# taz.de -- Merkel, Monti und die Eurokrise: Harmonie am Tiber | |
> Angela Merkel und der italienische Premier Mario Monti lächeln gegen die | |
> Spannungen nach dem EU-Gipfel an. Monti verspricht trotz schlechter | |
> Haushaltszahlen, weiter zu sparen. | |
Bild: Auf einmal ganz harmonisch: Angela Merkel im Gespräch mit Mario Monti. | |
ROM dapd/afp | Gemeinsam für ein wettbewerbsfähiges Europa: Unter diesem | |
Tenor demonstrierten der italienische Ministerpräsident Mario Monti und | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch in Rom Einigkeit. „Wir sind | |
fest entschlossen, die momentanen Schwierigkeiten Europas gemeinsam zu | |
überwinden“, erklärte die Kanzlerin nach Gesprächen mit Monti in der | |
römischen Villa Madama, und zwar nach dem Prinzip „Einigkeit auf der einen, | |
Solidarität auf der anderen Seite“. Monti betonte den gemeinsamen Glauben | |
an das Projekt einer „wettbewerbsfähigen sozialen Marktwirtschaft“. | |
Verflogen schienen die Spannungen nach dem erbitterten Tauziehen zwischen | |
Rom und Berlin beim EU-Gipfel der vergangenen Woche. Der Ministerpräsident | |
und die Kanzlerin zeigten sich entspannt trotz glühender Hitze. Monti hatte | |
in Brüssel gemeinsam mit seinem spanischen Kollegen Mariano Rajoy Merkel | |
Finanzhilfen aus dem Eurorettungsschirm ESM abgerungen. Dies wurde vielfach | |
als Einknicken der Kanzlerin gewertet. | |
In einen EU-Gipfel gehe jedes Mitgliedsland mit seinen Interessen, | |
verteidigte Merkel die Beschlüsse des Krisen-Gipfels am Mittwoch. Am Ende | |
müsse der Europäische Rat einstimmig beschließen, erklärte die Kanzlerin. | |
Das bedeute, die Interessen zu bündeln und zu Lösungen zu kommen, die für | |
alle richtig seien. „Genau das ist in der Nacht von Donnerstag zu Freitag | |
passiert“, sagte Merkel. | |
Monti seinerseits beschwichtigte, dass es Italien insbesondere um ein | |
Signal an die gestressten Finanzmärkte gegangen sei. „Ohne ein solche | |
Signal wäre der beschlossene Stabilitätspakt sehr viel weniger überzeugend | |
gewesen für die Märkte“, erklärte der italienische Regierungschef. | |
## Steuern erhöhen, Arbeitnehmerrechte beschneiden | |
Monti versicherte der Kanzlerin, dass Italien entschlossen sei, beim Abbau | |
der Verschuldung voranzukommen und auf Wachstum hinzuarbeiten. Neben der | |
Konsolidierung des Haushaltes soll auch die Mehrwertsteuer zum 1. Oktober | |
steigen, wie Monti sagte. Merkel ihrerseits betonte, Roms begonnene | |
Reformen - eine umstrittene Arbeitsreform wurde noch kurz vor dem EU-Gipfel | |
durchgedrückt - seien gut und Italien auf dem richtigen Weg. | |
Dennoch musste Monti die Prognose seiner Regierung für das diesjährige | |
Haushaltsdefizit nach oben korrigieren. Er rechne nunmehr mit einer | |
Neuverschuldung von zwei Prozent, wohingegen die bisherige offizielle | |
Prognose bei 1,3 Prozent lag. | |
Merkel und Monti waren zu bilateralen Regierungskonsultationen in der Villa | |
Madama zusammengekommen. Die Kanzlerin wurde von fünf Fachministern | |
begleitet, darunter Außenminister Guido Westerwelle, Wirtschaftsminister | |
Philipp Rösler und Finanzminister Wolfgang Schäuble. | |
5 Jul 2012 | |
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