# taz.de -- US-Justizminister unter Druck: Republikaner wollen Holder abstrafen | |
> Es geht um Waffenschmuggel an der Grenze zu Mexiko und Machtspielchen im | |
> Wahlkampf: Die Republikaner wollen Eric Holder im Kongress mit einer | |
> „Missbilligung“ bestrafen. | |
Bild: Neun Mal hat Justizminister Eric Holder schon vor dem Kongress zum Thema … | |
WASHINGTON taz | Die Taktiererei zwischen Kongress und Weißem Haus geht in | |
eine neue Phase. Dieses Mal trifft es einen Politiker, der Präsident Barack | |
Obama besonders nahe steht: Justizminister Eric Holder. Nachdem ein – | |
mehrheitlich republikanisch besetzter – Ausschuss am Mittwoch den Weg | |
geebnet hat, droht dem Justizminister in der kommenden Woche eine | |
„Missbilligung“ durch das Repräsentantenhaus. | |
Hintergrund ist die dramatisch missglückte Operation zur Verhinderung von | |
Waffenschmuggel nach Mexiko: „Fast and Furious“ („schnell und wild“). | |
Offiziell hatte die Operation das Ziel, den Waffenschmuggel nach Mexiko | |
einzudämmen. Strohmänner sollten Waffen nach Mexiko schleusen, um die Wege | |
des illegalen Geschäftes zu ergründen. Unter bislang ungeklärten Umständen | |
gerieten von 2009 bis 2011 jedoch 2.000 Schusswaffen aus der Operation in | |
die Hände des organisierten Verbrechens auf der Südseite der Grenze. | |
Der Justizminister, so der Vorwurf der RepublikanerInnen jetzt, halte | |
Dokumente unter Verschluss und behindere die Aufklärung der Angelegenheit. | |
Holder, der sich zu dem Thema neun Mal im Kongress geäußert und dessen | |
Ministerium mehr als 7.600 Dokumente offengelegt hat, spricht von einer | |
„unnötigen Aktion“ und einem „Ablenkungsmanöver im Wahljahr“. Im | |
schlimmsten Fall könnte das Verfahren zu einer Gefängnisstrafe für Holder | |
führen, es soll aber vermutlich nur dazu dienen, ihn zur Aussage vor dem | |
Kongress zu zwingen. | |
Kurz bevor der Ausschuss dem Justizminister am Mittwoch mit 23 zu 17 | |
Stimmen seine „Missbilligung“ aussprach, belegte Präsident Obama mehrere | |
Tausend E-Mails im Zusammenhang des Waffenschmuggels mit seinem | |
„Exekutivprivileg“. Der Präsident nahm damit erstmals das Recht in | |
Anspruch, Dokumente unter Verschluss zu halten. | |
## Operation reicht bis in Bush-Jahre zurück | |
Die Operation „Fast and Furious“, die als Vorwand für das Manöver in | |
Washington dient, reicht bis in das Ende der Amtszeit von Bush zurück. | |
Schon der Verwaltung des Ex-Präsidenten soll klar gewesen sein, dass die | |
Operation falsch lief, erklären demokratische Abgeordnete. Doch die | |
Nachforschungen über die Operation begannen erst nach dem Machtwechsel. | |
In den USA geriet die Affäre in die Schlagzeilen, als im Dezember 2010 ein | |
Mitglied der Grenzpatrouille, Brian Terry, erschossen wurde. Die Tatwaffe | |
stammte aus dem „Fast and Furious“-Kontingent. Dass möglicherweise Tausende | |
Mexikaner ebenfalls mit Waffen ermordet wurden, die in die falschen Hände | |
geraten sind, ist in den USA kein größeres Thema. | |
Wer dafür verantwortlich ist, dass die Waffen in den Händen von Mördern | |
landeten – ob beispielsweise bei den US-Stellen Agenten des organisierten | |
mexikanischen Verbrechens arbeiteten – und auch wann es genau geschah, | |
konnte der Ausschuss des Repräsentantenhauses, der seit 18 Monaten an dem | |
Thema arbeitet, bislang nicht klären. Präsident Obama hat ebenfalls eine | |
separate Untersuchung der Affäre veranlasst. | |
## „Hexenjagd“ auf Holder | |
DemokratInnen in Washington sprechen von einer „Hexenjagd“ auf Holder. Der | |
Justizminister – neben Obama der zweite Afroamerikaner an der US-Spitze – | |
ist ein Bürgerrechtler, Verteidiger des Rechtes auf Familienplanung und | |
Befürworter von lückenloser Kontrolle des Schusswaffenhandels. Und damit | |
schon lange ein Feindbild des rechten Flügels der republikanischen Partei. | |
Unter anderem haben rechte Blogger eine abstruse Verschwörungstheorie in | |
Umlauf gebracht, die von der mächtigen Schusswaffenlobby „National Rifles | |
Association“ (NRA) und zuletzt auch massiv von dem Sender Fox News | |
verbreitet worden ist. Danach habe die Obama-Regierung den missratenen | |
Waffenschmuggel absichtlich organisiert. Der Grund? Obama habe Schusswaffen | |
generell diskreditieren wollen, um ihren Verkauf in den USA zu erschweren. | |
„Sie wollen uns unseren zweiten Verfassungszusatz nehmen“, beklagen die | |
Waffen-Freunde. Und der Vizepräsident der NRA, Wayne Lapierre, nennt die | |
misslungene „Fast-and-Furious“ Operation den „größten Coverup seit | |
Watergate“. | |
Von der Realität ist das weit entfernt. In den letzten Jahren sind der | |
Schusswaffenhandel und das Waffen-Tragen in den USA weiter liberalisiert | |
worden. Unter anderem wurden seit dem Amtsantritt von Obama die letzten | |
schusswaffenfreien Zonen – infolge einer Entscheidung des Obersten | |
Gerichtes – abgeschafft. | |
21 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |