| # taz.de -- Urteil im BayernLB-Prozess: Acht Jahre ohne Motorsport | |
| > Im Prozess gegen Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky ist das Urteil gefallen. | |
| > Verteidigung und Staatsanwalt schießen sich bereits auf Formel-1-Chef | |
| > Ecclestone ein. | |
| Bild: Heute kein Schampus für Gerhard Gribkowsky: Das Landgericht München hat… | |
| MÜNCHEN rtr | Das Landgericht München hat den früheren Risikochef der | |
| BayernLB wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung zu | |
| achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Wirtschaftsstrafkammer sah es als | |
| erwiesen an, dass sich Gerhard Gribkowsky beim Verkauf der Formel-1-Anteile | |
| der Landesbank 2006 hat schmieren lassen. | |
| Mit dem Urteil blieb Richter Peter Noll am Mittwoch unter dem Antrag der | |
| Staatsanwaltschaft, die zehneinhalb Jahre Haft gefordert hatte. Die | |
| Verteidigung hatte auf eine konkrete Forderung verzichtet. | |
| Oberstaatsanwalt Rodler erklärte, Gribkowsky habe sich 2006 beim | |
| umstrittenen Verkauf der Formel-1-Anteile der Bank, die ihr aus der | |
| Konkursmasse des Medienunternehmers Leo Kirch zugefallen waren, an den | |
| britischen Investor CVC bestechen lassen. Das Geld sei von Formel-1-Chef | |
| Bernie Ecclestone gekommen. | |
| ## Spätes Geständnis | |
| Der Ex-Banker habe lange geschwiegen und erst am 45. Verhandlungstag ein | |
| Geständnis abgelegt. „Es kam spät, aber es kam immerhin noch.“ Auch in | |
| seinen letzten Worten entschuldigte sich Gribkowsky: „Heute würde ich gerne | |
| die Zeit zurückdrehen.“ Er müsse nun mit den Konsequenzen leben. „Am Ende | |
| des Tages habe ich 'Ja' gesagt.“ | |
| Gribkowsky hatte in dem seit acht Monaten andauernden Verfahren eingeräumt, | |
| nach einer Geheimabsprache mit Ecclestone den Verkauf an CVC in | |
| Deutschlands zweitgrößter Landesbank durchgeboxt zu haben – ohne den | |
| Unternehmenswert der Beteiligung näher zu prüfen oder alternative Offerten | |
| einzuholen. Dadurch sei der BayernLB ein Untreue-Schaden in Höhe von 66 | |
| Millionen Dollar entstanden, rechnete Rodler vor. | |
| Ecclestone, dem CVC als neuer Eigentümer genehm war, habe Gribkowsky eine | |
| Zahlung von 45 Millionen Dollar zugesagt. „Insgesamt sind 43,9 Millionen | |
| Dollar an den Angeklagten geflossen.“ Aus diesen Bestechungsgeldern seien | |
| die nötigen Steuern in Höhe von knapp 15 Millionen Euro hinterzogen worden. | |
| ## Mittäter der Bestechung | |
| Ecclestone sei nicht erpresst worden und habe das Geld auch nicht | |
| verschenkt. „Es bleibt nur noch die Bestechungsvariante.“ Gribkowsky habe | |
| bei seinem Arbeitgeber die Anerkennung und die finanziellen Boni für den | |
| aus seiner Sicht sehr guten Kaufpreis von 839 Millionen Dollar vermisst. | |
| Ecclestone habe im Gegenzug die Banken aus dem Eigentümerkreis haben | |
| wollen. Diese hätten ihm mit Entlassung gedroht und sein Lebenswerk | |
| beschädigen können. „Ecclestone ist nicht Opfer, sondern Mittäter einer | |
| Bestechung“, sagte der Oberstaatsanwalt. | |
| Die Verteidigung griff die in Wirtschaftsstrafverfahren eigentlich sehr | |
| aktive Münchner Staatsanwaltschaft an, sie messe mit zweierlei Maß – | |
| Gribkowsky gehe sie scharf an, Ecclestone aber schone sie. „Das ist nicht | |
| nachvollziehbar“, sagte Rechtsanwalt Daniel Amelung. Er forderte eine | |
| Anklage gegen den Briten. Ob es dazu kommt, ist aber völlig offen. Die | |
| Ermittlungen dauern an. | |
| Verteidiger Rainer Brüssow betonte, in der Formel 1 gälten andere | |
| Maßstäbe.„"Wir spielen hier in einer anderen Liga.“ Die Summen müssten | |
| daher ins Verhältnis zu der milliardenschweren Scheinwelt des | |
| Rennsportzirkus gesetzt werden. Gribkowsky sei es zudem gelungen, das | |
| Formel-1-Paket zu einem Preis zu verkaufen, den zuvor niemand für möglich | |
| gehalten habe. | |
| Sein Anwaltskollege Dirk Petri ergänzte: „Er hat ein sehr glaubhaftes | |
| Geständnis abgelegt.“ Beweise für eine Erpressung – Ecclestone hatte in d… | |
| Verfahren ausgesagt, Gribkowsky habe ihn bedroht – gebe es auch nicht. | |
| 27 Jun 2012 | |
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