# taz.de -- Gewerkschaft macht Anti-Stress-Vorschläge: Mehr Ruhe auf der Arbeit | |
> Jeder achte Krankheitstag in Deutschland wird durch seelische Leiden | |
> ausgelöst. Die IG Metall hat nun Vorschriften gegen Hektik im Job und | |
> Burn-out vorgeschlagen. | |
Bild: Am Arbeitsplatz überlastet? Neue Vorschriften sollen helfen. | |
BERLIN taz | Mit einer „Anti-Stress-Verordnung“ will die Gewerkschaft IG | |
Metall dafür sorgen, dass psychischen Belastungen im Job Einhalt geboten | |
wird. „Gute Arbeit braucht klare Regeln“, sagte der Vorstand der | |
Gewerkschaft, Hans-Jürgen Urban, am Mittwoch und präsentierte einen Katalog | |
von Vorschlägen. Das Recht müsse an die neuen Probleme und | |
Herausforderungen der Arbeitswelt angepasst werden. | |
Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz sind in den vergangenen Jahren | |
immer mehr zum Problem geworden. Laut Statistik des Bundesverbandes der | |
Betriebskrankenkassen verursachen seelische Leiden mittlerweile jeden | |
achten Krankheitstag. Allein in den ersten drei Quartalen 2011 stiegen die | |
Krankheitstage wegen psychischer Erkrankungen um 13,4 Prozent gegenüber dem | |
Vorjahr an. | |
Laut Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgeber rechtlich verpflichtet, für die | |
Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaften Sorge zu tragen. Das | |
Arbeitszeitgesetz legt zum Beispiel auch Höchstgrenzen für die werktägliche | |
Arbeitszeit fest und regelt Ruhepausen. Ob die Unternehmen sich an diese | |
Spielregeln halten, müssen allerdings die Gewerbeaufsichtsämter der Länder | |
sicherstellen. Weil denen Personal fehlt, so heißt es bei Gewerkschaftern, | |
gebe es allerdings nur selten Kontrollen. | |
Gegen Hektik im Job oder Burn-out schützen die Vorschriften bisher wenig. | |
„Anders als in Gefährdungsbereichen wie bei Gefahrstoffen, Lärm oder | |
mangelnder Beleuchtung fehlen ausgerechnet im Gefährdungsbereich der | |
psychischen Belastungen klare und konkrete Regeln“, so Urban. Eine | |
„Anti-Stress-Verordnung“ würde dies ändern. | |
## Pause vom Handy | |
Unternehmen müssten dann zum Beispiel dafür sorgen, dass das Schichtsystem | |
„der Gesundheit zuträglich“ ist. Sie müssten vermeiden, dass Arbeitnehmer | |
durch Smartphones oder Laptops dauerhaft erreichbar sind. Ebenso müssten | |
sie Mitarbeiter, die an Projekten arbeiten, besser schützen – und die | |
Verantwortlichen prüfen, ob ein Projekt „ohne gesundheitliche | |
Beeinträchtigung“ realisierbar ist. | |
Ohne das Zutun der Regierung wird sich am Arbeitsschutz jedoch so schnell | |
nichts ändern. „Das Bundesarbeitsministerium muss eine entsprechende | |
Verordnung erlassen“, erläutert Urban. Arbeitsministerin Ursula von der | |
Leyen (CDU) hat den Vorschlag der Gewerkschafter bereits auf dem Tisch. Mit | |
Gewerkschaften, der Wissenschaft und anderen Teilnehmern sei man im | |
Gespräch, so ein Sprecher des Ministeriums. Man prüfe, ob eine neue | |
Verordnung das Problem beheben könne, oder ob bestehende Gesetze nicht | |
ausreichten. Tatsächlich gebe es „Erkenntnislücken“ was den psychischen | |
Arbeitsschutz betreffe. | |
27 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Mandy Kunstmann | |
## TAGS | |
Bundesarbeitsgericht | |
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