# taz.de -- US-Justizministerium: Aktion Fast and Furious | |
> Das Repräsentantenhaus spricht US-Justizminister Eric Holder das | |
> Misstrauen aus – ein bisher einmaliger Vorgang, den die Demokraten für | |
> einen „politischen Trick“ halten. | |
Bild: Das Votum ist eine bittere Niederlage für Eric Holder. | |
WASHINGTON afp | Das US-Repräsentantenhaus hat erstmals in seiner | |
Geschichte einem amtierenden Minister das Misstrauen ausgesprochen. In der | |
Affäre um eine misslungene Waffenschmuggel-Aktion des US-Justizministeriums | |
habe Ressortchef Eric Holder den Kongress missachtet, urteilte die Mehrheit | |
der von den Republikanern dominierten Kammer am Donnerstag über den | |
Demokraten. Das Weiße Haus sprach von einem „durchsichtigen politischen | |
Trick“. | |
255 Abgeordnete, darunter 17 Demokraten, votierten für den Antrag des | |
Untersuchungsausschusses zu der Affäre. 67 Abgeordnete lehnten es ab, den | |
Demokraten Holder wegen „Missachtung des Kongresses“ zur Verantwortung zu | |
ziehen. Rund hundert demokratische Abgeordnete mit Minderheitsführerin | |
Nancy Pelosi an der Spitze verließen zu Beginn der Abstimmung aus Protest | |
den Saal. Sie werfen den Republikanern vor, mit ihrem Schritt lediglich die | |
Regierung von US-Präsident Barack Obama vor der Wahl im November | |
diskreditieren zu wollen. | |
Die Republikaner werfen Holder unter anderem vor, den Forderungen nach | |
Einsicht in Akten des Ministeriums nicht nachgekommen zu sein. Der | |
Justizminister muss sich dafür im Extremfall auf eine Anklage gefasst | |
machen; bei einer Verurteilung droht dann eine Geldstrafe von 1000 Dollar | |
und bis zu ein Jahr Haft. Experten rechnen allerdings nicht mit einem | |
strafrechtlichen Nachspiel. Stattdessen dürften die Republikaner auf die | |
Herausgabe der unter Verschluss gehaltenen Informationen klagen. | |
Holder selbst sprach nach der Abstimmung von „dem bedauerlichen Höhepunkt | |
einer fehlgeleiteten und politisch motivierten Untersuchung in einem | |
Wahljahr“. Er verwies darauf, dass er selbst eine „unabhängige | |
Untersuchung“ der Affäre angeordnet habe. Ein Sprecher des Weißen Hauses | |
erklärte in Washington, die Republikaner verlegten sich auf „politisches | |
Theater“ statt einer „legitimen Aufsicht“ durch den Kongress. | |
Ein Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses befasst sich seit | |
Februar mit der Aktion „Fast and Furious“ des Justizministeriums. In den | |
Jahren 2009 und 2010 ließen US-Agenten rund 2000 Schusswaffen über die | |
Grenze nach Mexiko schmuggeln, um die Waffenkäufe mexikanischer | |
Drogenkartelle zu verfolgen. | |
## Akten zurückgehalten | |
Die meisten der Waffen konnten aber nicht wieder aufgespürt werden. Zwei | |
der verloren gegangenen Waffen wurden nach dem Mord an einem | |
US-Grenzschützer am Tatort gefunden. Dies führte zum Ende der verdeckten | |
Aktion und schließlich zu einer Untersuchung durch den Kongress. | |
Das Justizministerium hat dem Kongressausschuss rund 7600 Seiten an | |
Dokumenten zu „Fast and Furious“ zur Verfügung gestellt, nach Angaben des | |
Untersuchungsausschusses sind dies aber weniger als zehn Prozent des | |
angeforderten Materials. Holder stand bei neun Anhörungen im Kongress Rede | |
und Antwort. | |
Sein Ministerium hält einige Dokumente zurück und begründet dies damit, | |
dass deren Veröffentlichung „schädliche Konsequenzen“ hätte und den | |
Spielraum der Regierung bei internen Beratungen künftig einengen würde. | |
US-Präsident Obama selbst hatte dieses „Privileg der Exekutive“ angeführt. | |
29 Jun 2012 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Waffenschmuggel nach Mexiko: Argloser US-Justizminister | |
Operation „Fast & Furious“ ging nach hinten los. Waffen wurden an | |
Drogenbosse verkauft, die Spur verlor sich. Der zuständige Minister wusste | |
von nichts. | |
Kommentar US-Justizminister: So dumm und korrupt kann Politik sein | |
Waffen aus den USA finden ihren Weg zu Käufern in Mexiko. Doch statt den | |
Waffenhandel zu kontrollieren, spricht der Kongress lieber dem | |
Justizminister das Misstrauen aus. | |
US-Justizminister unter Druck: Republikaner wollen Holder abstrafen | |
Es geht um Waffenschmuggel an der Grenze zu Mexiko und Machtspielchen im | |
Wahlkampf: Die Republikaner wollen Eric Holder im Kongress mit einer | |
„Missbilligung“ bestrafen. | |
US-Minister verteidigt gezielte Tötungen: Todesstrafe ohne Richter | |
Terroristen, die eine Gefahr für die USA darstellen, dürfen laut | |
US-Justizminister Eric Holder gezielt getötet werden – selbst dann, wenn es | |
sich um US-Bürger handelt. |