| # taz.de -- Prozess um Schmiergelder bei BayernLB: Bayerische Boxenluder | |
| > Bisher hatte er alles abgestritten. Jetzt gesteht Gerhard Gribkowsky, | |
| > Ex-Risikochef der BayernLB, Millionen vom Formel-1-Chef Ecclestone | |
| > erhalten zu haben. Nützen wird ihm das wenig. | |
| Bild: Schaut womöglich auf eine lange Haftstrafe: Gerhard Gribkowsky, ehemalig… | |
| MÜNCHEN dpa | Der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat im | |
| Prozess um Schmiergeldzahlungen beim Formel 1-Verkauf ein Geständnis | |
| abgelegt. Nach acht Monaten Schweigen räumte er am Mittwoch vor dem | |
| Landgericht München ein, 44 Millionen Dollar von Formel 1-Chef Bernie | |
| Ecclestone erhalten zu haben. | |
| „Einen Riesenberg Geld“, wie Gribkowsky sagte. Die Anklage stimme im | |
| Wesentlichen. Im Gegenzug für das Geständnis kann der 54-Jährige mit einer | |
| Haftstrafe von maximal neun Jahren rechnen. Dies hatte der Vorsitzende | |
| Richter Peter Noll ihm vor seiner Aussage zugesichert. | |
| Gribkowsky war als Vorstand der BayernLB im Jahr 2006 dafür zuständig, die | |
| Beteiligung der Bank an der Formel 1 zu verkaufen, die ihr als Pfand für | |
| die Kirch-Pleite zugefallen war. Dabei hatte der Banker immer wieder mit | |
| Ecclestone zu tun, ohne den in der Formel 1 nichts laufe. „Sie kommen an | |
| gar nichts ran, wenn er nicht will“, sagte Gribkowsky in seiner fast | |
| zweistündigen Aussage. | |
| Ecclestone kamen die Verkaufsabsichten der BayernLB damals ganz recht: Er | |
| hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm Banken als Besitzer der | |
| Formel 1 nicht in den Kram passten. Gribkowsky erzählte den Richtern, | |
| Ecclestone habe ihn zum Verkauf gedrängt. | |
| „Wenn Du mir hilfst, die Formel 1 zu verkaufen, dann beschäftige ich Dich | |
| als Berater“, habe Ecclestone ihm gesagt. Kurz darauf präsentierte | |
| Ecclestone ihm seinen Wunschkäufer: Den britischen Finanzinvestor CVC, der | |
| die Formel 1-Mehrheit schließlich kaufte und bis heute besitzt. | |
| ## Aus heutiger Sicht unnötig | |
| Ecclestone forderte für die Vermittlung des Käufers 100 Millionen Dollar | |
| Provision, wie Gribkowsky erzählte. Er habe ihn dann auf rund 66 Millionen | |
| Dollar heruntergehandelt, die BayernLB auch zahlte, weil sie dankbar war, | |
| einen Käufer gefunden zu haben, der soviel zahlte. | |
| Gribkowsky räumte ein, dass die Provision aus heutiger Sicht nicht nötig | |
| gewesen wäre, da Ecclestone die Banken ohnehin los werden wollte. „Ich | |
| hätte diese Provision schlicht ablehnen müssen.“ | |
| ## Eine Kinderkrebsstifung in Österreich | |
| Aber auch Gribkowsky füllte seine Kasse. Ecclestone habe ihn bei einem | |
| Treffen nach seinen Vorstellungen für seine Arbeit als Berater gefragt. | |
| „Tell me numbers (Nenne mir Zahlen) – das weiß ich bis heute“, sagte | |
| Gribkowsky. Der Banker nannte 50 Millionen Dollar – und bekam auch fast so | |
| viel – obwohl er selbst mit weniger gerechnet hatte. „Üblich sind eher 10 | |
| Millionen“, sagte er vor Gericht. | |
| Die Anklage wirft Gribkwosky deshalb Bestechlichkeit vor, da er als | |
| Amtsträger der BayernLB kein Geld hätte annehmen dürfen. Das Geld hat | |
| Gribkowsky nach eigenen Angaben in eine Kinderkrebsstiftung in Österreich | |
| gesteckt, da er das Elend der betroffenen Familien selbst miterlebt habe, | |
| als sein Sohn erkrankte. „Ich erspare uns allen Details“, sagte er mit | |
| tränenerstickter Stimme. Die Staatsanwalt sieht darin Steuerhinterziehung. | |
| Gribkowsky sitzt wegen der Vorwürfe schon seit eineinhalb Jahren in | |
| Untersuchungshaft. Weil er vor Gericht so lange zu den Vorwürfen | |
| geschwiegen hatte, haben die Richter an den bislang 45 Verhandlungstagen | |
| mehr als 40 Zeugen vernommen, darunter auch Ecclestone selbst. Er hatte die | |
| Zahlung als eine Art Schweigegeld dargestellt, um Gribkowsky von einer | |
| Anzeige bei den britischen Steuerbehörden abzuhalten. Auch ihm droht ein | |
| Prozess, die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen. | |
| 20 Jun 2012 | |
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| BayernLB | |
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