer Kampfjet abgeschossen: „Notwendige Schritte“ sollen folgen | |
Ein türkisches Kampfflugzeug ist vor der syrischen Küste ins Meer gestürzt. | |
Die Türkei prüft nun, ob es sich im türkischen oder syrischen Luftraum | |
befand und kündigt Konseuquenzen an. | |
Demos und Gewalt in Syrien: Die Hilfe kommt nicht durch | |
Hilfsorganisationen können das belagerte Homs nicht erreichen. Die Gewalt | |
geht weiter, der Widerstand gegen das Regime auch. Demonstranten stehen | |
unter Beschuss. | |
Eskalation der Gewalt in Syrien: Blutiger Donnerstag | |
Syrien erlebte einen der blutigsten Tage seit dem Aufstandsbeginn. Rund 170 | |
Menschen, darunter 54 Soldaten, verloren ihr Leben. Der Infokrieg ist | |
entbrannt, Falschmeldungen mehren sich. | |
Internationale Einmischung in Syrien: CIA hilft Rebellen bei der Bewaffnung | |
Einem Pressebericht zufolge unterstützt der US-Geheimdienst die Suche nach | |
Empfängern für Waffenlieferungen der Verbündeten. Ein Kampfpilot desertiert | |
nach Jordanien. | |
Debatte Syrien-Konflikt: Mit Placebos gegen Krieg | |
Die von Obama propagierte „jemenitische Lösung“ wird in Syrien nicht | |
funktionieren. Die Länder sind zu unterschiedlich, um Modelle zu | |
übertragen. | |
Blauhelm-Mission in Syrien gescheitert: Die UN ist ratlos und uneinig | |
Der Leiter der Blauhelme vor Ort begründet im Sicherheitsrat die | |
Unterbrechung seiner Mission, die in einem Monat ausläuft. Die politischen | |
Differenzen bestehen weiter. | |
Kriegsfotograf Robert King: „Ich bin mehr der Wodka-Typ“ | |
Er ist ein harter Hund. Doch nach Erlebnissen in Homs hat Robert King, | |
Kriegsfotograf aus Memphis, erstmals genug von Gewalt und Elend. Eine | |
Begegnung in Beirut. | |
Bürgerkrieg in Syrien: Moskau will Kriegsschiffe schicken | |
Zwei russische Kriegsschiffe stehen bereit, um aus Syrien russische | |
Staatsbürger zu evakuieren. An Bord könnten auch zahlreiche | |
Marineinfanteristen sowie Panzer sein. | |
Bürgerkrieg in Syrien: Innere Angelegenheit der Syrer | |
Die UNO spricht jetzt von Bürgerkrieg in Syrien. Doch Augenzeugen berichten | |
von einseitiger Gewalt und „ethnischen Säuberungen“ des Regimes. | |
Netzaktivisten und syrischer Widerstand: Revolte aus dem Hinterhof | |
Vor einem Jahr begann der Aufstand in Syrien. Die Aktivisten von „Adopt a | |
Revolution“ in Berlin unterstützen ihn – mit Informationen und Geld. |